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Für Leichen zahlt man bar

Für Leichen zahlt man bar

Titel: Für Leichen zahlt man bar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Minuten später öffnete
mir Judith Montgomery die Tür. Sie sah aus wie die Überlebende eines
Atomkrieges, die gerade festgestellt hat, daß es keine Männer mehr auf der Welt
gibt. Sie sah mich einen Augenblick fassungslos an. Es war interessant, die
Änderung zu beobachten, die sich vor meinen Augen in ihrem Gesicht vollzog. In
Sekundenschnelle war aus der sauertöpfischen Miss wieder eine attraktive
Blondine geworden.
    »Danny!« Ihre grauen Augen
strahlten. »Du lebst !« Sie warf mir die Arme um den
Hals und küßte mich mit einer Leidenschaft, die mich fast umwarf. Langsam
begann ich zu fürchten, sie könnte mich hier an Ort und Stelle ersticken. Also
legte ich ihr die Hände um die Hüften, hob sie auf und trug sie ins Wohnzimmer,
nachdem ich mit dem Fuß die Wohnungstür zugeschlagen hatte. Sie schien nichts
davon zu bemerken.
    Ich setzte sie ab. Wenn sie
schon ihren Mund auf meinen gepreßt hielt, dachte ich, könnte sie eigentlich
aufhören, durch die Nase zu atmen. Mund-zu-Mund-Beatmung soll, habe ich mir
sagen lassen, recht wirkungsvoll sein. Endlich wurde mir die Sache zu bunt. Ich
griff in ihr Haar und zog sachte an dem blonden Schopf, bis ich wieder Luft bekam.
    »Danny!« In ihren Augen
schimmerte es feucht. »Du bist wieder da !«
    »Allerdings !« sagte ich kalt. »Ich brauche nämlich meine Pistole .« —
»Wie bitte ?« fragte sie gekränkt. »Ich dachte —«
    »Du hast wirklich ein sonniges
Gemüt, Schatz, das muß dir der Neid lassen«, sagte ich bewundernd. »Daß du dir
einbildest, ich wäre nach dem, was gestern nacht hier
geschehen ist, aus lauter Liebe wieder hergekommen, ist geradezu zum Totlachen .«
    »Aber ich wußte nicht...«
stammelte sie. »Ich hatte keine Ahnung. Erst als du mir die Sache mit Jonathan
Cook erzähltest und als Blair...«, sie brach ab. »Du mußt mir einfach glauben,
Danny !«
    »Was muß ich dir glauben ?« knurrte ich. »Daß du gut dafür bezahlt wirst, Befehle
auszuführen? Daß du als gut geschulte Sekretärin gehorchst, wenn deine Chefin
dir befiehlt, den lieben Jungen mit nach Hause zu nehmen und ihm ein bißchen
schön zu tun, bis jemand kommt und ihn abholt, um ihn kaltzumachen? Ja, das
will ich dir gern glauben .«
    Sie wandte sich von mir ab,
schlug beide Hände vors Gesicht, warf sich auf die Couch und brach in Tränen
aus. Ich zündete mir eine Zigarette an und wartete zehn Sekunden. Aber das
Schluchzen wurde immer lauter.
    »Wo ist das Schießeisen ?« fauchte ich.
    »Im... im Schreibtisch«, würgte
sie hervor. »Ich hasse dich, Danny Boyd! Mein Gott, wie ich dich hasse! Du bist
grausam, gemein, ungerecht !«
    »Und falle immer wieder auf
hübsche Puppen wie dich herein«, ergänzte ich verbittert.
    Die Magnum lag im zweiten
Schubfach von unten. Ich prüfte sie, schob sie in das Schulterhalfter, wo sie
hingehörte, und wandte mich zur Tür.
    »Mir hat man weisgemacht, daß
Jonathan erpreßt wurde .« Sie wandte mir ihr
tränenüberströmtes Gesicht zu und sah mich bittend an.
    »Und es hieß,
höchstwahrscheinlich wärst du der Erpresser. Wenn es mir gelänge, dich eine
Weile in meiner Wohnung festzuhalten, würde man inzwischen die Sache genauer
untersuchen. Dann rief Madame Choy an und sagte mir,
man hätte jetzt ganz klare Beweise für deine Schuld. In einer Stunde würde
Lucas Blair dich abholen und dir an einer ruhigen Stelle eine Lektion erteilen.
Ich dachte, sie meinte eine tüchtige Tracht Prügel. Ein Erpresser verdiente
nichts Besseres, fand ich .«
    »Wie nahe standest du Jonathan Cook ?« fragte ich unvorsichtigerweise. Ich
hätte mich gleich darauf deswegen ohrfeigen können.
    »Wir... wir waren befreundet.
Ich mochte ihn sehr gern .« Sie nahm aus ihrer
Rocktasche ein winziges Taschentuch und tupfte sich damit behutsam die Augen.
    »Besonders reizend fand ich es
ja, daß du gleich von Anfang an eine so gute Meinung von mir hattest !« sagte ich scharf. »Es braucht dir nur jemand zu erzählen,
ich sei ein Erpresser, und du fällst prompt darauf herein .«
    »Nun, du hast es mir nicht
gerade leicht gemacht«, sagte sie, schon wieder obenauf. »Wer hat mir denn
erzählt, daß er Leute auf Befehl umbringt? Wer hat mir sein Schießeisen gezeigt
und alles? Das ist nämlich genau die Masche, die ein schäbiger kleiner
Erpresser anwenden würde, um bei seinem Mädchen Eindruck zu schinden !«
    Ich ging mit langen Schritten
hinüber zur Couch und setzte mich so weit wie möglich von ihr entfernt nieder.
»Sprich ruhig weiter !« sagte ich

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