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Fuer immer und ledig - Roman

Fuer immer und ledig - Roman

Titel: Fuer immer und ledig - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henrike Heiland
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ich und versuchte, möglichst unauffällig in die Hotelhalle zu sehen.
    Dort stand Ina von Lahnstein mit ihrem Begleiter. Er hatte den Arm um ihre Hüfte gelegt. Auf eine Art, die ganz sicher nicht mehr unverfänglich zu nennen war.
    »Die geht fremd«, flüsterte ich aufgeregt.
    »Um die Uhrzeit?«
    »Vielleicht«, improvisierte ich, »vielleicht haben sie
die Nacht irgendwo durchgemacht und holen jetzt ihre Sachen. Was weiß denn ich! Auf jeden Fall ist der da nicht ihr Mann!«
    »Ach«, staunte Tiffy, und dann sagte sie ernüchternd: »Und was bringt uns das? Du wirst sie ja wohl kaum damit erpressen wollen.«
    »Warum nicht? Ich komm doch eh als böse Hausbesetzerin in den Knast.« Ich war mir gerade selbst nicht so ganz sicher, wie ernst ich das meinte.
    Eine Überlegung wäre es wert: »Liebe Frau von Lahnstein, ich habe Sie mit einem Mann im Hotel gesehen, und das war ja wohl nicht Ihr Mann! Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder Sie reden mit Ihrem Gatten und bringen ihn dazu, uns nicht aus der alten Fabrik zu werfen. Oder ich rede mit Ihrem Mann. Sie wissen schon.«
    Nein, das ging gar nicht. Ich mochte Ina von Lahnstein, ich mochte ihren Sohn, und wenn ich daran dachte, mit was für einem Fiesling sie verheiratet war - okay, er sah super aus und spielte noch viel großartiger Klavier -, wenn ich also an diesen immobilienspekulierenden Widerling dachte, der uns so eiskalt abservieren wollte, dann konnte ich ihr wohl kaum einen Vorwurf daraus machen, dass sie sich einen anderen Kerl suchte. Das konnte man eigentlich nur unterstützen.
    Wir schleppten uns zur alten Fabrik, um endlich eine Runde zu schlafen. Als ich in meinen Raum kam, saß Fina auf meinem Sofa. Ich bekam eine leichte Panikattacke, weil ich nicht wusste, ob Marc irgendwo verräterischerweise
etwas von sich hatte liegen gelassen. Aber auf den ersten Blick konnte ich nichts sehen.
    »Fina, um diese Zeit?«, fragte ich mit vom Adrenalinstoß noch leicht zitternder Stimme.
    »Ja, ach, ich dachte, wir könnten heute zum Friseur gehen. Probehochsteckfrisur. Oder so was.«
    Ich zuckte zusammen: Heute? Friseur? Heute standen doch ganz andere Sachen auf dem Plan. Ausschlafen zum Beispiel … Diese leidige Bandgeschichte ein für alle Mal klären … Und was Fina betraf: Heute war der Blumenschmuck dran, außerdem noch ein paar unwesentliche Details bezüglich ihres Polterabends, über die ich mit ihr nun wirklich nicht reden konnte. Oder war ich in ein Zeitloch gefallen, und es war schon Dienstag?
    »Heute?«, fragte ich deshalb perplex.
    »Na ja, ich dachte, du hast doch jetzt Zeit …«
    »Ich habe keine Zeit! Ich muss mich hier um alles Mögliche kümmern! Zusätzlich zu deinem Polterabend. Und der Trauung«, fügte ich noch schnell hinzu.
    »Kein Friseur?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Friseur ist morgen. Montags hat er außerdem zu.«
    Sie stand auf und setzte sich mit dem Rücken zu mir an meinen Flügel. Mitten auf die Bank, auf der ich vor ein paar Tagen mit ihrem Verlobten Sex gehabt hatte. Ich konnte gerade nicht anders, als mich ein bisschen schlecht zu fühlen. Aber dann fiel mir wieder ein, dass sie ihn ja nur heiraten wollte, um besser vor ihren konservativen Bankvorstandskollegen dazustehen.

    »Was mach ich denn dann heute den ganzen Tag?«, fragte sie und probierte ein paar Tasten aus.
    »Äh, du kannst gerne am Nachmittag mitkommen zum Floristen, aber am Samstag hast du noch gesagt, dass dich das nicht die Bohne interessiert.«
    Sie schwieg und drückte weiter auf den Tasten herum. Ihre Schultern zitterten merkwürdig.
    »Fina? Stimmt was nicht?«
    Keine Antwort. Ich ging um den Flügel herum und sah sie mir von vorne an. Sie weinte. Aber nicht so, wie ich es von früher kannte. Nicht mit lautem Wutgebrüll und Aufstampfen und geballten Fäusten. Nein, sie weinte ganz still vor sich hin.
    »Fina, ist was passiert?«, fragte ich erschrocken.
    »Keine Ahnung. Bestimmt hab ich nur gerade dünne Nerven. Ich vertrag es nicht gut, wenn ich ein paar Tage nicht voll durcharbeite. Workaholic.« Sie lächelte durch den Tränenschleier.
    Ich sah sie lange an, während sie versuchte, eine Melodie zu klimpern. Es klang entfernt nach Duffys »Mercy«. Als sie nicht mehr weiterkam, sagte ich: »Ja. Klar. Verarsch mich.«
    Sie zuckte die Schultern, lächelte immer noch. »Okay, ich sag’s dir. Ich glaube, Marc betrügt mich.«

16
    Es war eine Steilvorlage, aber ich konnte nicht darauf eingehen. Tiffy platzte, kaum dass Fina diesen

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