Funkelnde Leidenschaft
Zelt. Lächelnd saß er neben Blaze, und als sie einige Worte in der Absarokee-Sprache an die Gratulanten richtete, strahlte er vor Stolz. Etwas später gesellte sich Bold Ax mit seiner Familie zu ihm und erklärte mit leiser Stimme: »Blue Flower glaubt, die dreißig Pferde, die du uns geschickt hast, wären nur für sie bestimmt.«
»Eigentlich sollten sie unsere alte Freundschaft bekunden.«
»Das weiß ich. Aber versuch mal, ihr das beizubringen.«
»Nun, es spielt sowieso keine große Rolle. In einigen Tagen reite ich mit Blaze zur Mine zurück.«
Während sich die beiden Männer unterhielten, starrte Blue Flower zu der weißen Frau hinüber, ohne ihre Neugier zu verhehlen. Da Blaze keine Rivalin mehr in ihr sah, nickte sie ihr höflich zu.
»Und wenn man bedenkt, daß sie nicht einmal für ihn kocht…«, sagte Blue Flower zu ihrer Mutter, die ihr einen warnenden Blick zuwarf. Sie selbst hätte ihn nur zu gern betreut, auch wenn sie bloß seine zweite Frau gewesen wäre. »Wer wird sich um ihn kümmern, wenn er wieder in der Goldmine arbeitet – wo sie doch weder kocht noch näht?«
Ehe die Mutter antworten konnte, erklang Hazards sanfte Stimme. »Niemand muß sich um mich kümmern. Aber ich danke dir für deine Sorge, Blue Flower.«
Das Mädchen errötete, und der schmachtende Ausdruck in den dunklen Rehaugen, den er übersah, entging Blaze nicht. Nun empfand sie doch eine gewisse Eifersucht. Diplomatisch wechselte Hazard das Thema, und nach einer Weile verabschiedete sich die Familie.
Bald entfernten sich auch die anderen Besucher.
»Hast du diesen seelenvollen Blick gesehen?« fauchte Blaze. »Das Mädchen betet dich an.«
»Und wenn schon! Das interessiert mich nicht. Endlich sind wir wieder allein. Übrigens, Prinzessin, du sprichst schon sehr gut Absarokee. Danke, daß du's gelernt hast.«
»Versuch bloß nicht, mich mit Komplimenten zu umgarnen! Hast du wirklich nicht bemerkt, wie inbrünstig Blue Flower dich vergöttert?«
»Reg dich nicht auf«, erwiderte er lachend. »Allzulange mußt du die Anwesenheit des Mädchens nicht mehr ertragen. Wir reiten bald zur Mine zurück.«
Natürlich wußte sie, daß dieses Sommeridyll nicht ewig dauern konnte. Sie mußten sich den Problemen stellen, die in Diamond City warteten, und der ungewissen Zukunft. Doch ihr Herz widersprach der Stimme der Vernunft.
»Bleiben wir doch etwas länger hier.«
»Ich habe die Abreise ohnehin schon hinausgezögert.« Auch ihm fiel die Trennung von seinem sommerlichen Paradies schwer.
»Wann willst du aufbrechen?« Sie hatte sich vorgenommen, ihm von dem Baby zu erzählen, bevor sie das Lager verlassen würden.
»Übermorgen.«
Also blieb ihr noch eine kurze Galgenfrist.
In der letzten Nacht lag sie schlaflos neben ihm. Ein Dutzendmal hatte sie versucht, ihr Geständnis abzulegen, und immer wieder den Mut verloren, weil sie nicht wußte, wie er die Neuigkeit aufnehmen würde. Ihr Leben war ohnehin schon kompliziert genug. Die Schwierigkeiten, die Buhl Mining ihm bereitete, seine Pflichten dem Clan gegenüber, die kulturellen Unterschiede, die unzähligen weißen Siedler, die Tag für Tag ins Land strömten …
Aber sie hatte keine Wahl, Hazard mußte die Wahrheit erfahren. Als sie ihn berührte, griff er automatisch nach seinem Messer. Dann schob er es in die Scheide zurück. »Stimmt was nicht? Ein Alptraum, bia ?« Im schwachen Mondlicht sah er ihre zitternden Hände, die sie ineinandergeschlungen hatte.
»Nein – kein Alptraum.«
»Hast du Angst vor unserer Rückkehr?«
»Davor nicht.«
»Was bedrückt dich denn?« Liebevoll umfaßte er ihre Hände.
Da sie keine Möglichkeit sah, ihn schonend auf die Neuigkeit vorzubereiten, erklärte sie ohne weitere Umschweife: »Ich bin schwanger.«
Seelenruhig erwiderte er ihren Blick. »Das weiß ich.«
»Du – du weißt es?« stammelte sie verwirrt. »Warum?«
»Nun lebe ich schon lange genug mit dir zusammen, um deinen Monatszyklus zu kennen.«
»Bist du böse?« flüsterte sie atemlos.
»Nein.«
»Glücklich?« Angstvoll wartete sie auf die Antwort.
Seine künftige Vaterschaft versetzte ihn beinahe in Panik, doch das durfte er natürlich nicht gestehen. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich verwundbar, zum ersten Mal fürchtete er seinen Tod. Nicht nur Blaze und seinem Clan zuliebe mußte er am Leben bleiben, sondern auch um des ungeborenen Kindes willen. Wenn er starb, würden seine anderen Söhne bei den Verwandten aufwachsen. Aber welches
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