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Fummelbunker

Fummelbunker

Titel: Fummelbunker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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schwarze matte Lederhose und eine Motorradjacke mit abgesetzten roten Ärmelstreifen. Locken kräuselten sich in seinem Nacken und als der Mann den Helm abnahm, sackte mir sämtliches Blut in die Füße.
    Es war Gregor.
    Der Blick, den wir tauschten, dauerte nicht länger als eine halbe Sekunde und dennoch schaffte er es, mir in dieser Zeit Anweisungen zu erteilen: Lass dir nichts anmerken! Mach weiter!
    Gregor öffnete das Tankschloss und stülpte den Zapfhahn hinein. Währenddessen spähte er oberflächlich an mir vorbei. Zwei Minuten später ließ er den Hahn wieder an der Säule einrasten, verschloss den Tank und ging. Ich beobachtete ihn durch das Fenster, wie er seine Rechnung beglich, und war unentschlossen, ob ich ihm folgen sollte. Dann löste sich der eingerastete Hebel des Hahns und meldete bei 16,20 Euro einen vollen Tank. Ich sah wieder hoch. Gregor hatte sich mittlerweile einen Kaffee bestellt und lehnte mit dem Rücken zur Scheibe an der Wand.
    Das war mein Zeichen.
    Sofort hängte ich den Hahn zurück, verschloss den Tankdeckel und ging in den Laden. Die Kassiererin reckte aufmerksam ihr Kinn, als ich an die Kasse trat.
    »Die Nummer vier und einen Kaffee bitte«, sagte ich und hielt ihr eilig den 20-Euro-Schein hin. Sie gab mir einen Haufen kupferner Münzen zurück, kehrte mir den Rücken und popelte einen Pappbecher vom Stapel, um ihn auf das Gitter des Kaffeevollautomaten zu stellen. Ungeduldig starrte ich aus dem Fenster und beobachtete den Spacko in seinem Mercedes, doch zum Glück rührte er sich nicht von der Stelle. Ich nahm den heißen Becher entgegen, zog ein paar Zuckertüten aus der Selbstbedienungsdose und stellte mich an den Tisch, Gregor direkt gegenüber. Seine Locken waren von dem Helm platt gedrückt und seine Wangenknochen von Druckstellen leicht gerötet. Er roch nach Leder und Schmiermittel, doch schon bald übertünchte das Aroma meines Kaffees diesen Geruch. Ich musste mich zwingen, ihn nicht anzustarren, denn fraglos bot er mir in seiner Motorradkluft einen befremdlichen, beinahe anzüglichen Anblick. Er sah in seinen Becher, während er sprach.
    »30 Kilometer weiter befindet sich die Wache einer Autobahnpolizei. Ich möchte, dass du die Wache anfährst. Ich werde vorausfahren und dich dort empfangen.«
    Mit Telleraugen starrte ich auf die Tischplatte. Das war mal wieder typisch Gregor. Eilt herbei, um die Situation zu retten und mir anschließend die Leviten zu lesen. Tief in meinem Inneren war ich froh, ihn zu sehen. Doch das wollte ich auf gar keinen Fall durchschimmern lassen.
    »Und dann?«
    »Dann werde ich das Steuer übernehmen. Du wartest dort und wirst den Leuten erklären, dass du während der Überführung des Autos einen Kreislaufzusammenbruch hattest. Dein Wachmann da draußen wird sich also mir zuwenden müssen.«
    »Was fällt dir ein?«, zischte ich. »Misch dich nicht in meine Angelegenheiten ein. Das ist mein Fall!«
    »Du verwechselst da etwas«, sagte er. »Du hast dich in meine Angelegenheit eingemischt.«
    Ich biss mir auf die Lippe. »Du meinst Boris Bäcker?«
    »Boris Bäcker ist Geschichte«, erwiderte er kalt.
    Ich sah aus dem Fenster und bemerkte, dass Van Damme ein wenig ungeduldig wurde. »Hast du etwas damit zu tun?«
    Er grinste seicht. »Du kannst es einfach nicht lassen. Fragen stellen, selbst wenn dein Arsch auf Grundeis geht.«
    »Was willst du damit sagen?«
    Er blickte hoch. »Hast du etwa geglaubt, die lassen dich gehen, wenn der Deal gelaufen ist?«
    »Du weißt von dem Deal?«
    »Ich bin ein Teil davon.«
    Mir wich sämtliche Farbe aus dem Gesicht und ich merkte, wie mir der Kaffee meine Kehle wieder hochkroch.
    Das konnte doch alles nicht wahr sein. »Was soll das heißen? Hast du mich in diese Scheiße geritten?«
    »Jetzt mal langsam. Das warst du ganz allein.«
    Ich bemerkte aus den Augenwinkeln, dass mein Begleiter aus dem Wagen stieg. Gregor bemerkte meine Unruhe.
    »Fahr zur Wache«, befahl er. »Ich bringe den Deal zu Ende. Und gnade dir Gott, du erscheinst dort nicht.«
    Dann drehte er sich um, warf den Becher in den Müll und ging hinaus. Mein Begleiter schritt an ihm vorbei, ohne einen Blick an ihn zu verschwenden, und stieß schwungvoll die Tür auf.
    »Wie lange dauert das noch?«, kläffte er.
    »Ich komme ja schon«, nörgelte ich, warf den halb vollen Pappbecher in die Tonne und sah Gregor dabei zu, wie er den Motor der Daytona anließ und wütend am Gasgriff drehte. Mit schreiendem Motor brauste er auf die Autobahn

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