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funny girl

funny girl

Titel: funny girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony McCarten
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ein Scherz ist!«
    Doch Banu nahm ihre Worte nicht zurück. »Hörst du, was du sagst? Denk mal drüber nach.« Sie tipptesich an den Kopf . »Denk nach! Wenn du etwas tust und weißt, dass du dafür bestraft wirst, bist du dann nicht selber schuld?«
    Die beiden Freundinnen starrten einander an. Jede verstand die andere und wollte sie dennoch nicht verstehen. In der nachfolgenden Stille ging Banu in die Küche, um Tee zu machen. Azime blieb einfach auf dem Sofa sitzen. Neben den Fotos hingen an den Wänden auch Wandteppiche, billige Tapisserien mit Bildern aus alten Zeiten, die verbargen, was dahinterlag. Gehörten diese Tapisserien Banus Schwiegereltern, oder war Banu selbst so traditionell geworden, als Azime einen Moment lang nicht aufgepasst hatte?
    Banu kam mit dem Tee zurück und sagte, sie werde ihren Mann und ihre Schwiegereltern irgendwie überreden, dass Azime länger bleiben könne, aber dafür müsse sie versprechen, dass sie sich Mühe geben werde, mit dem Witzeerzählen aufzuhören.
    »Ich verspreche es«, sagte Azime. »Dass ich mir Mühe gebe.«
    Banu schüttelte lächelnd den Kopf.
    Azime schlug vor, dass sie eine DVD ausleihen, romantische Filme gucken und sich den Bauch mit Süßigkeiten vollschlagen sollten, wie in alten Zeiten. Doch Banu hatte ihrer Schwiegermutter versprochen, sie zum Einkaufen zu begleiten. Azime blieb allein zurück und verbrachte den Tag im Gästezimmer. Sie lag auf dem Bett, das als Gästebett diente, solange Banu noch keine Kinder hatte.
    Was sollte sie den ganzen Tag über tun? Sie starrte zu der völlig verfleckten Decke hinauf, deren Risse, wie Aristot einmal erzählt hatte, wohl daher kamen, dass sie auf dem weichen Londoner Untergrund erbaut waren. Und so, wie sich auf diesem weichen Boden ganz London bewegte, so bewegten sich auch die Bewohner der Stadt, die sich ständig auf neue Bedingungen einstellen mussten. Wie sehr sich Banu verändert hatte! Wobei sie, genau genommen, nur so tat, als hätte sie sich verändert! So wie Döndü es vorzog, bei allen Liebkind zu sein und dafür die Liebe, Geborgenheit und den Frieden zu genießen, die man bekam, wenn man sich anpasste, und den Unfrieden, die Qualen und Gefahren vermied, die der Preis der Auflehnung waren. Azime sah wieder die jungen Männer vor sich, die auf das Dach des Clio sprangen, spürte erneut die panische Angst, als sich das Dach einzudellen begann. Wie Deniz sein Auto fast zu Schrott gefahren hatte, um es freizubekommen. Angsteinflößend, sicher, aber auch komisch, irgendwie doch auch komisch. Azime holte das kleine Diktiergerät aus ihrer Handtasche und sprach eine kurze Zusammenfassung des Vorfalls hinein. Sie sah gleichzeitig das Absurde der Situation, wie diese Gorillas auf dem Dach des Clio auf und ab hüpften, während Deniz brüllte: »Es sind doch nur Witze, nur Witze!« Auf ein außenstehendes Publikum konnte das Ganze bestimmt auch komisch wirken, wenn sie es nur entsprechend beschrieb. Erst als sie fertig war, wurde ihr bewusst, wie misslich ihre eigene Lage war – aber auch wie absurd. Angefangen mit dem Gebot, das ihre Familie zu Frauen erlassen hatte, die Witze erzählten. » Gerade wenn sie witzig sind, sollten sie nicht witzig sein.« Hallooo? Witze erzählen oder heiraten, wer außer ihr stand schon vor einem solchen Dilemma? In ihr Diktiergerät sprach sie: »Text schreiben über Familie, die mir erklärt, warum ich kein Comedian sein darf.« Als Nächstes sagte sie: »Völlig abgeschottetes Leben. So was ist kein Leben.« Und danach: »Azime… Döndü… Banu…« Sie hielt inne. Eigentlich gehörte noch ein weiterer Name auf diese Liste.
    Wie schrecklich, dachte sie, während das Band langsam weiterlief, ohne ihre unausgesprochenen Gedanken aufzunehmen. Nicht einmal Ricardo, der Freund des toten Mädchens, war der Wahrheit nachgegangen, sondern hatte sich mit den Geschichten zufriedengegeben, die man ihm auftischte. Letzlich hatte ihr keiner geholfen. Kein Mensch.
    Schließlich begann Azime wieder zu sprechen. Sie sagte zuerst den Namen des Mädchens und danach alles, was sie bisher über den Fall wusste: ihren Tod, die Tatverdächtigen, den Ort des mutmaßlichen Verbrechens, das Tatmotiv, der Vater mit seinem unbeschwerten Lachen. Was hatte sie sonst noch? »Ich muss unbedingt mit ihrem Bruder sprechen.« Der Bruder des toten Mädchens, so wurde gemunkelt, hatte einem seiner Freunde im Vertrauen gesagt, dass der Vater es getan habe, und zwar allein, dass er seine Tochter über die

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