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Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Titel: Fuer Wunder ist es nie zu spaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Hamberg
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kiloschwere Unterröcke, hochgeschlossene, hauchdünne Sommerkleider,
weiße Sommeranzüge, Krawatten, ein paar hohe Zylinder in Schachteln, riesige
Damenhüte mit sich wölbenden Pfauenfedern. Locker fallende Morgenröcke und eine
ganze Kiste mit verschiedenen Monokeln und Brillen.
    Im obersten Stockwerk hat Maja ein kleineres Zimmer gefunden, wo sie
alle Kleider abgelegt oder, besser gesagt, hineingeworfen hat. Das ganze
Schloss ist voller Kleider, Hüte und Krimskrams. Rein in die alte Mädchenkammer
mit dem ganzen Plunder, damit die Gäste genügend Schrankfächer zur Verfügung
haben.
    Die Zimmer sind sauber und schön. Maja ist schmutzig und hässlich.
Pelle ist noch schmutziger. Noch knapp zwei Stunden. Alles muss perfekt sein.
     
    Sauber geschrubbt stehen sie auf dem Lastensteg und spähen
aufs Wasser hinaus. Pelle in seiner üblichen Leinenhose, einem großen
orangefarbenen Hemd, seinem geblümten Schal und den marokkanischen Pantoffeln.
Das frisch gewaschene, gekräuselte Haar wird vom Wind nach hinten geweht, er
hält seine große Hand vor die Augen, um sich vor dem Sonnenlicht zu schützen.
Maja steht neben ihm, auch sie hat frisch gewaschene und gekämmte Haare. Sie
hat sich wirklich Mühe gegeben. Sich mehrmals umgezogen. Erst wollte sie ein
Kleid anziehen. Nein. Dann hat sie einen geblümten Rock und eine Bluse
anprobiert. Nein. Das fühlte sich alles so ausstaffiert an, als hätte Maja
versucht, sich als verlässliche Schwimmlehrerin zu verkleiden. Am Ende hat sie
es so gemacht wie immer. Hat Pelles alte Jeans und eines seiner großen Hemden
über ihren schmalen, kleinen Körper gezogen. Einen Körper, der wütend aussieht.
Sehnig, mager und wütend. Brüste, die nicht der Rede wert sind. Sie ist barfuß.
Immerhin hat sie schöne Füße. Das kann sie selbst sehen. Braun und kräftig sind
sie. Nur gut, wenn die mal Gelegenheit bekommen, sich zu zeigen.
    Da kommt das Boot! Josefin winkt Pelle und Maja auf dem Steg fröhlich
zu. Ganz hinten im Boot sind drei weitere Köpfe zu sehen. Jetzt kommen sie.
Jetzt. Nein. Dreh um und schick sie alle wieder nach Hause. Das Ganze war eine
richtig blöde Idee. Oder nicht? Also gut, bring sie her. Jetzt kommen sie.
Okay.
    Maja schwitzt, und Pelle fängt an, auf dem Steg herumzustapfen, will
Tampen in Empfang nehmen und Knoten schlagen. Die beiden wuseln umeinander
herum und lachen zu laut, und Josefin lässt sie einfach in ihrer Nervosität tanzen,
während sie ruhig an Land springt und festmacht.
    »Willkommen auf Hjortholmen. Herzlich willkommen, ich kann die
Tasche da nehmen. Geben Sie mir ruhig die Hand.«
    Pelle lässt sein selbstverständliches, tiefes Lachen ertönen.
Streckt Hände aus, trägt Taschen, übernimmt. Bekommt von Jens eine Kiste Gurken
und einen Eimer Honig, vielen Dank, selbst gemacht? Herrlich!
    »Ja, dann folgen Sie mal einfach dem Weg rauf zum Schloss, da können
wir etwas Kühles trinken und uns unterhalten. Nur zu. Schön, dass Sie da sind.«
    Pelle packt mit starken Händen Taschen, Tüten und kleine Handtaschen
und klappert mit seinen Pantoffeln zum Schloss hinauf. Josefin, Alexander und
Jens folgen ihm. Maja bleibt mit einem ihrer Gäste zurück. Patienten? Nein, wie
nennt man sie? Schüler! Schüler heißt es. Nein, Gast ist besser.
    »Gott, ist das schön!«
    Karin steht ganz still auf dem Steg, öffnet einen Knopf ihrer
schwarzen Bluse, dreht die Haare zu einem schwarzen Dutt und starrt zum Schloss
hinauf, das mit seinem großen Korpus vom Himmel Besitz ergreift.
    »Ja, es ist schön hier. Wir fühlen uns wohl.«
    Wir fühlen uns wohl? Was war das denn? Pelle fühlt sich wohl. Ich
fühle mich nicht wohl. Gott, was für ein langweiliger, vorhersehbarer Satz. Wir
fühlen uns wohl.
    »Ja, das verstehe ich. Das verstehe ich wirklich.«
    Karin macht noch einen Knopf auf und schüttelt mit der Hand ein
wenig Luft in ihre Bluse. Es ist wirklich heiß.
    »Wie lange wohnen Sie hier schon?«
    »Seit vier Jahren. Und Sie? Wo wohnen Sie?«
    »In Stockholm. Auf Söder. Aber ich stamme von hier. Bin in Duvköping
geboren.«
    »Wirklich? Aber Sie sprechen gar keinen Dialekt.«
    »Nein, den habe ich mir ganz schnell abgewöhnt, er ist ja auch nicht
sonderlich . . . elegant. Aber wenn ich will, kann ich ihn noch rauskramen. Ich
habe hier mit meinen Eltern gewohnt und bin auch in Duvköping zur Schule
gegangen. Dann bin ich nach Stockholm gezogen, und, ja, jetzt wohne ich da. Und
fühle mich wohl.«
    »Wohnen Ihre Eltern noch hier?«
    »Meine Güte,

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