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Für Menschen ungeeignet

Für Menschen ungeeignet

Titel: Für Menschen ungeeignet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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für die Beschwörung waren einfach zu beschaffen – die Misteln gab es beim Blumenhändler und den Schwefel in der Drogerie. Schwieriger wurde es schon mit der Friedhofserde und dem linken Fledermausflügel. Was ihn dann wirklich eine Weile fast aufgeben ließ, war die Hand des Ermordeten. Schließlich bekam er eine von einem Laden, der sich auf Studienmaterial für Medizinstudenten spezialisiert hatte. Der Händler garantierte ihm schriftlich, daß die Hand einmal jemandem gehört hatte, der eines gewaltsamen Todes gestorben war. Arthur hatte sich als angehender Gerichtsmediziner ausgegeben, konnte aber das Gefühl nicht loswerden, in diesem Fall auf den Arm genommen worden zu sein.
    Unter anderem kaufte er auch eine sehr große Flasche. Sie erwies sich als erstaunlich billig. Gewisse Vorteile hatte das Leben in New York also doch, stellte Arthur fest. Es schien hier im wörtlichsten Sinne nichts zu geben, das man nicht kaufen konnte.
    In drei Tagen hatte er alle notwendigen Materialien zusammen, und gegen Mitternacht begann er auf dem Fußboden seines Wohnzimmers mit den Vorbereitungen. Das Licht eines Dreiviertelmondes schien durchs Fenster – in diesem Punkt äußerte sich die Formel eher vage – und alles schien in bester Ordnung. Arthur zeichnete das Pentagramm, zündete die Kerzen an, verbrannte die Zutaten und begann mit der Anrufung. Er hatte sich überlegt, daß er bei genauer Befolgung der Formel Nelzebub beschwören müßte. Sein einziger Wunsch würde sein, daß Nelzebub ihn ab sofort nie mehr behelligen dürfe. Er konnte sich nicht vorstellen, was dabei schiefgehen sollte.
    Blaue Nebel breiteten sich im Zimmer aus, sobald er mit der Beschwörung fertig war. Und schon konnte er sehen, wie etwas in der Mitte des Pentagramms aus dem Nichts herauswuchs.
    »Nelzebub!« rief er. Aber der war es nicht.
    Das Ding in der Mitte des Pentagramms war beim Ende der Anrufung gut fünf Meter hoch. Es mußte sich tief bücken, um sich nicht den Kopf an Arthurs Decke zu stoßen. Ein furchterregend aussehendes Ding war es, mit Flügeln und einem kleinen Kopf und einem Loch in der Brust.
    Arthur Gammet hatte den falschen Dämon beschworen.
    »Was soll das alles?« fragte der Dämon und schleuderte eine Fontäne Eiswasser aus dem Loch in seiner Brust. Das Wasser spritzte von den unsichtbaren Wänden des Pentagramms zurück und breitete sich auf dem Fußboden aus. Es mußte sich um einen reinen Reflex gehandelt haben, denn Arthurs Zimmer war angenehm kühl.
    »Ich will meinen einen Wunsch erfüllt haben«, sagte Arthur. Der Dämon schimmerte blau und wirkte bei genauerem Hinsehen sehr dünn und zierlich. Seine Flügel waren nur noch rudimentäre Stummel. Sie schlugen zwei-, dreimal gegen seine Seite, bevor der Dämon antwortete.
    »Ich weiß nicht, was Sie sind und wie Sie mich hierhergebracht haben«, sagte der Dämon. »Aber es ist raffiniert. Es ist ganz unbestreitbar raffiniert angestellt.«
    »Reden wir nicht lange rum«, erwiderte Arthur nervös, der sich fragte, wann Nelzebub ihn das nächste Mal herbeizitieren würde. »Ich will zehntausend Pfund Gold. Auch als Drast bekannt, Hakatinny und das alte Sup-der-Dup.« Jeden Moment, spürte er, konnte er sich in einer grünen Flasche befinden.
    »Nun«, sagte der kalte Dämon. »Sie scheinen unter der irrigen Annahme zu Werke gegangen zu sein, daß ich in der Lage -«
    »Du hast vierundzwanzig Stunden.«
    »Ich bin nicht reich«, versuchte der kalte Dämon zu erklären. »Kleiner Freiberufler, wissen Sie. Aber wenn Sie mir Zeit geben würden …«
    »Oder ab in die Flasche«, unterbrach Arthur. Er wies auf die große Flasche in der Ecke, wobei ihm klar wurde, daß sie niemals für einen fünf Meter großen, Eiswasser speienden Dämon ausreichen würde.
    »Wenn ich dich das nächste Mal beschwöre, habe ich eine Flasche, die groß genug ist«, versicherte Arthur schnell. »Ich wußte nicht, daß du so ein großer Bursche bist.«
    »Es gibt bei uns immer wieder Geschichten über Leute, die plötzlich verschwunden sind«, überlegte der Dämon laut. »Das passiert also mit ihnen. Die Unterwelt. Glaube nicht, daß mir das irgendwer zu Hause abnimmt.«
    »Beschaff das Drast«, wiederholte Arthur. »Hebe dich hinweg.«
    Der Wasser speiende Dämon verschwand.
    Arthur Gammet ahnte, daß er keinesfalls noch mehr als vierundzwanzig Stunden Zeit haben würde. Selbst das konnte noch zu lange sein, denn wer wollte schon genau sagen, wann Nelzebub entschied, daß sein Dämon jetzt

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