Fuer immer und einen Tag
in ihren SchoÃ, und als sie aufblickte, merkte Emma, dass sie ihre Tochter mit neuen Augen betrachtete. »Du kannst ihn fragen.«
»Danke, Mum«, sagte sie und reichte ihr die Hand, die Meg kräftig drückte.
»Es ist dein Leben, deine Entscheidung. Das weià ich.«
Emma spürte, wie ihre Brust sich weitete, als sie tief Luft holte und ihrem Selbstvertrauen Raum gab. Sie wusste, dass es nicht leicht sein würde, ihre Möglichkeiten wurden immer begrenzter, doch die Entscheidungen, die sie von nun an traf, würden ihre eigenen sein. Niemand würde diese Last mit ihr tragen, und genauso wollte sie es haben.
Ihre Besprechung mit Dr. Spelling verlief so gut wie erwartet. Er beantwortete ihre Fragen offen und ehrlich, worauf sie im Vorfeld bestanden hatte. Zusammen gelang es ihnen, eine klare und realistische Prognose zu entwerfen, mit der sie planen konnte.
Der Arzt hatte ihr angeboten, noch zu bleiben, um ihr moralische Unterstützung zu geben, wenn sie die Nachrichten ihren Angehörigen mitteilte, aber sie hatte dankend abgelehnt, weil ihr klar war, dass ihre Mutter nur wieder eine neue Debatte mit ihm anzetteln würde. Sie wusste, was gesagt werden musste und wer es hören musste.
Drei Gesichter sahen sie erwartungsvoll an, um ihr Bett herumgruppiert, in dem sie aufrecht saÃ, aber niemand stellte die Frage, die allen auf der Zunge brannte.
»Sie konnten einen Teil der neuen Wucherung entfernen, aber der Tumor ist nicht zu beseitigen«, begann sie und tat genau das, was Dr. Spelling auf ihre Bitte hin nicht getan hatte: Sie versüÃte die bittere Pille ein wenig, weil sie wusste, dass die anderen in mehrfacher Hinsicht schwerer daran zu schlucken haben würden. Sie würden unter ihrer Trauer mehr leiden als sie selbst. »In ein paar Wochen fange ich mit dem ursprünglichen Behandlungsplan an, den man hier für mich ausgearbeitet hat. Eine Kombination aus Strahlen- und Chemotherapie, die das Wachstum verlangsamen, aber nicht aufhalten wird.«
»Und die Behandlung in Amerika?«, fragte Meg.
Emma zögerte mit ihrer Antwort, denn das war die letzte Rettungsleine, an die ihre Mutter sich klammerte. »Dr. Spelling hat die Bestätigung aus Boston bekommen, dass ich in meinem derzeitigen Zustand nicht mit dem klinischen Versuch beginnen kann, und wenn ich mich erst einmal hier der Strahlentherapie unterzogen habe, komme ich für das Projekt dort nicht mehr in Frage.«
»Aber es muss doch eine Möglichkeit geben â¦Â«
»Mum«, sagte Emma. Mit der Autorität in ihrer Stimme durchtrennte sie diese letzte Rettungsleine. »Ich habe Dr. Spellings Behandlungsplan zugestimmt.«
Meg zitterte jetzt, und Louise legte sehr zart den Arm um sie, als hätte sie Angst, ihre Mutter könnte in lauter kleine Stücke zerspringen. »Ich gebe den Kampf nicht auf, Emma«, schwor Meg. »Ich finde eine andere Klinik, einen anderen Versuch â¦Â«
»Bitte, Mum«, unterbrach Emma sie. Sie hatte das, was sie sagen wollte, sorgfältig vorbereitet und hoffte nun, dass sie ihren Text beherrschte. »Ich weiÃ, wie unermüdlich du für mich gekämpft hast, aber das, worum ich dich jetzt bitten möchte, wird noch viel mehr Mut erfordern. Ich will nicht, dass du dich krumm arbeitest, um eine Therapie zu finanzieren, aus der ohnehin nichts wird. Ich will keine Kriegerin um mich haben, die es mit der ganzen Welt aufnimmt, um ihre Tochter zu retten, ich will einfach meine Mum wiederhaben. Wenn du das für mich tun kannst, wirst du nichts bereuen, gar nichts.«
Ein langes Schweigen folgte darauf, in dem Emma nur das Klopfen ihres eigenen Herzens hörte. Ein dumpfer Druck meldete sich hinter ihrer Nase, für den sie ausnahmsweise einmal nicht ihren Tumor verantwortlich machen konnte. Er kam von der Tränenflut, die sie die ganze Zeit zurückhielt.
Sie war erschöpft und biss sich fest auf die Lippen, um ihre Gefühle zu beherrschen. Sie war nicht die Einzige, die mit der Beherrschung rang, aber sie wusste, dass weder ihre Mutter noch ihre Schwester zusammenbrechen würden, wenn sie es nicht als Erste tat. »Warum gehst du nicht eine schöne Tasse Tee mit Louise trinken?«, sagte sie sanft zu ihrer Mutter. »Ich hätte nichts dagegen, ein bisschen mit Ben allein zu sein.«
Meg ging still hinaus, fürsorglich geleitet von Louise. Emma tat, als hörte sie das schmerzliche Aufheulen nicht, das
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