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Fummelbunker

Fummelbunker

Titel: Fummelbunker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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und bog wie angewiesen auf den Hellweg in Richtung Autobahn. Währenddessen vergewisserte ich mich, dass die geheimnisvolle Bankkarte wie versprochen im Handschuhfach war. Sie lag in einem Papierumschlag auf der Betriebsanleitung des Wagens. Ich nahm sie heraus, es war weder eine reguläre EC-Scheckkarte noch eine Visa- oder Mastercard, sondern lediglich eine popelige Karte für ein Sparkonto. Ich las die Daten ab und rammte beinahe den Wagen gegen eine Straßenlaterne, als ich auf ihr meinen Namen entdeckte.
    Die Knalltüten wollten mir die Sache anhängen!
    Ich unterdrückte den ersten Impuls, rechts ranzufahren und das Ganze abzublasen, denn ich wusste, dass ich nur auf eine Weise lebend aus der Sache kam, und zwar auf ihre. Mit hochrotem Kopf und klappernden Herzkammern fuhr ich auf die Autobahn, meinen Begleiter im Anschlag. Ich untersuchte die Route des Navigationsgerätes und war kaum überrascht, als ich entdeckte, wohin die Reise ging, und zwar direkt in die Niederlande.
    Drei Stunden Zeit also, um mir zu überlegen, wie ich straffrei und unversehrt wieder aus der Sache herauskam.

14.
    Über Oberhausen brach die Wolkendecke auf und die ersten Sonnenstrahlen des Tages schienen aufmunternd zu mir herunter. An meinen Augenlidern hingen Betonklötze und ich kämpfte unermüdlich gegen die Schwerkraft an. Einen Kilometer vor dem Kreuz Oberhausen-West wies die kräftige Frauenstimme aus dem Navi einen Spurwechsel an und ich wurde wieder einen Deut munterer. 100 Kilometer waren geschafft. Weitere 120 standen mir noch bevor.
    Ich gähnte ausgelassen, schob meinen Hintern tiefer in den Sitz und rekelte mich, das Knie unter das Lenkrad geklemmt. Der Golf war gemütlich und groß genug für eine langbeinige Gestalt wie mich, aber ich fühlte mich nicht wohl in meiner Haut. Zu intensiv kreiste Dübels indirekte Bemerkung in Bezug auf Bäckers Schicksal in meinem Kopf. Niemand von uns hatte es ausgesprochen, aber für mich gab es mittlerweile keinen Zweifel mehr, dass Bäcker längst tot war.
    Dübels Drohung, mich könnte ein ähnliches Schicksal ereilen, jagte mir nach wie vor eine Heidenangst ein und ich nahm diesen vermaledeiten Job mittlerweile verdammt ernst.
    Kurz hinter Bocholt dachte ich an Viktoria und ihre Vibratoren und überlegte, ob es nicht ein Wink des Schicksals war, dass sich gerade hier meine Blase meldete. Ich fuhr die letzte deutsche Tankstelle vor der holländischen Grenze an. Als ich den Golf auf dem Serviceplatz für Luftpumpen und Wischwasser parkte, stellte sich mein Begleitfahrzeug unmittelbar neben mich. Der Fahrer, ein kräftig gebauter Jean-Claude–Van-Damme-Typ mit Pferdeschwanz, ließ per Knopfdruck das Beifahrerfenster seines Mercedes hinuntersegeln.
    »Was tun Sie?«
    »Ich muss aufs Klo«, sagte ich.
    Er dachte kurz nach. »Eigentlich können Sie den Wagen auch gleich auftanken. Hier.« Er reichte mir einen 20-Euro-Schein und ich musste meinen Arm durch das offene Fenster zwängen, um ihn zu erreichen. Dabei registrierte ich die Knarre auf dem Beifahrersitz. Sein Grinsen ließ keinen Zweifel aufkommen, dass es ihm ein Anliegen war, mir die Wumme zu präsentieren.
    »Den Rest können Sie behalten.«
    »Sehr freundlich«, zischte ich, steckte das Geld in die Tasche und holte mir den Kloschlüssel von der Kassiererin.
    Das Klo roch vornehmlich nach Chlor, aber Gottlob war es sauber. Als ich mit halb nassen Händen in den Wagen stieg und die Karre in Gang setzte, um die Tanksäule anzusteuern, verfing sich die Motorhaube beinahe an einem einfahrenden Motorrad. An der Tanksäule rüttelte ich an dem Tankdeckel und bemerkte den Hinweisaufkleber für Dieselfahrzeuge. Mein Instinkt riet mir, nach dem Zapfhahn für Superbenzin zu greifen.
    »Diesel, du blöde Pute!«, brüllte mir Van Damme sofort zu und ich stieß leise Flüche aus.
    Der Motorradfahrer fuhr die Zapfhähne auf der gegenüberliegenden Seite an. Er drehte den Zündschlüssel um, die Scheinwerfer erloschen und der Motor der Maschine kam gluckernd zum Erliegen. Das Gefährt war eine schwarze und voll verkleidete Triumph Daytona. Zwischen ihrer Sitzbank und dem Hinterrad klaffte eine Lücke, in welche mein Oberschenkel reingepasst hätte, und deren Anblick beherrschte das sportliche Gesamtbild. Nur im grellen Licht der Leuchtstoffröhren konnte man erkennen, dass die Karre von oben bis unten mit Dreck besudelt war. Neben dem Duft von Benzin, der allgegenwärtig war, roch sie außerdem nach angesengtem Motoröl. Der Fahrer trug eine

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