Für jede Lösung ein Problem
Marius finster an.
»Da gibt es doch nichts zu begrabschen«, sagte Charly.
»Das stimmt auch wieder«, sagte Marta und fing an zu weinen.
***
»Jetzt bist du hoffentlich zufrieden«, sagte Ole vor der Tür. Charly und Ulrich saßen bereits in Ulrichs Auto und warteten auf mich.
»Wie meinst du das?«
»Na, jetzt, wo Mia endlich weiß, dass ich weiß, dass sie mich betrogen hat«, sagte Ole. »Das hat dich doch die ganze Zeit gestört.«
»Ja, hat es auch«, sagte ich. »Trotzdem hätte man Mia vielleicht diese peinliche Szene ersparen können.«
»Aber das war doch nicht meine Schuld«, sagte Ole. »Ulrich und Charly haben damit angefangen.«
»Weil es einfach nicht korrekt war, Mia in dem Glauben zu lassen, ich sei der Grund für eure Trennung«, sagte ich.
»Aber du bist der Grund«, sagte Ole.
Ich seufzte. »Warum habe ich gerade ein Déjà vu?«
»Weil wir das gleiche Gespräch schon mal vor ein paar Tagen hatten«, sagte Ole. »Ich liebe dich, Gerri, und ich möchte mit dir zusammen sein. Was ist daran so schwer zu verstehen?«
»Ole, das ist – tut mir leid! Ich kann das nicht ernst nehmen«, sagte ich. »Ich meine, du musst dich doch selber mal fragen, wo deine Gefühle so plötzlich herkommen! Vor vier Wochen, hast du mich da auch schon geliebt?«
Für einen Moment wirkte Ole verunsichert. Dann sagte er: »Im Grunde ja. Ich habe es nur nicht gewusst. Und selbst wenn nicht: Was spricht dagegen, sich plötzlich und unerwartet in jemanden zu verlieben?«
»Im Grunde nichts«, sagte ich. »Ich finde das Timing nur etwas unglücklich. Du hast dich ungefähr sechs Stunden, nachdem du erfahren hast, dass deine Frau dich betrügt, in genau die Frau verliebt, die dir als Erstes über den Weg gelaufen ist. Das kann man Karma nennen, aber auch Kurzschlussreaktion, Projektion und Trotzreaktion .«
»Warum lässt du nicht auch einfach mal das Positive in deinem Leben zu?«, fragte Ole. »Spring doch einmal über deinen Schatten, Gerri. Jetzt ist dein Glück zum Greifen nah, und du solltest zugreifen. Glaub mir, jede andere wäre froh, wenn sie an deiner Stelle wäre.«
»Wie meinst du das, Ole?«
»Ja, meinst du, ich mache mir da was vor? Die Frauen stehen auf mich, das war immer schon so. Große, blonde, gutaussehende Zahnärzte stehen hoch im Kurs. Und daran ändert sich auch nichts, nur weil Mia Probleme mit ihrer Sexualität hat und sich anderweitig orientiert. Wer weiß, vielleicht sind das vorgezogene Wechseljahrbeschwerden.Wie dem auch sei: Du findest keinen Besseren als mich. Das sollte dir klar sein.«
»Aber vielleicht jemand Bescheideneren «, sagte ich. »Hallo? Kann es sein, dass du ein bisschen viel von dir hältst?«
»Bescheidenheit ist hier fehl am Platz«, sagte Ole ernst. »Überleg doch mal, Gerri! Ich bin das Beste, das dir jemals passieren wird, denn ich sehe dich so, wie du bist, mit all deinen wunderbaren Charaktereigenschaften und deinen komischen kleinen Macken. Und ich liebe dich dafür. Ich werde dich ein Leben lang auf Händen tragen, und alle werden dich um mich beneiden.«
Ich hätte mich gerne nach meinen wunderbaren Charaktereigenschaften und komischen kleinen Macken erkundigt, aber stattdessen sagte ich: »Tja, und was ist, wenn ich noch ein bisschen Zeit brauche, um mir über meine Gefühle klar zu werden?«
»Wie viel Zeit?«, fragte Ole.
»Keine Ahnung, Ole«, sagte ich.
Ole kaute eine Weile auf seiner Unterlippe. »Ich werde sicher nicht ewig warten«, sagte er. »Das ist mir zu blöd.«
»Tja, das kann ich verstehen«, sagte ich.
»Du bist dumm«, sagte Ole. »Du bist richtig dumm!«
»Vielen Dank«, sagte ich. »Ist das auch eine meiner wunderbaren Charaktereigenschaften: Dummheit?«
»Vielleicht denkst du mal darüber nach, wie ich mich fühle, wenn du mich die ganze Zeit zurückweist und an meinen Gefühlen zweifelst«, sagte Ole.
»Aber das tue ich doch die ganze Zeit«, sagte ich.
»Wir beide sind füreinander wie geschaffen«, sagte Ole. »Wir haben denselben Freundeskreis, dieselben Vorlieben und Interessen, und wir harmonieren im Bett. Was willst du denn noch?«
»Lieber Ole, ob wir im Bett miteinander harmonieren oder nicht, muss sich wohl erst noch herausstellen, denn wir hatten nichts miteinander!« , sagte ich, wobei ich die letzten Worte sehr langsam und deutlich aussprach.
Ole schwieg einen Moment. »Und was ist mit unserem Kuss?«,fragte er dann. »Du kannst mir nicht erzählen, dass du das Kribbeln nicht gespürt hast.«
»Hm«,
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