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Funke, Cornelia

Funke, Cornelia

Titel: Funke, Cornelia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rekkless
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er, den
König hinter einem der Fenster stehen zu sehen. Er wartete auf seine Geliebte.
Am Vorabend seiner Hochzeit.
    Ich bringe ihn zu dir. Aber wie, Jacob?
    Es war ein
Kinderspielzeug, das ihm die Antwort gab.
    Ein
schmutziger Ball, der zwischen den Eimern lag, mit denen die Knechte die Pferde
tränkten. Natürlich, Jacob. Der Goldene Ball.
    Er selbst
hatte ihn vor drei Jahren an die Kaiserin verkauft. Der Ball war einer ihrer
liebsten Schätze und lag in ihren Wunderkammern. Aber kein Wächter würde Jacob
noch einmal in den Palast lassen und den Schwindschleim hatten die Goyl ihm
abgenommen.
    Es kostete
ihn eine weitere Stunde, eine der Schnecken zu finden, die den Schleim
produzierten. Die kaiserlichen Gärtner töteten alle, die sie fanden, aber
schließlich entdeckte Jacob zwei unter dem moosbedeckten Rand eines Brunnens.
Ihre Häuser wurden schon wieder sichtbar, und ihr Schleim wirkte, sobald er ihn
unter die Nase strich. Es war nicht viel, aber für ein, zwei Stunden würde es
reichen.
    Vor dem
Eingang, den die Lieferanten und Dienstboten benutzten, lehnte nur ein Wächter
an der Mauer, und Jacob gelang es, sich an ihm vorbeizuschleichen, ohne ihn aus
dem Halbschlaf zu wecken.
    In den
Küchen und Wäschekammern wurde selbst nachts gearbeitet, und eine der müden
Mägde blieb erschrocken stehen, als seine unsichtbare Schulter sie streifte.
Aber schon bald kam er zu den Treppen, die fort von den Dienern und hinauf zu
den Herren führten. Er spürte, wie seine Haut taub wurde, weil er den Schleim
erst vor ein paar Tagen benutzt hatte, doch zum Glück setzte noch keine Lähmung
ein.
    Die
Wunderkammern lagen im Südflügel, dem jüngsten Teil des Palastes. Die sechs
Säle, die sie inzwischen einnahmen, waren mit Lapislazuli verkleidet, weil es
von diesem Stein hieß, dass er die magische Potenz der ausgestellten Artefakte
schwächte. Die kaiserliche Familie hatte schon immer Geschmack an den Zaubergegenständen
dieser Welt gefunden und versucht, so viele wie möglich in ihren Besitz zu
bringen. Aber erst der Vater der jetzigen Kaiserin hatte es zum Gesetz
gemacht, dass Gegenstände, Tiere und Menschen mit magischen Eigenschaften den
Behörden zu melden waren. Schließlich war es nicht leicht, in einer Welt zu
regieren, in der Bettler von einem Goldbaum zu Fürsten gemacht wurden und
sprechende Tiere Waldarbeitern rebellische Weisheiten zuflüsterten.
    Vor den
vergoldeten Türen standen keine Wachen. Der Großvater der Kaiserin hatte einen
Schmied mit der Herstellung beauftragt, der sein Handwerk von einer Hexe
gelernt hatte. In die Bäume, die auf den Türblättern ihre goldenen Zweige
spreizten, waren die Zweige von Hexenbäumen eingelassen, und wer die Türen
öffnete, ohne ihr Geheimnis zu kennen, wurde von den Zweigen aufgespießt. Sie
schnellten heraus wie Lanzen, sobald man die Klinken berührte, und zielten,
wie die Bäume im Schwarzen Wald, zuerst nach den Augen. Aber Jacob kannte das
Geheimnis, wie man sie unbeschadet öffnete.
    Er trat
dicht an die Türen heran, ohne die Klinken zu berühren. Zwischen den
geschmiedeten Blättern hatte der Schmied einen Specht verborgen. Sein Gefieder
färbte sich bunt wie die Federn eines lebenden Vogels, sobald Jacob auf das
Gold hauchte, und die Türen schwangen so lautlos auf, als hätte ein Windstoß
sie geöffnet.
    Die
Wunderkammern von Austrien.
    Der erste
Saal war zum Großteil mit Zaubertieren gefüllt, die zur Jagdbeute der
kaiserlichen Familie verkommen waren. Als Jacob an den Vitrinen vorbeischritt,
die die ausgestopften Körper vor Staub und Motten schützten, schienen ihm ihre
glasgefüllten Blicke zu folgen. Ein Einhorn. Geflügelte Hasen. Ein Brauner
Wolf. Menschenschwäne. Zauberkrähen. Sprechende Pferde. Natürlich gab es auch
eine Füchsin. Sie war nicht so zartgliedrig wie Fuchs, aber Jacob ertrug es
trotzdem nicht, sie anzusehen.
    Die zweite
Kammer enthielt Artefakte, die von Hexen stammten. Die Wunderkammern machten
keinen Unterschied zwischen Heilerinnen und Kinderfresserinnen. Messer, die
Fleisch von Menschenknochen gelöst hatten, lagen neben einer Nadel, die mit
einem Stich Wunden heilte, und Eulenfedern, die Blinde wieder sehen ließen. Es
gab zwei der Besen, auf denen die Hexen so schnell und hoch wie Vögel flogen,
und Lebkuchen von den tödlichen Häusern ihrer kinderfressenden Schwestern.
    In den
Vitrinen der dritten Kammer waren Nymphen- und Wassermannschuppen ausgestellt,
die einem, wenn man sie unter die Zunge legte, erlaubten, sehr

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