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Fuer immer und ledig - Roman

Fuer immer und ledig - Roman

Titel: Fuer immer und ledig - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henrike Heiland
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nächsten Sonntag. Deshalb wollen wir ein Zeichen setzen. Und bevor wir die Fabrik endgültig, ähm, räumen, wollten wir noch eine kleine Feierlichkeit veranstalten. Ganz zwanglos.«
    »Hier steht: ›Unterstützen Sie uns. Kunst braucht Raum. Gegen die Luxussanierung der alten Fabrik in Bahrenfeld‹.«
    »Ja. Kann man doch mal so sagen, oder?« Ich sah ihn unschuldig an.
    Aber es war ziemlich eindeutig, dass wir keinen guten Stand hatten. Hausbesetzerinnen in Docs waren nicht seine liebsten Freundinnen.
    Als er uns ein paar Minuten alleine ließ, rief ich schnell bei Rupert an.
    »Es ist mitten in der Nacht«, sagte er fröhlich.
    »Du schläfst doch eh nie vor vier«, gab ich zu bedenken.
    »Aber du. Was ist so dringend?«

    »Ich brauche möglicherweise einen Anwalt.«
    Rupert lachte. »Einen Scheidungsanwalt? Für deine Schwester? Hast du’s ihr ausreden können, diesen Kerl zu heiraten?«
    »Was soll das denn heißen? Ich dachte, du magst ihn!«
    »Ich sagte, er sei attraktiv. Ich sagte nicht, dass ich ihn mögen würde.«
    Dass irgendjemand Marc nicht mögen könnte, war mir nie in den Sinn gekommen. Ich beschloss, dass mich Rupert nur ärgern wollte, und kam zur Sache. »Tiffy und ich sitzen gerade auf irgendeiner Polizeistation. Wir haben Flyer verteilt …«
    »Das ist alles wahnsinnig interessant, aber Anwälte, die mitten in der Nacht ihre Klienten einsammeln, kenne ich nur aus dem Fernsehen. Es sei denn, es sind ganz besonders finanzstarke Klienten in ganz besonders prekären Situationen. Trifft da irgendwas auf euch zu?«
    »Möglicherweise nicht«, gab ich kleinlaut bei.
    »Prima. Dann ruf doch nochmal an, wenn du zu anwaltlichen Bürozeiten abschätzen kannst, ob du wirklich einen brauchst«, trällerte Rupert gut gelaunt und legte auf.
    »Ich weiß, warum ich ihn nicht als Agenten wollte«, sagte Tiffy schnippisch.
    »Er wollte dich nicht«, sagte ich mindestens genauso schnippisch. Der Polizist kam wieder zurück und stellte uns langatmig Fragen zu unseren Personalien.
    Sie ließen uns ernsthaft bis morgens um halb acht auf der Wache schmoren. Dann tauchte ein Kripobeamter
auf, der uns drei, vier Fragen stellte, ein bisschen was über die strafrechtlichen Folgen von Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung erzählte und uns dann mit einem Augenzwinkern laufen ließ.
    »Versprechen Sie mir, dass das keine Hafenstraße wird«, rief er uns hinterher.
    »Eher ein Gängeviertel«, versicherte Tiffy.
    »Ich wünsche es Ihnen. Aber das ist rein privat.« Er winkte uns zum Abschied.
    Todmüde und völlig erschöpft von den vielen Kilometern, die wir herumgeirrt waren, schlichen wir zurück zur Fabrik. Wir gingen an der Bahrenfelder Chaussee entlang und fröstelten vor uns hin. Der Frühling war noch nicht so recht in Hamburg angekommen, obwohl der Mai fast schon vorbei war.
    »Vielleicht hätten wir das Angebot von der netten Polizistin annehmen sollen«, grummelte Tiffy.
    »Ich lass mich doch nicht im Streifenwagen zu einem von mir besetzten Haus fahren«, sagte ich und reckte stolz das Kinn.
    Mein Blick fiel auf eine langsam vorbeifahrende Limousine, die wegen einer roten Ampel abbremste. Ich erkannte Ina von Lahnstein am Steuer - trotz ihrer riesigen Sonnenbrille, sie war es zweifellos. Sie starrte stur geradeaus, und ich wusste nicht, ob sie mich erkannt hatte und Blickkontakt vermied, oder ob sie sich einfach nur auf den Verkehr konzentrierte. Dann erst sah ich den Mann auf dem Beifahrersitz. Und der war eindeutig nicht Oscars Vater. Er ging auf die fünfzig zu,
hatte leicht angegraute Schläfen und war ohne Frage sehr attraktiv. Aber er war eben nicht Oscars Vater. Sicher, mit jemandem im selben Wagen zu fahren, hieß noch gar nichts. Trotzdem hatte ich ein seltsames Gefühl.
    Das Gefühl verstärkte sich, als der Lahnsteinsche Wagen bei Grün rechts abbog und langsam auf den Parkplatz eines Hotels zuhielt.
    »Wir müssen da rein!« Ich zog Tiffy am Ärmel hinter mir über die Straße.
    »Wir sterben«, quietschte Tiffy. Ich zerrte sie nämlich gerade durch dichten Berufsverkehr über die rote Fußgängerampel.
    Wir rannten die kleine, enge Straße entlang und fanden die Limousine tatsächlich vor dem Hotel geparkt. Es war ein sehr teures, schickes Designhotel in einer umgebauten Fabrikhalle, das etwas Luxus in die Gegend bringen sollte.
    »So etwas werden sie auch aus unserer alten Fabrik machen«, jammerte Tiffy wehmütig.
    »Nicht, wenn es nach mir geht. Kein Hotel und keine Zahnklinik«, zischte

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