Fuer immer und ledig - Roman
nicht wohl. Wir dürfen nicht zu weit von ihr weg.«
»Wir sollten aber«, betonte Tiffy. »Er kommt aus New York !«
»Aber dann ist sie nicht mehr sie selbst«, steuerte Tim gegen.
»Denk doch mal Sex and the City !«, stöhnte Tiffy empört.
»Nein, wir müssen von der Person aus arbeiten, nicht vom Umfeld!«, knurrte Tim.
Es war wie beim Tennis. Ich schaute mit großen Augen hin und her und versuchte abwechselnd, mir vorzustellen, wie ich mit Manolos und Tüllrock beziehungsweise mit Docs und Lederjacke neben Marc in meinem überteuerten Sushi stocherte. Ich fühlte mich bei keinem dieser Bilder sehr wohl. Also ging ich dazwischen.
»Leute, es ist ganz einfach, ich gehe gar nicht erst hin. So, wie ich bin, werde ich ihm nicht gefallen, und so, wie ich ihm gefallen könnte, bin ich nicht.«
Tiffy und Tim sahen mich traurig an, dann warfen sie
sich einen noch viel traurigeren Blick zu, und schließlich nickten sie ihre Zustimmung.
Sie hatten natürlich nur so getan, als hätten sie mir zugehört. In Wirklichkeit arbeiteten die beiden an meinem perfekten Outfit. »Ganz Tilly und doch schick«, wie sie mich uncharmant wissen ließen. Sie steckten mich in eine heiße Designerjeans (Tim hatte da so seine Bezugsquellen), deren Beine so lang und so weit ausgestellt waren, dass ich dauernd auf den Hosensaum trat (»Das gehört so.«), dazu bekam ich aus dem Kostümfundus ein buntes, luftiges Oberteil verpasst, das eine psychedelische Wirkung entfaltete, wenn man zu lange draufsah (»Modisch ganz weit vorne.«), die grüne Lederjacke stammte aus meinem Kleiderschrank, und die hellblauen Sandalen-Docs, die unter den Hosenbeinen komplett verschwanden, waren neu.
»Dieses Oberteil ist sogar für mich etwas schräg«, murrte ich, als ich mich im Spiegel sah. » So bunt bin ich nie . Und die Hose ist wirklich eng. Ich kann kaum atmen!«
»Hervorragend«, strahlte Tim und wickelte mir noch eine Holzkette um, die mir bis auf den Bauch reichte. »Brustatmung reicht. Wenn du ohnmächtig wirst, kann er dich retten.«
»Wie hübsch!«, gurrte Tiffy. Und ehe ich mir unter Protest die Kleider wieder vom Leib reißen konnte, stand auch schon Daniela hinter mir, um meine Locken mit Hilfe von geschätzten zehn Rundbürsten neu zu
sortieren und mir gleichzeitig ein paar Zentner Farbe ins Gesicht zu werfen.
»Ihr habt doch alle einen Oberknall«, jammerte ich. Die Frau, die mir aus dem Spiegel entgegensah, erkannte ich nicht mehr. »Tim, du hast gesagt, ich soll mir treu bleiben! Das da ist hundertprozentig eine Fremdgehvariante von mir!«
»Oh, es klingelt, das ist dein Taxi!« Tim sprang zur Tür.
»Wie schade, du musst los, sonst kommst du zu spät!«, grinste Tiffy.
»Noch ein bisschen Haarspray?«, strahlte Daniela und fingerte stolz in ihrem Werk herum.
»Ich seh auch ohne Haarspray schon aus wie eine Hauptrolle im Denver Clan«, giftete ich sie an und wollte mich ins Bad verdrücken, um mich für den Rest meines Lebens dort einzuschließen, aber Tilly und Daniela schoben mich unbarmherzig aus der Wohnung, dem von Tim vorsorglich instruierten und bezahlten Taxifahrer direkt in die Arme.
»So, schöne Frau, dann woll’n wir Sie mal zu Ihrem Liebsten fahren«, freute sich mein Chauffeur.
»Zu meinem was ?«, rief ich entsetzt. Der Mann grinste nur und ließ den Motor an. Ich ließ mich zurück in die Polster sinken, drückte meine aufgebauschten Haare so platt wie möglich und dachte dann über das nach, was mir Tiffy gesagt hatte: War es wirklich diese unausgesprochene und ungelebte Liebe zu Marc gewesen, die verhindert hatte, dass ich mich auf einen
anderen Mann einließ? Hatte ich sozusagen unbewusst jede Beziehung torpediert, weil ich mich tief im Innersten nach ihm sehnte? Ganz abwegig erschien es mir nicht. Und so, wie er auf mich reagiert hatte … Dass er in der letzten Zeit viel an mich gedacht hatte … Ganz unwichtig war ich ihm wohl auch nie gewesen.
7
Es gibt da so zwei, drei Dinge, die man über meine Familie wissen muss, um diese Sache mit Fina und mir und dem Heiraten einordnen zu können. Fina und ich, das war von Anfang an keine gesegnete Verbindung. Meine Eltern und ich, das war auch keine.
Eigentlich hätte ich nämlich ein Hund werden sollen, wenn es nach meiner Schwester gegangen wäre. Aber das war meinen Eltern dann doch zu viel Aufwand, so von wegen Hundesteuer und ständig Gassi gehen müssen. Also entschieden sie sich für ein zweites Kind. Einen Jungen. Wegen der Abwechslung, fand
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