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Fuer immer und ledig - Roman

Fuer immer und ledig - Roman

Titel: Fuer immer und ledig - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henrike Heiland
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Nachwuchsdirigent höchster Güte, großes Talent, kenne ihn schon eine Weile, ist zufällig in Hamburg.«
    »Marc«, flüsterte ich aufgeregt und klammerte mich an Tims Arm.
    »Heiratet praktischerweise demnächst hier, und kann es deshalb wunderbar einrichten.«
    »Doch nicht Marc«, flüsterte Tim zurück und tätschelte beruhigend meine Hand. »Oder habt ihr euch doch schon verlobt?« Er grinste, und ich trat ihm wieder auf den Fuß.
    »Randovic wird bestimmt auch bald gesund, alles wird gut, und ich muss jetzt wieder los.«
    Er war schon fast wieder aus der Tür raus, als der Chorleiter fragte: »Ja, und wer ist jetzt die Vertretung?«
    »Hab ich das nicht …?«, wunderte sich Weinreb und blinzelte in unsere fragenden Gesichter. »Marc Jacobeit. Stellt sich heute Nachmittag vor.« Damit verschwand er, und das Gemurmel ging los.
    Ich murmelte nichts. Ich machte nur riesige Augen.
Tim legte einen Arm um meine Schultern und drückte mich fest an sich.
    »Es tut mir so leid«, flüsterte er mir ins Ohr, während er mich an den anderen vorbei nach draußen schob.
    »Was? Was tut dir leid?«, fragte ich verständnislos, aber Tim antwortete nicht, sondern zog mich durchs Treppenhaus auf sein Stockwerk, verfrachtete mich in seinen Raum und schloss ab.
    »Er heiratet!«, sagte er.
    »Das ist bestimmt ein Missverständnis. Gestern wollte er noch niemanden heiraten«, hörte ich mich sagen.
    »Warum ist er in Hamburg?«, hakte Tim nach.
    Ich musste zugeben, dass ich es nicht wusste. »Ich dachte, er ist … Vielleicht hat er hier …«
    »Er ist hier, um zu heiraten!« Tims Stimme wurde deutlich lauter.
    »Mich? Aber er hat mich noch gar nicht gefragt!« Hysterische Freude breitete sich in mir aus. »Marc wird mich heiraten!« Ich fing an zu kichern.
    Tim packte mich an den Oberarmen und schüttelte mich. »Tilly, er wird nicht dich heiraten! Er wird irgendeine andere Frau heiraten, deshalb ist er nach Hamburg gekommen! Er wird nicht dich heiraten! Ihr habt nur miteinander geschlafen, sonst nichts! Hörst du mir überhaupt zu?«
    Sicher hörte ich ihm zu, ich hatte aber mittlerweile meine eigene Theorie entwickelt, und nach dieser durchaus logischen Theorie gab es ein Paralleluniversum mit einem zweiten Marc Jacobeit, Dirigent, gerade
in Hamburg befindlich, der nicht mit mir geschlafen hatte und heiraten würde, während der Marc Jacobeit, der mit mir geschlafen hatte, nicht heiraten würde. Und auf seltsame Weise hatten sich diese beiden Paralleluniversen wohl kurzfristig vermischt. Konnte ja alles mal passieren.
    »Sag was«, drängte mich Tim. »Hast du verstanden, was ich zu dir gesagt habe?«
    Ich nickte. »Ein Missverständnis. Ganz klassisch.«
    Tim ließ mich los und seufzte. Dann schnappte er sich meine Tasche und wühlte darin herum. »Wo ist dein Handy?«
    Ich zog es aus der Hosentasche und gab es ihm. »Warum?«
    »Wir rufen ihn an. Hast du ihn gespeichert?«
    Ich nickte, und Tim suchte die Nummer in meinem Adressbuch. Dann wählte er sie an. Als es klingelte, gab er mir mein Handy, aber ich schüttelte den Kopf. Wohl in der Hoffnung, dass Tim das Gespräch beenden würde. Aber das tat er nicht. Er wartete, bis er auf der Mailbox landete, und versuchte es ein zweites Mal. Diesmal meldete sich jemand.
    »Nein, ich bin nicht Tilly«, sagte Tim. »Nein, ihr ist nichts passiert. Nein, hören Sie mal kurz zu. Ich bin ein Freund von ihr, und ich will nur eins von Ihnen wissen: Stimmt es, dass Sie demnächst heiraten?« Er warf mir einen finsteren Blick zu, während er auf eine Antwort wartete. »Okay. Und wir reden da nicht von Tilly, nehme ich an?« Wieder dieser finstere Blick. »Sie sind
ein Arsch.« Pause. »Ja, ich habe Arsch gesagt. Soll ich es Ihnen buchstabieren? Es wäre mir eine Freude.« Pause. »Wer ich bin? Das sag ich Ihnen sehr gerne, wenn ich Sie persönlich treffe. Betonung auf treffen .« Jetzt war das Gespräch vorbei. Tim legte das Handy auf den Tisch und schaute immer noch finster.
    »Du weinst gar nicht«, sagte er nach einer Weile.
    »Was hat er denn gesagt?«, fragte ich.
    Tim legte seine Hand an meine Stirn. »Okay, du hast Fieber oder so was. Geh nach Hause und bleib da.«
    »Ich war doch letzte Woche schon, äh, krank …«
    »Dann hast du eben einen Rückfall, was weiß denn ich«, beharrte Tim. »Aber so kannst du auf keinen Fall arbeiten!«
    »Mir geht’s gut«, sagte ich, und ehrlich gesagt fühlte ich mich auch ganz okay. Ich fühlte eigentlich gar nichts. »Was hat er denn nun

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