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Furchtbar lieb

Furchtbar lieb

Titel: Furchtbar lieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen FitzGerald
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glatt und fröhlich, die Mundwinkel wiesen ein wenig nach oben, und seine Augen lächelten.
    Nachdem er noch einen Schluck von seinem Kakao genommen hatte, schloss er die Augen und atmete tief ein. Als er die Lider wieder öffnete, trank sein Blick die leere, warme schottische Landschaft. Dies würde sein neues Leben werden, sein Neubeginn.
    Aber zuerst musste er eine Entscheidung treffen. Er hatte die Anzahlung auf das Grundstück schon vor Monaten geleistet.Nun wollte er darauf ein minimalistisches deutsches Fertighaus bauen, das größtenteils aus Glas bestand. Aber er konnte sich nicht entscheiden, wo er es hinsetzen sollte. In welche Richtung sollte das Wohnzimmer zeigen? Was würde er durch die Flügeltüren im Schlafzimmer sehen? Sollte die Sonne über der Terrasse untergehen oder über dem Wald? Wo wäre das Plätschern des Baches, der unten im Tal verlief, beruhigender: im Schlafzimmer oder in der Wohnküche?
    Er war dem Rat gefolgt, den ihm der Moderator einer Heimwerkersendung gegeben hatte, und hatte am ersten Sonntag, nachdem er das Grundstück gekauft hatte, einen Stuhl mitgebracht. Er hatte einige Minuten auf dem Stuhl gesessen, um sich auszumalen, wo das Haus stehen solle. Nach den ersten verlegenen Minuten einsamen Herumsitzens hatte sich Mike an die Situation gewöhnt und sie sehr erhellend gefunden. Als er an jenem Abend nach Hause gefahren war, hatte er genau gewusst, wo sein Haus stehen sollte – diagonal, mit einem Drittel des verbleibenden Grundstückes auf der Vorderseite, zwei Dritteln auf der Rückseite und der Küche in Richtung Südwesten.
    Aber als er in der darauffolgenden Woche zurückgekommen war, hatte er sich in einer anderen Richtung hingesetzt, um seine heiße Schokolade zu trinken. Diesmal hatte er genau in der Mitte des Grundstückes gesessen, und die Küche hatte direkt nach Süden gezeigt. Je länger er zusah, wie die Sonne sich Richtung Nachmittag bewegte, desto verwirrter war er. Diese Ausrichtung hatte auch ihre Vorzüge.
    Am Wochenende darauf probierte Mike ein paar weitere Stellen aus und saß an jeder eine Weile länger.
    Nach drei Monaten saß er immer noch mehrere Stunden am Stück auf seinem Stuhl und starrte auf Aussichten, die durchaus die Aussichten seiner Zukunft sein konnten.
    ***
    Mike befand sich »zwischen zwei Jobs« und hielt sich an den Wochentagen mit gemeinnützigen Projekten beschäftigt. Woauch immer er hinging, fühlten sich die Menschen zu ihm hingezogen. Sein Lächeln, sein Hund und seine Hilfsbereitschaft schienen unwiderstehlich zu sein. Es war anstrengend, so nett zu sein, und als Mike seinen Liegestuhl wieder zuklappte und ihn zusammen mit der Thermoskanne in dem zwanzig Jahre alten Mercedes verstaute, da seufzte er, denn er war einer Entscheidung über seine Flucht kein Stück näher gekommen. Dann fuhr er zurück in sein hektisches, hilfsbereites Leben in Drymlee.
    Und richtig, auf seinem Anrufbeantworter befanden sich drei Nachrichten, und ehe er auch nur auspacken konnte, stand schon eine Nachbarin vor der Tür. »Mike! Gute Nachrichten«, sagte die ältliche Netty von nebenan. »Die Piraten haben gewonnen!«
    Das war eine gute Nachricht. Es bedeutete, dass die Gemeinde die Bauunternehmer besiegt hatte, und dass Greensleaves, das Stück Grasland auf der anderen Straßenseite, nicht mit Dreizimmer-Luxusapartments bebaut werden würde, sondern mit Schaukeln und Rutschen für die örtlichen Kinder. Mike und Netty hatten sich sehr für die Spielplatzkampagne eingesetzt: Sie hatten den Bauplan entworfen, Kostenvoranschläge eingeholt, Arbeiter koordiniert und sich – gemeinsam mit mehreren Kindern, die Transparente hochhielten – vor dem Sitz des Gemeinderates postiert. Mike war vom lokalen Radiosender interviewt worden und hatte auf bewegende Weise über die Notwendigkeit gesprochen, Gemeinden mit Einrichtungen auszustatten, die den Leuten ein Gefühl des Zusammenhaltes gäben. Seit Jahrzehnten habe das grüne Stück Land Kindern und Hunden Raum gegeben, sich selbst zu verwirklichen, hatte Mike gesagt, und so etwas dürfe man nicht einfach abschaffen.
    Die Piraten hatten also gewonnen, und das bedeutete, das Mike eine Woche harter körperlicher Arbeit bevorstand, da man ihn zum Projektleiter für den Abenteuerspielplatz gewählt hatte, der ganz dem Thema »Piraten« gewidmet sein sollte.
    Drei Tassen Tee später schloss Netty die Tür hinter sich und überließ Mike seiner dringlichsten Aufgabe: Auspacken. Das war etwas, womit er es krankhaft

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