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Funke, Cornelia

Funke, Cornelia

Titel: Funke, Cornelia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rekkless
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Schuhe ab und trat näher ans Wasser. Jacob spürte ihre Macht so
deutlich wie die Kälte der Nacht.
    »Offenbar
ist das, was du getan hast, schwerer zu verzeihen«, sagte er.
    »Ja, sie
sind immer noch empört darüber, dass ich fortgegangen bin.« Sie lachte leise
und die Motten schlüpften ihr zurück ins Haar. »Aber ich kann mir nicht
vorstellen, was meine Schwester damit zu gewinnen glaubt, dass sie dir von den
drei Farben erzählt. Als ob ich die Motten brauchte, um dich zu töten.«
    Sie trat
zurück, bis das Wasser des Teichs sich über ihren nackten Füßen schloss, und
die Nacht begann zu flirren, als verwandelte die Luft selbst sich in schwarzes
Wasser.
    Jacob
spürte, wie ihm das Atmen schwer wurde.
    »Ich will
meinen Bruder zurück.«
    »Warum?
Ich habe ihn nur zu dem gemacht, der er immer sein sollte.« Die Fee strich sich
das lange Haar zurück. »Weißt du, was ich glaube? Meine Schwester ist immer
noch zu verliebt in dich, um dich selbst zu töten. Also hat sie dich zu mir
geschickt!«
    Er fühlte,
wie ihre Schönheit ihn alles vergessen ließ, den Hass, der ihn hergebracht
hatte, die Liebe zu seinem Bruder und sich selbst.
    Sieh sie nicht an, Jacob!
    Er
umklammerte seinen verletzten Arm, damit der Schmerz ihn schützte. Der Schmerz
vom Schwert seines Bruders. Er drückte so fest zu, dass ihm Blut über die Hand
rann, und sah erneut Wills hassverzerrtes Gesicht. Sein verlorener Bruder.
    Die Dunkle
Fee trat auf ihn zu.
    Ja. Komm näher.
    »Bist du
wirklich so arrogant zu glauben, dass du herkommen und mir Forderungen stellen
kannst?«, sagte sie und blieb dicht vor ihm stehen. »Denkst du, weil eine Fee
dir nicht widerstehen konnte, ist es um uns alle geschehen?«
    »Nein. Das
ist es nicht«, sagte Jacob.
    Ihre Augen
weiteten sich, als er nach ihrem weißen Arm griff. Die Nacht spann sich ihm wie
Spinnweben um den Mund, aber er sprach ihren Namen aus, bevor sie ihm die Zunge
lähmen konnte.
    Sie stieß
ihn zurück und hob die Hände, als könnte sie die verhängnisvollen Silben noch
abwehren. Doch ihre Finger verwandelten sich schon in Zweige und ihre Füße
trieben Wurzeln. Ihr Haar wurde zu Blättern, ihre Haut zu Rinde, und ihr
Aufschrei klang wie der Wind im Laub einer Weide.
    »Es ist
ein schöner Name«, sagte Jacob, während er zwischen die herabhängenden Zweige
trat. »Zu schade, dass man ihn nur in eurem Reich aussprechen darf. Hast du ihn
je deinem Liebhaber verraten?«
    Die Weide
ächzte, und ihr Stamm beugte sich über den Teich, als weinte sie herab auf ihr
Spiegelbild.
    »Du hast
meinem Bruder eine Haut aus Stein gegeben. Ich gebe dir eine aus Rinde. Das
klingt nach einem fairen Handel, oder?« Jacob schloss den Mantel über dem
blutverschmierten Hemd. »Ich werde Will jetzt suchen gehen. Und wenn seine Haut
immer noch aus Jade ist, komme ich zurück und lege Feuer an deine Wurzeln.«
    Jacob
konnte nicht sagen, woher ihre Stimme kam. Vielleicht war sie nur in seinem
Kopf, aber er hörte sie so deutlich, als flüsterte sie ihm jedes Wort ins Ohr:
»Lass mich frei und ich gebe deinem Bruder seine Menschenhaut zurück.«
    »Deine
Schwester hat mir gesagt, dass du das versprechen wirst. Und dass ich dir nicht
glauben soll.«
    »Bring ihn
zu mir und ich beweise es dir!«
    »Deine
Schwester hat mir geraten, noch etwas anderes zu tun.« Jacob griff in die
Zweige und pflückte eine Handvoll der silbrigen Blätter.
    Die Weide
seufzte, als er sie in sein Taschentuch einschlug.
    »Ich
sollte diese Blätter deiner Schwester bringen«, sagte Jacob. »Aber ich glaube,
ich werde sie behalten und gegen die Haut meines Bruders eintauschen.«
    Der Teich
war ein Spiegel aus Silber, und die Hand, mit der er den Arm der Fee berührt
hatte, fühlte sich an wie erfroren.
    »Ich
bringe ihn zu dir«, sagte er. »Noch heute Nacht.«
    Aber durch
das Laub der Weide lief ein Schauder.
    »Nein!«,
flüsterten die Blätter. »Kami'en braucht ihn! Er muss an seiner Seite bleiben,
bis die Hochzeit vorbei ist.«
    »Warum?«
    »Versprich
es, oder ich werde dir nicht helfen.« Jacob hörte ihre Stimme auch noch, als
der Teich längst hinter den Hecken verschwunden war. »Versprich es!« Immer
wieder.
     
    47
     
    DIE WUNDERKAMMERN DER KAISERIN
     
    I ch bringe ihn zu dir. Aber wie? Jacob stand bestimmt
eine Stunde hinter den Stallungen, die zwischen den Gärten und dem Palast
lagen, und starrte zu den Fenstern des Nordflügels hinauf. Dort brannte immer
noch Lichterzenlicht, wie es Goylaugen gefiel -, und einmal glaubte

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