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Fuer immer und ledig - Roman

Fuer immer und ledig - Roman

Titel: Fuer immer und ledig - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henrike Heiland
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dir die Wahrheit und schweigt nicht nur. So wie du.« Ich legte auf.

15
    Eine knappe Woche blieb uns noch bis zu unserer großen Party. (Und bis zu Finas Polterabend, aber das war natürlich den anderen egal.) Wir hatten den NDR schon mal auf der sicheren Seite, obwohl natürlich noch nicht klar war, wie ausführlich man über uns berichten würde. Ein paar Print-und Online-Journalisten zeigten sich ebenfalls interessiert und wollten bereits in den Tagen vor der großen Party vorbeikommen, um das Ganze umfassend zu begleiten. Die relevanten Politiker hingegen waren deutlich schwieriger zu erreichen, aber auch da hatten wir zwei, drei relevante Namen für unsere Sache gewinnen können. Künstler zu bekommen, die bei uns einzogen, war das geringste Problem. Es war noch sehr viel Platz in der alten Fabrik, und so bekamen wir einen Zuwachs von sieben Leuten. Was uns allerdings fehlte, waren die großen Namen. Bei ihnen war es eine Frage der Zeit oder der Organisation - der eine war unterwegs, die Nächste gerade nach Berlin gezogen, um ab sofort dort zu arbeiten, ein Dritter hing schon im ebenfalls besetzten Gängeviertel drin, und uns wurde klar, dass wir ohne die Prominenz der Kunstszene auskommen mussten.
Ein mäßig bekannter Maler machte den Vorschlag, ein paar seiner Bilder exklusiv bei uns auszustellen, auch wenn er persönlich nicht vorbeikommen konnte. Besser als nichts, sagte Jonathan. Ich freute mich.
    Mit Bands, die am Sonntag spielen wollten, konnten wir allerdings gleich eine neue Fabrik aufmachen. Und zu versuchen, sich mit einundzwanzig Leuten auf ein Musikprogramm zu einigen, war fast unmöglich, weil so ziemlich jeder von uns einen sehr eigenen Geschmack hatte. Mein Versuch, ein schlichtendes Argument anzubringen, nämlich, dass wir von nachmittags bis in die Morgenstunden die Möglichkeit hätten, ein sehr buntes Programm zu machen, fruchtete nicht, und so verplemperten wir wertvolle Stunden des Sonntagnachmittags mit Grundsatzdiskussionen darüber, was gute Musik war und was nicht. Ich war mittlerweile ganz froh, dass ich den Marketingleiter von Rietmann nicht überredet hatte, uns einen Flügel zur Verfügung zu stellen. Wer weiß, welche Diskussionen das zur Folge gehabt hätte.
    Am Abend waren wir immer noch keinen Schritt weiter. Im Gegenteil, die Fronten hatten sich immer mehr verhärtet. Mittlerweile waren wir auf einem Niveau mit Aussagen wie »Wenn diese Band hier auch nur für fünf Minuten auftritt, bin ich draußen«, oder: »Diese Stümper kommen nur über meine Leiche ins Haus« angelangt. Und ich hatte gedacht, wir hätten ganz andere Probleme.
    Tiffy und ich überließen die Streithähne irgendwann
einfach sich selbst. »Und was machen wir jetzt?«, fragte Tiffy erschöpft.
    »Sind die Flyer schon gedruckt? Dann verteilen wir sie schön systematisch in der Nachbarschaft.«
    Guter Plan, nur wären weder Tiffy noch ich besonders gute Postboten geworden. Wir brauchten ewig für einen Straßenzug, dann verliefen wir uns noch ein paar Mal, fanden immer wieder Seitenstraßen, die wir komplett vergessen hatten, und brachten uns mit unserem nicht vorhandenen Orientierungssinn gegen zwei Uhr morgens in eine unangenehme Situation mit zwei Streifenpolizisten, die uns erbarmungslos einkassierten, um zu überprüfen, ob wir gerade in Sachen Volksverhetzung unterwegs waren.
    »Warum verteilen Sie mitten in der Nacht Flugblätter?«
    »Flyer«, korrigierte ich. »Flugblätter hört sich irgendwie so ernst an.«
    »So politisch«, bestätigte Tiffy.
    »Sie sind also politisch aktiv?«, fragte der Herr Polizeimeister.
    »Überhaupt nicht! Also, natürlich schon irgendwie. Aber nicht damit.« Tiffy tippte auf den Flyerstapel, den man uns abgenommen hatte. »Wir sind eher künstlerisch aktiv.«
    »Künstlerisch?« Der Beamte zog die Brauen hoch. »So nennt man das also.«
    Zog man in Betracht, dass der Malerkollege, der den Flyer gestaltet hatte, eine seiner Aktzeichnungen noch
mit draufgepackt hatte und von Jonathan der Spruch »Lieber nackt als ohne Kunst« in fetten Buchstaben um das Bild drapiert worden war, war es nicht weiter verwunderlich, warum wir als Nächstes ein wenig unter Verdacht gerieten, die Prostitution zu fördern.
    Tiffy plapperte unbedarft drauflos und erklärte dem Mann, was unser Anliegen war. Natürlich machte das die Sache nicht zwingend besser.
    »Sie besetzen also ein Haus?«
    »Neiiiin«, ging ich dazwischen. »Also im Grunde, ja. Aber das ist geduldet. Jedenfalls noch bis

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