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Für Menschen ungeeignet

Für Menschen ungeeignet

Titel: Für Menschen ungeeignet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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schwieg.
    »Ich glaube, er ist hungrig«, meinte Nährer. Sie erinnerten sich daran, daß der Treiber jetzt schon fast zwei Tage an Bord war, ohne etwas zu essen bekommen zu haben. Nährer produzierte eine Standardtreibernahrung und bot sie ihm an.
    »Mein Gott! Ein Steak!« sagte der Treiber.
    Die Mannschaft raunte ihre Begeisterung durch Sprecher Kommunikationsnetz. Der Treiber hatte seine ersten Worte gesagt!
    Sprecher analysierte die Wörter und durchforschte sein Gedächtnis. Er kannte fast zweihundert Treibersprachen und ein Vielfaches davon an Unterdialekten. Er stellte fest, daß dieser Treiber eine Kreuzung zwischen zwei recht bekannten Treibersprachen benutzte.
    Nachdem der Treiber gegessen hatte, schaute er sich um. Sprecher übertrug seine Gedanken den übrigen Besatzungsmitgliedern.
    Der Treiber hatte eine seltsame Art, das Schiff zu sehen. Für ihn wirkte es wie ein Aufruhr von Farben. Die Wände bewegten sich wellenförmig. Vor ihm hockte ein Etwas, das einer riesigen Spinne ähnelte, von deren schwarzgrünem Körper Fäden durch das ganze Schiff liefen bis in den Kopf jedes Wesens an Bord. Auge sah er als ein merkwürdiges nacktes kleines Tier, eine Kreuzung zwischen einem sogenannten Kaninchen und einem Eidotter.
    Sprecher faszinierten diese neuen Perspektiven. Sie eröffneten ihm zum ersten Mal einen Teil der Gedankenwelt des Treibers. Er hatte die Dinge nie zuvor so gesehen, aber jetzt, nachdem der Treiber es ihm zeigte, war Auge wirklich ein ziemlich komisch aussehender Bursche.
    Sie konnten endlich mit dem Gespräch beginnen.
    »Was für Viecher seid ihr bloß?« fragte der Treiber. Er wirkte jetzt viel ruhiger als in den vergangenen Tagen. »Warum habt ihr mich gefangen? Oder spinne ich einfach?«
    »Nein«, erklärte ihm Sprecher, »dein Geisteszustand ist nicht wesentlich von der Norm deiner Rasse abweichend, wenn du das meinst. Wir sind ein galaktisches Handelsschiff, das ein Sturm weit vom Kurs abgetrieben hat. Dabei ist unser Treiber getötet worden.«
    »Na schön. Aber was hat das mit mir zu tun?«
    »Wir möchten gerne, daß du unser neuer Treiber wirst«, sagte Sprecher.
    Der Treiber überlegte gründlich, nachdem Sprecher ihm die Situation verständlich erklärt hatte. Sprecher spürte deutlich den Widerstreit der Gedanken, die sich im Kopf des Treibers jagten. Er war sich noch immer nicht klar, ob er es mit der Realität zu tun hatte oder ob das alles nur ein Traum war. Aber schließlich rang der Treiber sich zu dem Entschluß durch, einstweilen davon auszugehen, daß er nicht verrückt war.
    »Also hört mal. Jungs«, sagte er. »Ich weiß wirklich nicht, wer ihr seid und was das alles soll. Ich muß aber bald hier raus. Zur Zeit bin ich nur auf Urlaub, und wenn die Armee nicht bald etwas von mir hört, dann gibt es eine Menge Ärger.«
    Sprecher bat den Treiber um eine Erläuterung des Begriffs ›Armee‹ und gab diese dann an Denker weiter.
    »Diese Treiber bekämpfen sich gegenseitig«, lautete Denkers Schlußfolgerung.
    »Aber warum?« fragte Sprecher. Gleichzeitig mußte er selbst sich zugeben, daß Denker mit dieser Mutmaßung wohl recht hatte. Die Treiber schienen das Prinzip der Kooperation überhaupt nicht zu kennen.
    »Ich würde euch Typen ja echt gern helfen«, sagte der Treiber. »Aber ich begreife nicht, wie ihr auf den Gedanken gekommen sein könntet, daß ich etwas von der Größe eures Schiffes auch nur einen Millimeter von der Stelle bekomme. Dafür bräuchtet ihr schon eine ganze Panzerdivision.«
    »Billigst du diese Kriege?« fragte Sprecher eine Frage, die zu stellen Denker ihn gebeten hatte.
    »Niemand mag Kriege – jedenfalls nicht die, die dabei die Köpfe hinhalten müssen.«
    »Warum kämpft ihr sie dann?«
    Der Treiber machte eine Mundbewegung, die Auge aufnahm und an Denker weiterleitete. »Es heißt töten oder getötet werden. Ihr Jungs kennt wohl keine Kriege, was?«
    »Wir haben so etwas nicht«, bestätigte Sprecher.
    »Da habt ihr Glück«, sagte der Treiber bitter. »Wir schon. Jede Menge davon.«
    »Natürlich«, sagte Sprecher. Denker hatte ihm inzwischen seine ausführliche Erklärung geliefert. »Würdest du gerne dafür sorgen, daß diese Kriege aufhören?«
    »Klar, das würde ich.«
    »Dann komm mit uns. Werde unser Treiber.«
    Der Treiber stand auf und ging zu einem der Akkumulatoren. Er setzte sich darauf und schlang seine unteren Gliedmaßen auf seltsame Art untereinander.
    »Wie soll das gehen, daß ich alle Kriege beenden kann?«

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