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Furchtbar lieb

Furchtbar lieb

Titel: Furchtbar lieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen FitzGerald
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meine Mutter an und fragte, ob sie und Dad nachts auf Robbie aufpassen könnten. Nach einer kurzen, gedämpften Unterhaltung zwischen den beiden brachte mich Sarah mit einem heiteren Film und einem Kuss auf die Stirn ins Gästebett ihres schönen Hauses.
    Als ich dort lag und fernsah, im weichen, warmen Licht und ganz ohne Baby, da liebte ich Sarah mehr, als ich sie jemals zuvor geliebt hatte. Sarah, die immer auf mich aufpasste, die mich immer beschützte.
    Und als sie mir am nächsten Morgen sagte, dass mein Arbeitgeber einem Urlaub zugestimmt habe, und dass sie und meine Eltern übereingekommen seien, dass es gut wäre, wenn sie auf Robbie aufpassten, damit ich mit ihr und Kyle in der nächsten Woche einen Zelturlaub machen könne, da liebte ich sie sogar noch mehr.

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    Kapitel sieben
    Etwas in Krissie hatte sich verändert, als sie am nächsten Morgen aufwachte. Vielleicht lag es daran, dass sie endlich eine ganze Nacht durchgeschlafen hatte, vielleicht war es die Vorstellung, eine Woche ohne Pflichten in den Highlands zu verbringen. Was auch immer es war, sie fühlte sich anders, sie fühlte sich gut, und sie hatte vor, einige Änderungen vorzunehmen und ein besserer Mensch zu werden. Sie legte sich eine Gute-Mutter-Strategie zurecht, bei der Opferbereitschaft, größere Geduld und eventuell sogar Freude von entscheidender Bedeutung waren.
    Nach dem gemeinsamen Frühstück mit Sarah beschloss sie, einen Einkaufsbummel zu unternehmen. Ein herbstliches Outfit würde ihr helfen, Robbie mit frischem Gesicht abzuholen. Dann würde sie mit ihm in den Park gehen, sie würden Brotrinden an die Enten verfüttern, mit den krossen roten Herbstblättern spielen und lachen.
    Der Einkauf war kein Erfolg. Krissie hatte einen neuen Körper und wusste nicht, was sie mit ihm anfangen sollte. Sie nahm sich Sachen in Größe zehn von den Kleiderständern bei H&M und erwartete allen Ernstes, dass die meisten davon gut aussehen würden, nur um festzustellen, dass sie drei von den Hosen nicht einmal über ihre Oberschenkel bekam. Sie fragte sich, warum zum Teufel die Oberschenkel ihre Form verändert hatten – der Fötus war nicht einmal in ihre Nähe gekommen.
    Nachmittags um drei ging Krissie zum Haus ihrer Eltern in der Kenilworth Avenue, fest entschlossen, ihre Gute-Mutter-Strategie umzusetzen. Sie packte Robbie ins Auto und fuhr mit ihm in den Park. Als sie ankamen, war Robbie eingeschlafen.Sie holte ihn trotzdem aus seinem Sitz und setzte ihn in den Kinderwagen, denn so lautete der Plan. Sie schob einen immer noch schlafenden Robbie zum Ententeich und warf zwei Brotstückchen ins Wasser, wo sie versanken. Nachdem sie mit ihrem Handy zwei Fotos von Robbie in seinem Kinderwagen geschossen hatte, stapfte sie durch ein durchweichtes Häufchen gelber Blätter. Dann kehrte sie zurück zum Auto, setzte Robbie wieder hinein, was ihn aufweckte, und fuhr mit ihm nach Hause in ihre Wohnung.
    Robbie schrie den ganzen Weg.
    Sobald Krissie zuhause war, schenkte sie sich einen Rotwein ein. Als Nächstes war eine saubere Windel für Robbie dran.
    Krissie nahm einen Schluck von ihrem Wein und setzte Robbie in seinen Hochstuhl. Dann setzte sie sich neben ihn an den Tisch, trank ihr Glas leer, sah ihn an und legte den Kopf auf den Tisch aus Verzweiflung über sich selbst, ihre Unzulänglichkeit und ihre erbärmlichen Fähigkeiten als Mutter.
    Plötzlich fühlte sie etwas an ihrer ausgestreckten Hand. Sie hob den Kopf und sah, dass Robbie nach ihren Fingern gegriffen hatte und sie festhielt. Er sah ihr in die Augen und lachte. Beide Sachen gehörten zusammen – das Handhalten und das Lachen. Er sprach mit ihr, sagte ihr, dass er sie mochte, und bat sie, seine Hand zu halten.
    Aber sie hielt seine Hand nicht. Sie schenkte sich ein zweites Glas Wein ein.
    Nach dem vierten Glas stellte sie die leere Flasche unter die Spüle und stellte entsetzt fest, dass dort mindestens ein Dutzend Flaschen stand. Sie redete sich ein, dass sie sich über eine längere Zeit dort angesammelt hätten und dass es nur deshalb schlecht aussehe, weil sie habe warten wollen, bis eine Kofferraumladung für die Flaschencontainer beim Supermarkt zusammengekommen sei.
    Dann brachte sie Robbie ins Bett. Es war nicht wie in den Filmen, sagte sie sich, wo die Eltern dem Kind einen Kuss auf die Stirn geben, das Licht ausmachen, ganz hingerissen im Türrahmen stehenbleiben und dann gehen. Robbie ins Bett zubringen, glich eher der Erstürmung der Küste bei Gallipoli: eine

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