Fuer immer und alle Zeit
er in so früher Kindheit von der bösen Frau gebrandmarkt worden war, hatte er sich gewissermaßen vor jeglichen Gefühlen, guten wie schlechten, abgeschirmt.
Aber seit er Darci kannte, konnte er lachen. Und sticheln und necken. Und er konnte endlich auch an andere Dinge denken als nur an die dunklen Seiten des Lebens. Sie hatte es fertig gebracht, dass er ihr Geschenke machen und ihr Dinge zeigen wollte. Die ganze Welt wollte er ihr zeigen! Er hatte ihr bereits erzählt, dass er weit gereist war, viele Menschen getroffen und vieles gesehen hatte. Aber bei all seinen Reisen hatte er nie Freude empfunden. Einmal hatte ein alter Mann zu ihm gesagt: »Junge, ich glaube, du bist ganz intensiv auf der Suche nach etwas. Aber ich glaube nicht, dass du weißt, was du suchst.«
Irgendwie hatten diese Worte des alten Mannes Adams ganzes Leben beschrieben. Und er hatte wirklich nicht gewusst, was er suchte, bis zu einem schicksalhaften Sommertag vor ein paar Jahren, als er seinen Cousinen beim Tennisspielen zuschaute. Dieser Tag und eine beiläufige Bemerkung hatten ihn auf den Weg gebracht, der ihn hierher geführt hatte.
Hierher, zu Darci, dachte er lächelnd und folgte Taylor aus dem Haus.
Darci konnte Adam Dinge entlocken, die noch nie jemand aus ihm herausbekommen hatte. Und dafür wollte er ihr ebenfalls etwas geben.
Er hatte versucht, sie zum Lachen zu bringen, und die paar Male, die er es schaffte, hatte er das Gefühl gehabt, ihr Lachen sei ein seltenes, ein kostbares Geschenk. Er wollte sie beschützen und ...
Und ich möchte sie lieben, dachte er mit einem Lächeln auf den Lippen. Sie hatte sich geärgert, weil er wusste, dass sie ihn mit ihren sexuellen Erfahrungen belogen hatte, aber ihm gefiel es, dass sie noch nie mit einem Mann zusammen gewesen war. Es gefiel ihm, dass sie ihm und nur ihm gehören konnte.
Aber das kommt alles erst später, dachte er. Jetzt mussten sie erst diese schwierige Aufgabe meistern, die Darci und ihn zusammengebracht hatte.
Und deshalb lagen sie jetzt alle drei auf dem Bauch im Herbstlaub auf einer kleinen Anhöhe, ein paar hundert Meter von dem Haus entfernt, das Darci zufolge ein Hort des Bösen war. Taylor verteilte Nachtsichtgläser, aber es war nichts Ungewöhnliches zu entdecken. Nirgendwo war ein Mensch zu sehen. Um das Haus standen keine Wachen, auch Hunde waren keine da; es gab nichts, was einen davon hätte abhalten können, einfach hineinzugehen. In dem Gebäude brannte nur ein Licht, oben im zweiten Stock unter dem Dach - wahrscheinlich war das der Speicher. In der Giebelwand war ein rundes Fenster, aus dem ein warmes, gelbes Licht schien.
»Das gefällt mir nicht«, meinte Taylor und setzte sich auf. »Dieses Fehlen jeglicher Schutzvorrichtungen macht mir mehr Angst als alles, was ich auf diesem Gebiet bisher erlebt habe. Glaubt ihr, man weiß im Ort, dass dieses Haus der Frau gehört und lässt es deshalb in Ruhe?«
»Wahrscheinlich«, meinte Adam und setzte sich ebenfalls auf. »Aber unheimlich ist es trotzdem, nicht wahr? Ich dachte, wir bekämen es mit einem Gefängnis zu tun, mit Mauern und schwer bewaffneten Wächtern. Wenn sie so etwas Wertvolles wie diesen Spiegel besitzt, würde sie ihn denn nicht schützen wollen?«
»Weißt du, wer sonst noch weiß, dass sie den Spiegel hat?«, fragte Taylor.
»Außer mir noch ein paar medial Veranlagte, glaube ich«, antwortete Adam, »und nach dem, was ich mitbekommen habe, weiß es wahrscheinlich auch halb Camwell. Woher weißt du es eigentlich?«
»Eine meiner Studentinnen hat eine Schwester, die dem Kult beigetreten ist. So viel ich weiß, hoffen diese Leute alle, durch den Spiegel Macht zu erlangen.«
»Medial Veranlagte und Gerüchte«, meinte Darci und setzte sich neben Adam auf. »Ihr sagt eigentlich beide, dass ihr nicht hundertprozentig sicher seid, ob dieses Ding überhaupt existiert.«
Es war nicht mehr richtig hell, doch Darci sah, dass Adam ein paar Mal den Mund öffnete und wieder schloss, als wollte er zu einer Verteidigung ansetzen. Doch dann blickte er zu Taylor, ehe er sich wieder ihr zuwandte. »Richtig. So in etwa ist es auch. Ich bin mir bei nichts hundertprozentig sicher. Ich habe jahrelang mit herkömmlichen Methoden versucht, an Informationen zu kommen, aber kaum etwas erreicht. Deshalb versuchte ich es dann auf eher unüblichen Wegen. Oder paranormalen, besser gesagt.« Er schaute in die Kronen der Bäume hinauf. Nicht weit von ihnen stand eine Eiche mit mächtigen, weit ausladenden
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