Fuer immer und einen Tag
ihrer Haare über ihre Schultern, als sie nickte. »Ben ist nicht der Einzige, der dich liebt«, sagte sie dann, zog ihre Tochter im Dunkeln an sich und hielt sie fest. »Ich habe dich so furchtbar lieb.«
»Ich dich auch, Mum. Ich werde dich immer lieben. Immer.«
Emma fühlte ihre Mutter erschauern, als sie sich aneinanderklammerten, und wusste, dass Meg tat, was sie selbst vor Kurzem getan hatte, nämlich einen wertvollen Moment voll und ganz auskosten, sich jede Einzelheit einprägen. Sie konnte nur hoffen, dass ihre Mutter Trost daraus schöpfen würde, wenn sie nicht mehr da war, um sich halten zu lassen.
ZWÃLFTES KAPITEL
E s war heiÃ, beinahe unerträglich heiÃ, und der Schatten der üppigen Palmen, die uns in der Meeresbrise etwas zuflüsterten, spendete nur wenig Kühlung. Lichtflecken flirrten über unsere aneinandergeschmiegten Körper, während wir sanft in einer Hängematte schaukelten. Ein hohes Cocktailglas ruhte auf meiner Brust, und ich spürte das Kondenswasser heruntertropfen, seine flüchtige Kälte ein köstliches Gefühl in der Hitze. Bens Brust hob und senkte sich kaum merklich, als seine Atmung sich verlangsamte, ein untrügliches Zeichen dafür, dass er wieder am Einnicken war. Seine Haut fühlte sich angenehm feucht an vom SchweiÃ.
»Ist es nicht unglaublich schön hier? Sieh dir dieses Panorama an«, sagte ich und spähte durch die Palmwedel zu den Klippen hin, die steil über dem Strand aufstiegen.
Ben schnarchte leise als Antwort. Ich stupste ihn mit dem Ellbogen an, worauf er ein Auge aufmachte. »Hmm, sehr schön.«
»Du wolltest doch unbedingt nach Hawaii, jetzt könntest du wenigstens mal einen Vulkan besteigen und ein paar hübsche Fotos machen.«
Er küsste meine Schulter. »Wo kommt denn dieser Drink her?«
Ich lachte und brachte das Glas fast zum Kippen. »Der Kellner hat ihn mir gebracht, als du geschlafen hast. Er dachte, mir wäre heiÃ.«
»Du bist heië, erklärte Ben und strich mit den Lippen über meine Haut, die sogleich vor Erregung prickelte.
»Du musst das ja sagen, ich bin deine Frau«, erwiderte ich. Wie sollte ich mich anders als unscheinbar fühlen inmitten all dieser vollkommenen Schönheit, vom klaren Blau des Meeres bis hin zu den goldglänzenden Sandbuchten? Wie konnte ich neben den filigranen, über den Strand verstreuten Muscheln bestehen, jede für sich ein kleines Kunstwerk, aufwändig geformt von der Natur mit einer Innenseite, die schimmernde Regenbogen einfing?
»Du bist schön«, beharrte er.
»Das ist doch wohl nicht zu fassen!«, rief Emma.
Ben lachte und sah kein bisschen zerknirscht aus. Sie lagen gemütlich auf Emmas Bett, nach einem erstaunlich netten Abendessen mit ihrer Mutter. Emma balancierte den Computer auf ihren Beinen, während Ben neben ihr lümmelte. Wider besseres Wissen hatte sie ihn mitlesen lassen und bezahlte nun den Preis für ihre Vertrauensseligkeit. Er hatte ihr den Laptop weggenommen und die letzte Zeile getippt, ehe sie ihn davon abhalten konnte.
»Stimmt aber doch, du bist schön«, sagte er. »Ich lasse nicht zu, dass du etwas anderes denkst, weder in jener Welt noch in dieser.«
Emma zupfte unbewusst an dem Haarband, das breit genug war, um die neuesten Narben, die sie davongetragen hatte, zu verbergen. »Na gut, ich lösche es nicht, aber nur, wenn du von meinem Computer abrückst.«
Ben veränderte gehorsam seine Lage auf dem Bett. Er hatte sein Hawaiihemd an, worauf sich seine Mitwirkung am Schreibprozess allerdings noch lange nicht beschränkte. Schon den ganzen Tag war es darum gegangen, ein bisschen von ihrer â inzwischen gemeinsamen â Fantasiewelt lebendig werden zu lassen. Sie hatten mit der Idee gespielt, an den Strand zu fahren, wo eisige Winde von Sturmstärke allerdings kaum Bilder von tropischen Inseln wachrufen würden. Emma war bereit gewesen, es trotzdem zu versuchen, während Ben Bedenken gehabt hatte, sie zu überfordern, und nicht an einem weiteren Ausflug, der in einer Katastrophe endete, schuld sein wollte. Also hatte er als Kompromiss den Film »South Pacific« auf DVD gekauft, dazu Blütenketten aus künstlichen Blumen, die sie sich um den Hals gehängt hatten, und jede Menge Zutaten, um Cocktails zu mixen. Das alles hatte Emma eher an einen peinlichen Junggesellinnenabschied als an
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