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Funke, Cornelia

Funke, Cornelia

Titel: Funke, Cornelia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rekkless
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verlangen, dass wir zurück
unter die Erde kriechen. Aber erwarte nicht, dass ich so naiv bin. Kein Mann
kann mir nur durch die Farbe seiner Haut verschaffen, was die beste Armee nicht
erkämpfen kann. Ich bin nicht unbesiegbar und kein Jadegoyl wird mich dazu
machen. Selbst diese Hochzeit wird mir nur für eine Weile Frieden geben.«
    Die Fee wollte
etwas erwidern, aber er ließ sie nicht zu Wort kommen.
    »Es gibt
Aufstände im Norden, und im Osten haben wir nur Ruhe, weil sie sich lieber
gegenseitig erschlagen. Im Westen nimmt der Krumme König meine
Bestechungsgelder und rüstet hinter meinem Rücken auf, von seinem Vetter auf
der Insel ganz zu schweigen. Den Onyxgoyl gefällt meine Hautfarbe nicht. Meine
Munitionsfabriken produzieren nicht so schnell, wie meine Soldaten schießen.
Die Lazarette sind überfüllt und die Partisanen haben zwei meiner wichtigsten
Schienenwege gesprengt. Soweit ich mich erinnere, ist in den Märchen, die
meine Mutter erzählt hat, von alldem nicht die Rede. Lass das Volk an den
Jadegoyl und an Glückssteine glauben. Aber die Welt ist inzwischen aus Eisen
gemacht.«
    Er legte die
Hand auf die Klinke und musterte die Goldbeschläge, die das Türblatt
schmückten. »Sie machen schöne Dinge«, murmelte er. »Ich frage mich nur, warum
sie so besessen von Gold sind. Silber ist so viel schöner.«
    »Versprich,
dass er an deiner Seite bleibt.« Die Fee streckte die Hand aus und alles Gold
in dem dunklen Raum überzog sich mit Silber. »Selbst, wenn du ihr das Jawort
gibst. Bitte!«
    »Er ist
ein Menschengoyl! Selbst die Jade lässt meine Offiziere diese Tatsache nicht
übersehen. Und er ist unerfahrener als jeder andere meiner Leibwächter.«
    »Er hat
sie trotzdem alle geschlagen! Versprich es.«
    Er liebte
sie. Jacob sah es auf seinem Gesicht. So sehr, dass es ihm Angst machte.
    »Ich muss
gehen.« Er wandte sich um, aber als er die Tür öffnen wollte, gehorchte sie
ihm nicht. »Lass das!«, fuhr er die Fee an.
    Sie ließ
die Hand sinken und die Tür sprang auf. »Versprich es«, sagte sie noch einmal.
»Bitte!« Doch ihr Geliebter ging, ohne zu antworten, und sie war allein. Jetzt, Jacob!
    Er tastete
nach einer geheimen Tür, aber seine Finger fanden nichts als eine hölzerne
Wand, und die Fee ging auf die Tür zu, durch die ihr Geliebter sie verlassen
hatte. Nun mach schon, Jacob. Noch ist sie
allein. Draußen wird es Wachen geben! Vielleicht konnte er die Wand
eintreten. Und dann? Schon der Lärm würde ein Dutzend Goyl herbeirufen. Jacob
stand immer noch in dem engen Gang und wusste nicht, was er tun sollte, als ein
Goylsoldat zu der Fee in das dunkle Zimmer trat. Jadehaut.
    Es war das
erste Mal, dass Jacob seinen Bruder in der grauen Uniform sah. Will trug sie,
als hätte er nie etwas anderes getragen. Nichts an ihm erinnerte noch daran,
dass er ein Mensch gewesen war. Vielleicht waren seine Lippen im Vergleich zu
denen der Goyl etwas voller und sein Haar etwas feiner, aber selbst der Körper
seines Bruders sprach eine andere Sprache. Und er blickte die Fee an, als wäre
sie Anfang und Ende der Welt.
    »Ich habe
gehört, dass du Kami'ens besten Leibwächter entwaffnet hast.« Sie strich Will
übers Gesicht. Das Gesicht, das ihr Zauber in Jade verwandelt hatte.
    »Er ist
nicht halb so gut, wie er denkt.«
    Sein
Bruder hatte nie so geklungen. Will war nie auf einen Kampf aus gewesen oder
darauf, seine Kräfte mit jemandem zu messen. Nicht einmal mit seinem Bruder.
    Die Dunkle
Fee lächelte, als Will die Finger fast zärtlich um den Säbelgriff schloss.
    Finger aus
Stein.
    Ich werde dich für ihn bezahlen lassen, dachte
Jacob, während er in Hass und hilflosem Schmerz ertrank. Und deine Schwester hat den Preis festgesetzt.
    Den Spion
hatte er vollkommen vergessen. Der Mann riss entsetzt die Augen auf, als seine
Lampe Jacobs Gestalt aus der Dunkelheit löste. Jacob schlug ihm die
Taschenlampe gegen die Schläfe und fing den zusammensackenden Körper auf, aber
eine der mageren Schultern streifte die Holzwand, und die Gaslampe fiel zu
Boden, bevor Jacob sie auffangen konnte.
    »Was war
das?«, hörte er die Fee fragen.
    Jacob
löschte die Lampe und hielt den Atem an.
    Schritte.
    Er tastete
nach der Pistole, bis ihm einfiel, wer da auf die Holzwand zukam.
    Will trat
sie ein, als wäre sie aus Pappmaschee, und Jacob wartete nicht ab, bis sein
Bruder sich durch das zersplitterte Holz zwängte. Er stolperte zurück zu der
getarnten Tür, während die Dunkle Fee nach den Wachen rief.
    Bleib

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