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Furchtbar lieb

Furchtbar lieb

Titel: Furchtbar lieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen FitzGerald
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sagte Kyle. »Sie ist sehr verbreitet. Und es ist gut, dass du sie erkennst.«
    Er druckte einen Zettel aus, und ich muss zugeben, dass ich mich besser fühlte, nachdem ich wusste, dass ich nicht die Einzige war, dass es Hilfe gab, dass ich eine Pause verdient hatte und brauchte. Sogar der Zettel selbst, mit seinen wunderbaren, kleinen Betäubungsworten, trug dazu bei, dass ich mich besser fühlte.
    Am nächsten Tag stellten Robbie und ich Knetmasse aus Teig her. Ich müsste lügen, um zu sagen, dass es mir Spaß gemacht hätte, vor allem das Aufräumen danach. Aber ich fing an zu verstehen, dass eine gewisse verschlafene Schönheit darin lag, Mehl, Salz, Öl und Farbstoff langsam zu verkneten, und dass es durchaus komisch sein konnte, wenn einem das eigene neun Monate alte Baby den selbstgemachten gelben Elefanten zerquetscht.
    Am nächsten Tag lag ich auf dem Wohnzimmerboden neben dem Baby Gym und sah zu den quietschbunten Sachen hoch,die Robbie mit weitgeöffnetem, nassem Mund ankicherte, ehe ich einschlief.
    Am nächsten Tag versetzte ich Robbies Schaukel einen Stoß und sprang schnell auf die nächste Schaukel, und es kann gut sein, dass ich einen Anflug von Freude verspürte, als unsere Blicke sich trafen.
    Aber am nächsten Tag gab es kein Verstehen und keine Freude, denn ich musste Robbies Sachen packen, und diese beängstigende Aufgabe hatte in meinem Kopf immer größere Ausmaße angenommen, bis er fast platzte. Als ich Robbie zu meinen Eltern brachte, schwitzte und zitterte ich.
    »Hast du sein Milchpulver mitgebracht?«, fragte meine Mutter.
    »Hat er sein Morgennickerchen gemacht?«, fragte sie.
    »Hat er es schon einmal mit fester Nahrung versucht?«
    Hat er eine gute Mami?
    Ich gab allen einen Abschiedskuss. Als sie die Vordertür schlossen, wurde ich von einer Mischung aus Schuldgefühl und Erleichterung überwältigt. Schon als ich mein Auto erreicht hatte, war das Schuldgefühl verschwunden. Ich würde Erwachsenengespräche führen. Ich würde frische Luft schnappen. Ich würde zelten gehen!
    ***
    Zelten! Ich liebte das. Ich liebte die gebackenen Bohnen, den Geruch des Lagerfeuers, die Schauergeschichten und das stinkige, zusammengedrängte Pennen. Während der Heimfahrt erinnerte ich mich an meinen letzten Campingausflug mit Kyle. Eines Abend war ich aus dem Seminar gekommen, unendlich angeödet davon, im Halbkreis zu sitzen oder Kleingruppen zu bilden, und hatte Kyle und Chas entgegengerufen: »Lasst uns zelten gehen!«
    Ich hatte mein Zweimann-Kuppelzelt, meinen Gaskocher, meine Isomatte, den Schlafsack und die Taschenlampe eingepackt. Kyle hatte uns in seinem Reicher-Junge-Mini gefahren,und der Kofferraum war übergequollen von unseren Klamotten. Chas hatte während der ganzen Fahrt auf der Great Western Road gesungen – lustige, alberne Lieder, von denen er jede einzelne Textzeile auswendig kannte. Kyle und ich hatten ihn mächtig ausgelacht, aber unser Lachen war leiser geworden, als wir merkten, dass sein Repertoire für die gesamte Strecke bis Loch Tay und zurück reichte. Ich schätze mal, er sang um die siebzig verschiedene Stücke, ohne auch nur einen Augenblick lang Pause zu machen. Stücke über Mrs. McVittie mit nur einer Tittie und über den Wunsch, dass Campbelltown Loch voller Whisky sei, Campbelltown Loch oh-he.
    Er sang immer noch, als wir im Regen das Zelt aufbauten, sang, als wir feststellten, dass im Gaskocher kein Gas war, sang, nachdem wir eine Meile weit gelaufen waren, nur um festzustellen, dass das Essen im örtlichen Pub »aus« war. Also aßen wir zum Abendbrot Chips und tranken Wodka, und um Mitternacht, nachdem ich gekotzt hatte, fiel ich auf das Zelt, das daraufhin über Chas und Kyle zusammenkrachte.
    Es war die lustigste, beste Nacht meines Lebens, und als ich am nächsten Tag das Zelt einpackte, musste ich plötzlich laut lachen, obwohl es immer noch nach Käse-und-Zwiebel-Kotze roch.

[Menü]
    Kapitel neun
    An dem Abend, ehe sie zelten gingen, hatte Kyle zwei Stunden lang auf dem Bett gesessen und zugeschaut, wie Sarah ihre Wandersachen anprobierte. Die Stiefel passten perfekt zu der Hose von Tiso, das musste er zugeben, und die Jacke mit der süßen Tasche war überraschend gut geschnitten, und der Regenmantel ließ sich so zusammenfalten, dass er exakt in die Seitentasche des Goretex-Rucksacks passte, und wirklich und wahrhaftig hatte Sarah alle Aufgaben auf ihrer Aufgabenliste erledigt.
    Er dachte wehmütig an die Campingausflüge mit Chas und Krissie zurück.

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