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Für Menschen ungeeignet

Für Menschen ungeeignet

Titel: Für Menschen ungeeignet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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ein Mensch. Aber in Wahrheit existiert gar kein solches Gebilde. Es gibt nur die menschenförmige Gestalt in unserem Denken, die wir dann nach draußen projizieren. Alle Materie ist untrennbar miteinander verbunden und daher formlos, solange wir sie nicht mit unserer artspezifischen Perspektive betrachten.«
    »Du siehst es noch nicht ganz«, sagte die Stimme.
    »Verdammt noch mal«, sagte Anders. Er war sicher, daß er einer großen Sache auf der Spur war, einer ultimativen Erkenntnis sogar. »Jeder hat irgendwann die Erfahrung. Irgendwann in seinem Leben sieht jeder einmal auf ein vertrautes Objekt und kann plötzlich nichts mehr vertrautes darin erkennen. Für einen Augenblick hat er das Gestalt- Sehen aufgegeben, aber dieser Augenblick geht vorbei. Der Geist kehrt zu den ihm aufgeprägten Mustern zurück. Die Normalität ist wieder hergestellt.«
    Die Stimme schwieg. Anders ging weiter durch die Gestalt- Stadt.
    »Es geht noch weiter, nicht wahr?« fragte Anders.
    »Ja.«
    Was konnte das sonst noch sein, fragte er sich. Mit sich klärenden Augen schaute Anders auf das Formenmuster, das er bisher die Welt genannt hatte.
    »Gib mir ’nen Groschen für’n Kaffee?« fragte etwas, ein Ding, das sich von den anderen Dingen nicht unterscheiden ließ.
    »Der alte Bischoff Berkeley würde dir einen nicht existierenden Groschen für deine nicht existierende Gegenwart geben«, erwiderte Anders vergnügt.
    »Mir geht’s wirklich mies«, winselte die Stimme, und Anders erkannte, daß sie nicht mehr als eine Serie modulierter Molekülvibrationen war.
    »Ja! Weiter so!« befahl die Stimme.
    »Wenn ich ’nen Viertel Dollar kriegte …«, formten die Vibrationen, verzweifelt um eine vorgetäuschte Bedeutung bemüht.
    Nein, was stand also hinter dem sinnlosen Muster? Fleisch, Materie. Was war das? Zusammengeballte Atome. Alles bestand aus Atomen.
    »Ich bin so verdammt hungrig«, murmelten die komplex verknüpften Atome.
    Alles Atome. Verbünden miteinander. Es gab keine wirkliche Trennung zwischen den einzelnen Atomen. Fleisch war Stein, Stein war Licht. Anders sah sich die Ballungen von Atomen an, die Solidität, Bedeutung und Vernunft vorzutäuschen versuchten.
    »Kannst du mir denn nich’ ein bißchen helfen?« fragte ein Atomklumpen. Aber der Klumpen war identisch mit all den anderen Atomen. Wenn man erst die darübergelegten Muster ignorierte, konnte man deutlich erkennen, daß die Atome eine diffuse Einheit bildeten.
    »Ich glaube nicht an dich«, sagte Anders.
    Der Atomklumpen war verschwunden.
    »Ja!« schrie die Stimme. »Ja!«
    »Ich glaube an kein einziges Muster mehr«, sagte Anders. Aber was waren Atome am Ende überhaupt?
    »Weiter!« rief die Stimme. »Du bist heiß! Ganz nah. Weiter!«
    Was war ein Atom. Ein leerer Raum, umgeben von einem leeren Raum.
    Absurd!
    »Dann ist alles Täuschung!« sagte Anders. Und er befand sich allein unter den Sternen.
    »Das ist nicht richtig!« brüllte die Stimme in seinem Kopf. »Nichts!«
    Aber Sterne, dachte Anders. Wie konnte man glauben -
    Die Sterne verschwanden. Anders befand sich in einem grauen wesenlosen Nichts, einer Leere. Nichts um ihn herum existierte außer dem wesenlosen Grau.
    Wo war die Stimme?
    Verschwunden.
    Anders durchschaute die Täuschung in dem Grau der Leere, und dann gab es überhaupt nichts mehr.
    Völliges Nichts, und er selbst befand sich in diesem völligen Nichts.
    Wo war er? Was bedeutete das? Anders Geist versuchte zu einer Schlußfolgerung zu kommen.
    Unmöglich. Das konnte nicht die Wahrheit sein.
    Noch einmal stellte Anders Geist die Rechnung auf, aber er konnte das Ergebnis nicht akzeptieren, nicht ertragen. Verzweifelt radierte der überlastete Geist die Ergebnisse aus, radierte das Wissen aus, radierte sich selbst aus.
    »Wo bin ich?«
    Im Überhauptnichts. Allein.
    Gefangen.
    »Wer bin ich?«
    Eine Stimme.
    Die Stimme von Anders suchte das Überhauptnichts ab und rief: »Ist hier jemand?«
    Keine Antwort.
    Aber da war jemand. Alle Richtungen waren dieselben, aber wenn er einer folgte, bekam er Kontakt … zu jemandem. Die Stimme von Anders griff nach jemandem, der ihn retten konnte. Vielleicht.
    »Rette mich«, sagte die Stimme zu Anders, der auf seinem Bett lag, angezogen bis auf die Schuhe und seine dunkle Krawatte.

 
Die Dämonen
     

Arthur Gammet spazierte über die Second Avenue und entschied, daß es ein recht hübscher Frühlingstag war. Nicht zu kalt, aber frisch und anregend. Stürmisch vielleicht später. Ein perfekter

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