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Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Titel: Fuer Wunder ist es nie zu spaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Hamberg
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verabschiedest.«
    »Nie im Leben.«
    »Dann gibt es auch keinen Schwimmunterricht.«
    »Warum sollte ich zu ihm fahren, verdammt noch mal?«
    »Du musst ihm verzeihen. Und dir selbst. Sonst wirst du niemals
glücklich werden.«
    »Haha, der Hobbypsychologe hat gesprochen. Amen.«
    »Du entscheidest selbst.«
    »Das tue ich, darauf kannst du dich verlassen.«

     
    29
    A lex sieht nur rot. Er schließt die
Augen unter dem dicht gewebten Schal mit den riesigen roten Blumen, während
Maja neben ihm geht und »rechts, links, wieder rechts« sagt: »Jetzt kommt eine
Senke, jetzt geht es runter.«
    Er macht genau, was sie sagt, nicht mehr und nicht weniger. Ab und
zu versucht Maja einen Witz mit ihm zu machen, aber er lacht nicht. Das packt
er nicht mehr. Eigentlich packt er gar nichts mehr, er will nur noch nach
Hause. Alex will nicht länger auf dieser geisteskranken Insel bleiben. Aber er
will auch nicht nach Hause fahren, ohne schwimmen zu können, das wäre so eine
verdammte Niederlage, und wenn er jetzt aufgibt, dann wird er es mit dem
Schwimmen nie wieder versuchen, das weiß er genau.
    »Und jetzt ganz kleine Schritte . . . gut, Alex! Au, Vorsicht, eine
Wurzel!«
    Alex stolpert, aber er spürt, wie Maja ihn, bevor er strauchelt, am
Hemd packt. Wie lange geht das hier schon? Eine halbe Stunde?
    Verdammt. Warum hat er ihr nur erzählt, dass er noch Jungfrau ist
und einsam? Jetzt kann er ihr nichts mehr vorspielen, er kann nicht der Typ
sein, der er gerne wäre. So wie er es bei anderen immer macht, denen er
vorspielt, dass er ein unkomplizierter, netter Kerl ist, der Sport treibt und
mit Mädchen zusammen ist und alles im Griff hat. Maja hat das durchschaut, aber
dann war diese Situation, als sie mit Jens im Zimmer gelegen hat und . . . Was
ist da eigentlich gelaufen? Es kann ihm doch egal sein, wenn sie im Bett liegt
und einen anderen umarmt, schließlich ist sie sogar verheiratet. Was macht er
hier überhaupt für einen Stress? Warum schert er sich darum? Scheiß drauf, sie
ist doch nur seine olle Schwimmlehrerin.
    »Leg dich hin.«
    »Was? Einfach so?«
    »Ja, vertrau mir, es wird ganz weich sein. Leg dich hin.«
    Alex beugt die Knie, tastet mit den Händen und setzt sich hin.
Weicher, trockener, pudriger Sand. Er legt sich vorsichtig auf den Rücken,
streckt die Beine aus und lässt die Arme neben dem Körper liegen.
    Maja steht ganz in seiner Nähe und sieht auf Alex herab. Völlig
hilflos liegt er da, mit ihrem alten Schal über den Augen. Schön sieht er aus,
wie er da am Strand liegt. Die sonnengebräunte Haut spannt über seinen gut
trainierten Muskeln, ein Körper in der Frühsommerblüte. Alles hat
ausgeschlagen, ist schön und farbenfroh, noch nichts ist von harten Herbsten
und langen Wintern beeinträchtigt. Einfach nur Sommer. Maja setzt sich neben
ihn und reißt einen langen Grashalm aus.
    »Sag mir, wo es am meisten kitzelt.«
    »Was?«
    »Ich ziehe jetzt einen Grashalm über dein Gesicht, und du sagst, wo
es am meisten kitzelt.«
    »Und dann?«
    »Und dann erfährst du, was du tun sollst.«
    »Was?«
    »Ich leg jetzt los.«
    Alex spürt, wie die Wärme des Sandes durch die Haut und in seinen
Körper dringt, das kribbelt schön im Gesicht. Er riecht Majas süßen Atem, und
es kitzelt sehr, als sie den Grashalm über seine Lippen zieht. Alex kann nicht
umhin zu kichern. Und mitten im Kichern wird es ihm klar, verdammt, er weiß es
genau. Da liegt er nun im Sand, mit einem Schal über den Augen, er sieht
nichts, aber er spürt es wie einen Hammer, der mit aller Kraft in seiner Brust
schlägt.
    Er ist verliebt. Oder scharf. Oder beides. Da ist so ein Gefühl, das
ihn überwältigt, weiß der Geier, was es ist, aber er kann nicht anders, als ihm
zu folgen. Er will nur noch den Schal runterreißen, sich die Kleider
runterreißen, Maja die Kleider runterreißen und . . . So was hat er noch nie
erlebt. Wirklich noch nie. Verdammt. Alex kann nicht anders, er muss breit
grinsen, während Maja ihn weiter mit dem Grashalm kitzelt.
    »Wo kitzelt es am meisten?«
    »Auf den Lippen.«
    »Da steht Maja.«
    »Wie, steht?«
    »Ich habe jeder Stelle, an der ich dich gekitzelt habe, einen Namen
gegeben. Der Name der Lippen ist Maja.«
     
    Karin verspürt das Bedürfnis, sich eine Flasche Wein reinzuziehen.
Raus mit dem Korken und dann rein damit. Sie muss irgendwie runterkommen.
    Mit raschen Schritten durchquert sie die Wiesen und Klippen. Die
Luft sirrt vor Hitze, und weit entfernt erahnt sie das rosa Schloss,

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