Fuer Wunder ist es nie zu spaet
angebauten Mais verteilen.
Maja ist plötzlich ein bisschen peinlich berührt. Sie schließt die
Augen und atmet die Schlafzimmerdüfte der Rosen ein.
Immerhin kommen drei Personen. Drei Menschen, die ihre Furcht
überwinden und endlich schwimmen lernen wollen. Zwei Wochen lang werden sie mit
ihr, Pelle und Josefin hier auf Hjortholmen wohnen. Bei so wenigen Teilnehmern
wird für jeden Einzelnen mehr Zeit im Pool herausspringen. Die werden die
reinsten Seehunde werden in der Zeit. Dann kann sich das mit dem tollen
Schwimmkurs herumsprechen, und im nächsten Jahr werden es vielleicht zwanzig
Gäste. Eine ihrer Schülerinnen wird offenbar einen Artikel für »Dagens Nyheter«
schreiben, der wohl allerdings hauptsächlich von Pelle handeln wird. Wie immer,
es dreht sich meist um Pelle.
Jetzt keine Bitterkeit, Maja. Schluck deine Medizin. Brav schlucken.
Das ist doch großartig, kostenlose Werbung, was willst du mehr?
Maja wird ihr Bestes geben. Diese drei Gäste sollen die Wochen auf
Hjortholmen nie vergessen. Maja läuft wieder zum Schloss hinauf, überall ist es
knochentrocken. Seit Anfang Juni kein Tropfen Regen. Eine einzige ausgedehnte
Hitze. So unendlich heiß. Tropisch geradezu. Nie unter zwanzig Grad. Nicht
einmal morgens früh, nicht im Wasser, nicht in der Vorratskammer. Manchmal
wacht Maja mitten in der Nacht in ihren verschwitzten Laken auf, steht auf und
öffnet die hohen Fenster zum Wasser hin, doch sie erntet nicht den kleinsten
kühlen Luftzug. Nur noch mehr Wärme.
Es müsste dringend mal regnen. Maja zieht die Holzschuhe aus und
läuft barfuß in die Küche. Sie holt drei schöne mundgeblasene Gläser aus dem
Schrank, Wasser rein, dann die Blumen, noch etwas zurechtzupfen. Jetzt wird es
langsam knapp, in zwei Stunden kommen sie. Um vier Uhr. Josefin wird sie am
Marktplatz in Duvköping einsammeln und dann per Boot zur Insel bringen. Mit
richtig guten Schwimmwesten, versteht sich. Es kann ziemlich unangenehm sein,
Boot fahren zu müssen, wenn man nicht schwimmen kann.
Josefin ist ein Fels in der Brandung, vier Tage lang hat sie Brot
gebacken und jede Menge Himbeeren gesammelt, aus denen sie Saft gekocht hat.
Sie hat Listen geschrieben, eingekauft, eingekocht und sogar Fleisch zerlegt,
das sie an Haken ins Kühlhaus gehängt hat. Maja hatte alle Hände voll zu tun,
den Pool zu reinigen. Von Hand. Das hat ein paar Wochen in Anspruch genommen.
Jetzt glänzt er. Die Mosaiken leuchten, als wären sie gestern erst verlegt
worden, das Wasser ist rein und frisch, und der Kompass auf dem Boden des Pools
ist deutlich zu sehen.
Nun fühlt es sich so an, als wäre alles genauso, wie es sein sollte.
Pelle hat sich in seinem Atelier eingeschlossen und arbeitet eifrig. Josefin
kocht, spült, putzt, macht Betten und scheint absolut unermüdlich. Maja hat
alle Bücher durchgeblättert, mit anderen Schwimmlehrern geredet, mit Pelle und
Josefin als Versuchskaninchen geübt, sich selbst davon überzeugt, dass sie
diese Sache schaffen wird, hat sich in Form geschwommen, sich noch ein wenig
überzeugt, Schwimmutensilien und teure Schwimmwesten gekauft, drei schöne
Zimmer mit Blick aufs Wasser ausgesucht. Jeder kriegt ein verschnörkeltes
Himmelbett und . . .
Und sie ist nervös. Schrecklich nervös. Was hat sie nur getan? Eine
Schwimmschule für Erwachsene gegründet? Und das, wo sie bisher doch nur mit
kleinen Kindern geschwommen ist. Aber jetzt kommen erwachsene Menschen mit
himmelhohen Erwartungen, die damit rechnen, in zwei Wochen schwimmen zu können.
Die erwarten, dass sie, Maja, ihnen beibringen wird, wie man sich treiben
lässt, die Zehen vom Fußboden hebt und hinaus ins Unbekannte schwimmt. Was,
wenn das nicht funktioniert? Was, wenn ihr das nicht gelingt?
Nein! Jetzt wird hier nicht rumgesessen und alles noch mal
durchgekaut. Dafür ist es zu spät. Natürlich wird hier geschwommen! Maja
kontrolliert ein letztes Mal, ob die Schränke der Gäste sauber sind. Ja, sie
riechen gut nach Seife. Einen der Schränke in Jens’ Zimmer hat sie nicht mehr
geschafft, aber das macht nichts, den größten hat sie auf jeden Fall geputzt.
Die Putzaktion war die reinste Milbenhölle. Alte Kleider, Staub,
alte Kleider, Staub, alte Kleider, diverse Schichten, und alle Klamotten hingen
sicher seit hundert Jahren da. Mindestens. Die hat nie jemand rausgenommen,
gelüftet oder darin getanzt. Die sind am Ende des Sommers 1887 in den Schrank
gewandert, und seitdem hängen sie da. Jahr um Jahr. Menschenfeindliche
Korsetts,
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