Fuer immer und einen Tag
gemacht hatte.
»Ich hätte gewettet, dass du sofort einnickst, sobald wir aus Edinburgh heraus sind.«
Sie war unleugbar müde und wusste, dass sie schlafen sollte, hatte aber noch zu viel damit zu tun, sich den Tag in allen Einzelheiten einzuprägen. »Ich werdâs versuchen«, sagte sie und rutschte ein Stück tiefer auf ihrem Sitz herunter.
Die Grenze zwischen ihrem bewussten Denken, mit dem sie ihrem alternativen Leben ständig neue Facetten hinzufügte, und dem unbewussten Traumgeschehen, über das sie keine Kontrolle hatte, war flieÃend. In diesem Fall umso mehr, da beide Seiten harmonische Familienszenen hervorbrachten, doch der Traum musste zwangsläufig einmal enden, und sie erwachte mit einem Ruck. Der Wagen stand, und als sie sich zu Ben umdrehte, war er nicht da. Bevor sie erschrecken konnte, tauchte er auch schon am Beifahrerfenster auf, eine Kamera um den Hals gehängt. Er zog die Tür auf und hockte sich neben sie.
Verwirrt blickte sie über ihn hinweg in die unverändert tintenschwarze Nacht. »Wo sind wir?«, fragte sie und rieb sich den Schlaf samt den restlichen Traumbildern aus den Augen.
»Ich möchte, dass du aussteigst«, sagte Ben beinahe feierlich. Sie löste den Sicherheitsgurt, und er nahm ihre Hand und half ihr hinaus.
Vage konnte sie die Umrisse der Berge vor sich ausmachen, deren schneebedeckte Kuppen geisterhaft in der Luft zu schweben schienen. Je mehr ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnten, desto mulmiger wurde ihr. Der Nachthimmel hatte etwas an sich, das ihr seltsam vorkam. »Stimmt etwas nicht?«, fragte sie, und die kalte Luft machte sie endgültig hellwach.
»Nein, alles in Ordnung«, sagte Ben, klang aber so anders als sonst, dass es sie kaum beruhigte. Dann legte er ihr die Hände auf die Schultern. »Mach bitte die Augen zu.«
Sie lachte nervös auf, tat ihm aber den Gefallen und lieà sich von ihm vors Auto schieben, zu der offenen Landschaft hin. »Schön die Augen zulassen«, mahnte er und nahm seine Hände weg.
Sie hörte das Knirschen von Steinen unter seinen FüÃen, als er sich ein paar Schritte entfernte, und dann das Rascheln seiner Jackenärmel. Vermutlich hatte er die Kamera zur Hand genommen, aber sie konnte sich beim besten Willen nicht erklären, warum.
»Warte noch«, sagte er.
Sie hielt die Augen brav geschlossen, aber auf einmal geschah etwas Magisches. Durch die geschlossenen Lider hindurch bemerkte sie ein flackerndes Licht und sah unwillkürlich hin, gerade als Ben ihr die Erlaubnis gab. Nicht zu ihm allerdings, sondern in den Himmel. Die Kamera klickte, um den Moment für die Ewigkeit festzuhalten.
»Das Nordlicht!«, rief sie atemlos. »Wie hast du das denn gemacht?«
Ben trat hinter sie und legte die Arme um ihre Taille, damit sie gemeinsam schauen konnten. Farbige Schleier wehten über das Firmament, sich kräuselnde Lichtbänder in kosmischer Dimension, die hinter der zerklüfteten Landschaft herabsanken. »So gern ich mir das als Verdienst anrechnen würde, es war wirklich nicht geplant.«
Schweigend standen sie da und verfolgten die fantastische Lightshow am Himmel. »Es stand auf meiner Liste«, sagte Emma irgendwann wie zu sich selbst, »aber so schön hätte ich es mir nicht vorgestellt. Ich hätte das nie beschreiben können, ohne es mit eigenen Augen gesehen zu haben, Ben. Das ist ein Erlebnis. Der ganze Tag war ein Erlebnis.«
»Wenn das so ist â meinst du, du könntest noch ein bisschen mehr pralles Leben verkraften?«
»Du hast noch mehr auf Lager?«
Als er nicht antwortete, wandte sie ihren Blick widerstrebend von den immer noch über den Horizont zuckenden Lichtern ab und drehte sich zu ihm um.
»Ich liebe dich, Emma, von ganzem Herzen, und wenn ich könnte, würde ich eine Million Tage wie diesen für dich schaffen«, sagte er und nahm ihre Hand. »Ich weiÃ, ich kann nicht alle deine Träume verwirklichen, aber einen kann ich wahr werden lassen.«
»Und der wäre?«
Als Ben vor ihr niederkniete, spürte sie, wie die Dunkelheit um sie herum sich zurückzog. Das Licht wurde heller, als wären die Nordlichter zuvor gedimmt gewesen und plötzlich auf volle Stärke gedreht worden.
»Emma, willst du mich heiraten?«, fragte Ben, der sehr entschlossen, wenn auch ein wenig nervös, zu ihr aufsah.
»Ja«, stieà sie hervor,
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