funny girl

Amüsierte sich über die ganze Situation. Was sollte sie als Nächstes zu Emin sagen?
    »Wo bleibt deine Verabredung?«
    »Oh, der kommt immer zu spät.«
    Keine »Sie« also, vermerkte Azime insgeheim.
    »Vernünftig. Früh kommen hat einfach keinen Sinn. Ist ja doch keiner da, der es zu schätzen weiß.«
    Emin lachte.
    »Willst du die Wahrheit wissen? Siehst du den Mann da drüben? Hinter mir? Der die Speisekarte liest und ab und zu zur Tür schaut, aber zu schlechte Augen hat, um was zu sehen? Beschreib mir den.«
    »Den Glatzkopf?«
    »Bitte. Beschreib ihn für mich. Ich kann mich nicht nochmal umdrehen.«
    »Okay. Also. Wütend. Nervös. Ziemlich alt. Mit den dicksten Brillengläsern, die ich je gesehen habe.«
    »Meine Mum hat gesagt, es wird ein Blind Date.«
    Wieder lachte Emin.
    »Kidnapping unter Laborbedingungen trifft es wohl eher. Ich sollte mich hier mit ihm treffen. Er könnte mein zukünftiger Ehemann sein.«
    »Ernsthaft?«
    »Ich darf mich vorher mit ihm treffen, das ist sehr progressiv. Ich hab mich an den falschen Tisch gesetzt. Ich dachte, du bist er.«
    »Ist das dein Ernst? Ich seh schon. Ja, und jetzt willst du dich lieber zu ihm setzen?«
    »So, wie du ihn mir beschrieben hast, möchte ich doch lieber nichts überstürzen.«
    Er prustete. Es war schön, wenn man nur einen einzigen Menschen zu unterhalten hatte, dachte sie, und noch dazu einen, dem es gefiel. Einen einzelnen Menschen unterhalten, das war so viel schöner als hundert Leute.
    »Du gehst zu Blind Dates?«, fragte er. »Ist ja verrückt. So jemand Berühmtes wie du?«
    Azime schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht berühmt. Außerdem hat meine Mutter sich das ausgedacht. Sie will mich unbedingt verheiraten. Egal, mit wem. Alter, Größe, Bauchumfang, Sehstärke – alles egal, solange er nur aus der Nähe des türkischen Dorfes stammt, wo meine Eltern geboren sind, sagen wir einen Eselsritt entfernt. Da kann man nicht gerade sagen, dass sie das Netz weit auswirft.«
    Emin lehnte sich wieder interessiert vor. »Und war jemand Brauchbares darunter?«
    »Es heißt ja, früher oder später kommt der Richtige, oder? Ich glaube, meiner ist unterwegs überfahren worden.«
    Emin lachte schon wieder . »Dann mach’s doch einfach nicht mehr. Hör auf.«
    »Hab ich auch vor. Mir gehen langsam die Keller aus, in denen ich die Leichen verstecken kann. Wie ist es mit dir? Bist du verheiratet?«
    »Liebe Güte, nein.«
    »Freundin?«
    »Nein.«
    »Also schwul?«
    »Nein.«
    »Vegetarier?«
    »Nein. Ha!«
    »Vorbestraft?«
    »Negativ. Negativ.«
    »Und du stammst nicht von einem Planeten mit einer Atmosphäre wie der unseren, auf dem Leben, wie wir es kennen, möglich ist?«
    »Fast. Aus Hounslow.«
    Jetzt lachten sie beide. Seine Augenbrauen trafen sich in der Mitte, wenn er lachte. Echt süß.
    »Du musst schwul sein. Nur schwule Männer verabreden sich zu einem schicken Essen mit einem Freund. «
    »Kann ich mal was anderes fragen? In dem Clip, da hast du nicht viel über deine kurdische Herkunft gesagt.«
    »Ich habe auch so schon genug Ärger.«
    Emin lachte : » Aber du bist Kurdin. Ich bin selbst Türke. Ich würde gern hören, was du zu sagen hast.«
    »Ich bin weder Kurdin noch Türkin. Ich bin Britin.«
    »Dann könntest du darüber sprechen, wie es ist, als Muslimin im heutigen Großbritannien zu leben. Solche Sachen. Ist nur so eine Idee. Mal ein bisschen Wirbel machen.«
    »Du hast ja keine Ahnung.« Wer hatte diesen Kerl hergeschickt, um ihr zu sagen, was sie tun sollte?
    »Nein, im Ernst. Ich glaube, du könntest da wirklich etwas Gutes tun«, sagte er.
    »Klopf, klopf.«
    »Wer ist da?«
    »Eine kurdisch-muslimische Jungfrau im heutigen Großbritannien.«
    »Eine kurdisch-muslimische Jungfrau im heutigen Großbritannien, die…?«
    »Genau! ›Die was ?‹ Wie geht’s dann weiter? Außerdem, wenn ich an mein eigenes Leben denke, erstarre ich einfach. Es ist so ziemlich das Gegenteil von witzig.«
    »Du bist also Single?«
    »Hat der Papst einen blöden Hut auf? Mehr als nur unverheiratet, unverheiratbar, der totale Ladenhüter. Jedenfalls wenn’s nach meiner Mutter geht.«
    »Wie du deine Eltern in deiner Nummer beschreibst, klingen sie ganz nach alter Schule.«
    »Vorschule.«
    Emin lachte laut.
    »Die würden am liebsten Trautes Heim, Glück allein auf Kurdisch spielen: kein Sex vor der Ehe und in der Ehe erst recht nicht. Ich darf nicht einmal daran denken, wie ein Mann aussieht. Meine Mutter sagt, einen Ehemann aussuchen,