Fuer immer und einen Tag
im Flur widerhallte noch bevor die Tür sich ganz hinter ihnen geschlossen hatte.
»Alles in Ordnung?«, sagte sie zu Ben.
»Das fragst du mich?« Ben rieb sich das Gesicht. Er hatte reglos wie eine Statue dagesessen und kein einziges Wort gesagt, während die Tragödie ihres Lebens sich vor ihm entfaltete. Sie wusste, er war benommen vom Schock, und sie fühlte sich erneut schuldig, weil sie ihn in diese Tragödie mithineingezogen hatte.
»Ich würde gern sagen, das Schlimmste ist überstanden, aber es wird noch schlimmer kommen, Ben.«
Sie wich seinem Blick aus, strich die Bettdecke über ihren Beinen glatt und streckte die Hände über die gesamte Breite aus, um ihr Terrain abzustecken. Sie wollte nicht, dass er sich zu ihr aufs Bett setzte; sie konnte nur sagen, was gesagt werden musste, solange sie ihn nicht nahe bei sich spürte. Entschlossen nahm sie einen neuen Anlauf.
»Ich möchte, dass du sehr gründlich darüber nachdenkst«, sagte sie. Das Hämmern ihres Herzens war jetzt fast ohrenbetäubend. Sie hatte sich die Szene bereits im Kopf ausgemalt, nur dass sie in ihrer Vorstellung kurz davor war, ein Flugzeug zu besteigen.
Der Abflug nach Paris verzögerte sich. Vielleicht wäre sonst alles anders gekommen.
Wir hatten tagelang nichts weiter getan, als eng umschlungen beisammenzuliegen, miteinander zu reden und uns zu lieben. Die Zeit, die wir hatten, war kostbar, und wir genossen jeden Augenblick. Bald würde ich meinen Jet-Set-Lebensstil wieder aufnehmen, zwei Wochen vor meinem fünfunddreiÃigsten Geburtstag. Ben hatte darauf bestanden, dass ich meine Träume nicht für seine aufs Spiel setzen durfte, und wir waren übereingekommen, dass es besser für ihn wäre, im Cottage zu bleiben und ernsthaft mit dem Aufbau seines Geschäfts zu beginnen.
»Ich werde dich vermissen«, sagte er und nahm meine Hände. Wir standen unter einer Anzeigetafel, auf der die Verspätung gerade angekündigt worden war. Zärtlich begann er, jeden meiner Finger zu küssen, und hielt dann beim Ringfinger der linken Hand inne, an dem ein einzelner Diamant funkelte. Ein selbstzufriedenes Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
»Du wirst viel zu viel zu tun haben, um überhaupt zu merken, dass ich weg bin«, entgegnete ich.
»Ich wünschte, es wäre so einfach. Ich werde verloren sein ohne dich.«
»Du wirst schon zurechtkommen«, versicherte ich ihm.
»Ich werde untröstlich sein«, beharrte er, und sein Beharren brachte mich dazu, mir vorzustellen, wie unsere Zukunft aussehen würde, insbesondere Bens Zukunft. Die Szenen, die vor meinem inneren Auge abliefen, erschreckten mich, und ich verfluchte meine hinterhältige Fantasie.
Abrupt entzog ich ihm meine Hände, als wäre ein elektrischer Schlag zwischen uns gefahren.
»Emma?«, fragte er. »Was ist los?«
»Ich möchte, dass du sehr gründlich nachdenkst, bevor du antwortest«, sagte ich. »Ist es das, was du dir erträumt hast? Die groÃe Liebe zu finden, um sie dann davonfliegen zu sehen?«
Benn wirkte verwirrt â unsicher, worauf ich hinauswollte und ob er dabei mitmachen sollte. »Was meinst du, Emma? Es geht doch nicht darum, möglichst viel Zeit miteinander zu verbringen, sondern die Zeit, die wir haben, gut zu nutzen.«
Er schüttelte den Kopf, als wollte er leugnen, was direkt vor seinen Augen geschah. Ich hatte meinen Verlobungsring abgenommen. »Ich lasse das nicht zu, Ben. Ich lasse nicht zu, dass du dein eigenes Glück für meines opferst.«
Emma atmete mühsam, als sie die Szene zum Abschluss brachte. Sie blickte auf ihre linke Hand hinunter, die zitterte. Kein Verlobungsring schmückte sie, aber es hatte auch nie einen gegeben. Sie stand nicht in der Abflughalle eines Flughafens, sie saà in ihrem Krankenhausbett.
Sie riskierte einen Blick in Bens Richtung, und sobald er sie ansah, schmolz sie dahin. Er nahm ihre Hand, küsste ihre Finger, lieà sie nicht aus den Augen. »Ich opfere mein Glück nicht, begreifst du das nicht? Du bist mein Glück. Verurteile mich nicht zu lebenslangem Bedauern darüber, dass ich nicht mehr Zeit mit dir verbracht habe.«
»Du wirst dir trotzdem immer wünschen, dass wir mehr Zeit miteinander gehabt hätten, das ist es ja gerade.«
»Umso mehr Grund, jetzt so viel mit dir zusammen zu sein, wie ich kann. Schluss damit, Emma«,
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