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Funke, Cornelia

Funke, Cornelia

Titel: Funke, Cornelia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rekkless
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die Türme, die die Goyl entlang ihrer Grenzen
bauten. Schlank wie Tropfsteinsäulen, mit faserigen Mauern und Fenstern aus
Onyx, aber Valiant kannte einen Weg durch die Berge, der sie umging.
    Früher
waren die Goyl in diesem Landstrich nur ein Schrecken von vielen gewesen, den
man in einem Atemzug mit Menschenfressern und Braunen Wölfen nannte. Aber ihr
schlimmstes Verbrechen war schon immer gewesen, dass sie allzu menschlich
aussahen. Sie waren die verabscheuten Zwillinge. Die steinernen Vettern, die im
Dunkeln hausten. Nirgendwo hatte man sie gnadenloser gejagt als in den Bergen,
aus denen sie stammten, und die Goyl zahlten inzwischen mit gleicher Münze zurück.
Ihre Herrschaft war nirgends mitleidloser als in ihrer alten Heimat.
    Valiant
mied die Straßen, die ihre Truppen benutzten, aber trotzdem gerieten sie immer
wieder in ihre Patrouillen. Der Zwerg stellte Jacob und Clara als reiche
Klienten vor, die beabsichtigten, nah der Königsfestung eine Glasfabrik zu
bauen. Jacob hatte Clara einen der mit Goldfäden bestickten Röcke gekauft, die
die wohlhabenderen Frauen in dieser Gegend trugen, und seine eigenen Kleider
gegen die eines Kaufmanns eingetauscht. Er erkannte sich selbst kaum in dem
Mantel mit dem pelzbesetzten Kragen und den weichen grauen Hosen, und für Clara
war das Reiten in dem weiten Rock noch mühsamer, aber die Goyl winkten sie
jedes Mal durch, wenn Valiant seine Geschichte erzählte.
    An einem
Abend, der nach Schnee roch, erreichten sie endlich den Fluss, hinter dem die
Königsfestung lag. Die Fähre legte in Blenheim ab, einem Ort, den die Goyl
schon vor Jahren eingenommen hatten. Fast die Hälfte der Häuser hatte
zugemauerte Fenster. Die Besatzer hatten viele Straßen überdacht, um sich vor
dem Tageslicht zu schützen, und hinter der Hafenmauer gab es einen bewachten
Einstieg, der zeigte, dass Blenheim inzwischen auch ein unterirdisches Viertel
hatte.
    Während
Fuchs zwischen den Häusern verschwand, um eines der mageren Hühner zu fangen,
die auf dem Kopfsteinpflaster herumpickten, ging Jacob mit Valiant und Clara
hinunter zum Fluss. Der Abendhimmel spiegelte sich in dem trüben Wasser und am
anderen Ufer klaffte in der Bergflanke ein quadratisches Tor.
    »Ist das
der Eingang zur Festung?«, fragte Jacob den Zwerg. Aber Valiant schüttelte den
Kopf. »Nein. Das ist nur eine der Städte, die sie überirdisch angelegt haben.
Die Festung liegt weiter landeinwärts und so tief unter der Erde, dass du in
ihr das Atmen verlernst.«
    Jacob band
die Pferde an und ging mit Clara zum Anleger hinunter. Der Fährmann spannte
schon die Kette vor. Er war fast so hässlich wie die Trolle im Norden, die vor
ihrem eigenen Spiegelbild erschraken, und sein Boot hatte schon bessere Tage
gesehen. Der flache Rumpf war mit Metall beschlagen, und der Fährmann verzog
den Mund zu einem verächtlichen Lächeln, als Jacob ihn fragte, ob er sie noch
vor der Nacht übersetzen konnte.
    »Dieser
Fluss ist kein gastlicher Ort, wenn es dunkel wird.« Er sprach so laut, als
wollte er auch am anderen Ufer zu hören sein. »Und ab morgen ist die Überfahrt
verboten, weil der gekrönte Goyl sein Nest verlässt, um zu seiner Hochzeit zu
fahren.«
    »Hochzeit?«
    Jacob warf
Valiant einen fragenden Blick zu, aber der Zwerg zuckte die Schultern.
    »Wo seid
ihr gewesen?«, höhnte der Fährmann. »Eure Kaiserin kauft sich Frieden von den
Steingesichtern, indem sie dem König ihre Tochter gibt. Morgen werden sie wie
Termiten aus ihren Löchern schwärmen, und der Goyl wird in seinem Teufelszug
nach Vena fahren, um die schönste aller Prinzessinnen mit sich unter die Erde
zu nehmen.«
    »Reist die
Fee mit ihm?«, fragte Jacob.
    Valiant
warf ihm einen neugierigen Blick zu.
    Aber der
Fährmann zuckte nur die Schultern. »Sicher. Der Goyl geht nirgendwohin ohne
sie. Nicht mal zur Hochzeit mit einer anderen.«
    Und wieder läuft dir die Zeit davon, Jacob.
    Er schob
die Hand in die Tasche. »Hast du heute einen Goyloffizier übergesetzt?«
    »Was?« Der
Fährmann hielt die Hand ans Ohr.
    »Einen
Goyloffizier. Jaspishaut, ein Auge fast blind. Er hatte einen Gefangenen
dabei.«
    Der
Fährmann blickte hinüber zu dem Goylposten, der hinter der Mauer Wache stand,
aber er war weit entfernt und kehrte ihnen den Rücken zu. »Wieso? Bist du einer
von denen, die sie immer noch jagen?« Der Fährmann sprach immer noch so laut,
dass Jacob dem Posten einen besorgten Blick zuwarf. »Sein Gefangener könnte
dir viel Geld einbringen. Er hatte eine

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