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Fummelbunker

Fummelbunker

Titel: Fummelbunker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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zurück.
    Ich setzte mich in den Wagen und stellte fest, dass meine rechte Hand wieder zitterte, während ich die Karre anließ. Dann schipperte ich in Richtung Autobahnauffahrt und verschwendete keinen Blick in den Rückspiegel, um nach dem verhassten Mercedes zu sehen.
     
    Ich fuhr die A 3 entlang und meine Birne war bis in die kleinsten Winkel durchblutet, vornehmlich vor Anstrengung. Mir wollte einfach nicht in den Kopf, warum Gregor etwas mit dieser Sache zu tun haben sollte und warum er so erpicht darauf war, mir das ungeniert aufs Butterbrot zu schmieren. War das wieder Teil dieser Psychokacke, die er letztens noch so vehement bestritten hatte? Warum wollte er genau darüber Bescheid wissen, was mir nach dem Transfer blühen würde? Eine Mischung aus Furcht und Wut machte sich breit, wobei die Wut nach 20 Kilometern die Oberhand gewann.
    Ich hatte ihn längst aus dem Fall ausgeschlossen. Nach Dübels Bemerkung, an Bäckers Verschwinden wären sie und nicht Panko verantwortlich, hielt ich ihn für unschuldig – und mich für ernsthaft bedroht. Und jetzt kam er daher in seiner flotten Lederkluft, stellte sich quasi als Komplize hin und redete mir ins Gewissen. Mir!
    Die Frau im Navigationsgerät hielt mich auf Kurs und ich drückte aufs Gaspedal. Drakonisch wechselte ich auf die linke Spur und überholte eine Reihe von Kleinwagen; der Mercedes klemmte sich an meine Stoßstange.
    Gregor wollte mich raushalten. Für die Blondette wurde es mal wieder zu brenzlig. Oder er sah den Deal gefährdet, weil ich, sein Schoßhündchen, mich eingeschleust hatte. Ich rief mir noch einmal seine Bemerkung in Erinnerung: ›Fahr zur Wache. Und gnade dir Gott, du erscheinst dort nicht.‹
    Angepisst schlug ich mit der flachen Hand gegen das Lenkrad. Ich habe mir die Abende um die Ohren geschlagen und bis in die Nachtstunden recherchiert, nur um es bis hierhin zu schaffen. Und plötzlich taucht der unglaubliche Panko auf und meint, mir mit ein paar Sätzen einen Strich durch die Rechnung machen zu können. Nicht mit mir, Freundchen!
    Ich erreichte die Wache der Autobahnpolizei. Sie lag abschüssig in einer Senke und ich musste mich ein wenig vorbeugen, um Gregors Motorrad ausfindig zu machen. Und tatsächlich: Er wartete dort. Mit einem Rumoren in der Bauchgegend drückte ich auf die Tube und der Mercedes signalisierte mir mit der Lichthupe, ich solle mich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen halten. Mir war das mittlerweile scheißegal. Wenn mich die Polizei wegen Raserei anhielt, konnte er mich wohl kaum über den Haufen schießen. Außerdem hatte ich Grund zur Annahme, dass Gregor am Zielort seine unergründliche Hand über mich halten und sichergehen würde, dass ich unbeschadet wieder herauskam. Dessen war ich mir sogar ziemlich sicher.
     
    Ich fuhr einige 100 Meter. Die Wolken drückten sich enger aneinander und die Sonnenstrahlen stachen steif und spitz wie Schaschlikspieße durch mein Seitenfenster, als ich Gregors Motorrad im Außenspiegel ausmachte. Ich quittierte dies mit einem Haufen aufgestellter Nackenhaare, doch noch ehe ich mich an den Anblick gewöhnen konnte, schoss er bereits mit einer Wahnsinnsgeschwindigkeit an mir vorbei, seinen Oberkörper eng an den Tank gepresst. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, aber ich nahm an, dass er vorausfuhr. Immerhin kannte er mein Ziel und ich bezweifelte, dass er die Missachtung seiner Anordnung einfach mit Resignation bestrafen würde.
    Der Kaffee hatte mich ein wenig munterer gemacht und ich überfuhr die niederländische Grenze ohne irgendwelche Zwischenfälle. Die Durchrufe der Navigationsfrau kamen in immer kürzeren Abständen und lotsten mich schließlich von der Autobahn. Ich passierte die Stadtgrenze von Rotterdam. Prunkvolle Glasbauten, gespickt mit Baukränen und Brachlandschaften, untermalten meinen Weg entlang der Stadtgrenze. Von Gregor fehlte nach wie vor jede Spur und selbst mein Privat-Van-Damme im Mercedes hatte sich mit mehreren hundert Metern Abstand von mir abgesetzt. Der Navigator schickte mich auf eine Landstraße, die sich wie ein dahingeworfener Gartenschlauch durch wunderschöne grüne Felder und hügelige Wiesen schlängelte. Hin und wieder grasten ein paar zerzauste Schafe und Kühe, an einigen Stellen war die Straße mit allerlei Tierdreck besudelt. Man ahnte kaum, dass man sich am Rande einer Großstadt befand.
    Nach einer weiteren Viertelstunde erreichte ich ein Dorf mit hölzern umzäunten Flachbauten. Laubbäume wuchsen karg aus

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