Fuer immer und ledig - Roman
bedeutungsschwangeren Satz beendet hatte, in meinen Raum und verkündete unheilvoll: »Es ist vorbei! Wir können einpacken!«
Sie ignorierte die weinende Fina und warf sich auf mein Sofa. »Diese dämlichen Idioten können sich einfach nicht darauf einigen, welche Bands sie einladen wollen. Ich habe ihnen gesagt: Wartet doch erst mal ab, wer überhaupt zusagt, es ist ja nicht mehr sooo lange Zeit, und wenn es bekannte Bands sind, haben die bestimmt schon was anderes vor. Aber nein, Jonathan, dieser Snob, meinte: ›Wenn die falsche Musik läuft, macht das meine Skulpturen kaputt.‹«
»Ist nicht wahr«, entfuhr es mir.
»Ich habe vorgeschlagen, dass wir einen DJ engagieren, aber das würde den Live-Event-Charakter zerstören.«
»Okay, da ist was dran«, gab ich zu.
»Wisst ihr was, ich glaub ich stör gerade. Ich geh dann mal wieder, ja?«, zwitscherte Fina, schnappte sich ihre Handtasche und wollte gehen. Ich konnte sie gerade noch so aufhalten.
»Tiffy, lässt du uns mal eine Sekunde...«
Tiffy, die es offensichtlich nicht glauben konnte, dass ich im Moment lieber mit meiner nervigen Schwester alleine war, als mich um unser Künstlerhaus zu kümmern, verließ widerstrebend den Raum. In dem Moment fiel mir ein, dass ich ihr immer noch nicht erzählt hatte, dass Marc mit Fina verlobt war. Sie glaubte, mit Marc und mir wäre alles in bester Ordnung.
Als sie draußen war, sagte ich zu Fina: »Entschuldige, hier geht es gerade drunter und drüber. Hör zu, wegen Marc. Mach dir einfach keine Sorgen. Das sind bei dir bestimmt nur die Hochzeitsnerven.«
Fina nickte und lächelte, diesmal schon wieder ohne Tränen. »Bestimmt hast du Recht. Wie dumm von mir. Vergiss einfach, was ich gesagt habe, okay?«
Dann flatterte sie davon, und ich schwankte einen Augenblick zwischen rabenschwarzem Gewissen und einer gewissen Wehmut über die verpasste Gelegenheit, wie ich ihr noch mehr Gift hätte einflößen, ihre Zweifel weiter hätte verstärken können. Aber der Moment war vorbei, und vielleicht war es ja auch besser so. Tiffy, die einen Meter vor meiner Tür gewartet hatte, kam sofort wieder zu mir reingeschossen.
»Und? Was machen wir jetzt? Jonathan sagt, wenn die und die Band spiele, würde er aussteigen, und die anderen sagen dasselbe über die Bands, die er anschleppen will. Abgesehen davon glaube ich nicht, dass wir irgendeinen namhaften Act ranschaffen können. Nicht in - was ist heute? Montag? Nicht in sechs Tagen.«
Ich überlegte. Ohne Musik würde es eine recht dröge Veranstaltung geben. Wir hatten geplant, eine Art Tag der offenen Tür zu machen. Die Leute konnten sich frei in der Fabrik bewegen, allen Künstlern beim Arbeiten zusehen und sich die Werke erklären lassen. Wir würden eine Theke aufbauen, wo es Bier und Cola und ein paar Kleinigkeiten zu essen geben sollte, davor ein paar Stühle, Tische, Sessel und Sofas, wie eine kleine Cafeteria, wo sich die Besucher ausruhen konnten. Jemand von den Künstlern, die wir kurzfristig neu aufgetrieben hatten, kannte einen Jongleur, eine andere hatte einen Straßenmaler im Schlepptau. Es gab jemanden, der die Besucher auf Wunsch entweder karikierte oder eine - seriöse - Kohlezeichnung von ihnen machte, und es gab noch viele weitere kleinere Programmpunkte.
Alles nichts Besonderes. Kein Mensch würde kommen. Nicht ohne Bands. Nicht ohne irgendein Highlight. Wir allein waren kein Highlight.
Ich ging mit Tiffy in den Aufenthaltsraum zu den anderen. Beim Anblick unserer teuren Kaffeemaschine, die uns Ina von Lahnstein finanziert hatte, wurde ich richtig wehmütig. Ich hörte gar nicht richtig zu, als die Diskussion um die Bands zum hundertsten Mal hochkochte, sondern dachte darüber nach, wie ich Ina von Lahnstein ins Boot holen konnte. Und was genau ich mir davon eigentlich versprach. Ich mochte sie viel zu gerne, um sie vor ihrem Mann bloßzustellen und ihre Affäre auszuplaudern - abgesehen davon, dass ich nicht
wusste, was mir das bringen würde. Aber ich konnte einen Testballon starten lassen.
Einer der Neuzugänge erklärte gerade, dass seine Werke am besten in Einklang mit der Musik der Einstürzenden Neubauten zu verstehen sei, und wenn er Blixa Bargeld persönlich anriefe, würde der mit Sicherheit alles stehen und liegen lassen. Für einen Moment schien es, als hätte man sich geeinigt. Dann aber kam Jonathan vom Klo zurück, hörte nur »Neubauten« und fing an, ausführlich über diese herzuziehen.
Ich nutzte seinen Monolog, um mich
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