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Furchtbar lieb

Furchtbar lieb

Titel: Furchtbar lieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen FitzGerald
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zu fliehen, aber ich schaffte es, sie einzufangen. Kyle schloss die Augen, doch sobald er ein Kitzeln auf seiner Hand spürte, wich er jäh zurück und kreischte wie ein Baby. Ich frage mich, ob die Spinne es zurück in die Eberesche geschafft hat oder ob sie emigriert ist.
    Sarah kam als Nächste dran. Ihre größte Angst war es, in engen Räumen eingesperrt zu sein. Also steckten wir sie in ihren Schlafsack, zogen den Reißverschluss zu und befahlen ihr, zehn Minuten lang drinzubleiben.
    »Vergesst mich nicht!«, sagte sie, als der Reißverschluss sich über ihr schloss.
    Dann rief ich Matt an. Er hatte seinen Berg bestiegen. Jetzt lag er in seinem Zelt und war kurz vor dem Einschlafen. »Steh auf und komm rüber«, sagte ich.
    Als ich auflegte, sah ich Robbie in seinem Kinderwagen. Eswar das Foto, das ich an dem Ententeich aufgenommen hatte. Ich rief meine Mutter an.
    Robbie gehe es gut, ihnen allen gehe es gut, sagte meine Mutter. Ich solle mir um nichts Sorgen machen.
    Kyle schenkte mir noch einen Wein ein und wir plauderten eine Weile, ehe wir bemerkten, dass fünfzehn Minuten vergangen waren und wir Sarah in ihrem Schlafsack ganz vergessen hatten.
    »Scheiße! Sarah!«, sagte ich, und drehte mich zum Schlafsack um. Dort rührte sich nichts.
    »Sarah!«, sagte ich laut.
    Keine Bewegung oder sonstige Reaktion. Langsam öffnete ich den Reißverschluss des Schlafsacks. Da lag Sarah, weiß wie ein Geist, mit geschlossenen Augen und so reglos wie der Tod in Person.
    »Sarah?«
    Nichts.
    Ich schüttelte sie.
    »Sarah!«
    Kein Atemzug, kein einziges Lebenszeichen.
    »Kyle! Sie … bewegt sich nicht.«
    Kyle stellte seinen Wein hin und kam herüber. Unsere Gesichter näherten sich ihr bis auf wenige Zentimeter. Was hatten wir getan? Hatten wir sie umgebracht?
    Viel schlimmer als meine Angst davor, Blut zu sehen, war meine Angst, etwas wirklich Schlimmes zu tun, jemanden ungewollt zu verletzen. Mein Gewissen würde für immer mit meinen schrecklichen Taten belastet sein. Ich würde ins Gefängnis gehen müssen, oder ich würde, noch schlimmer, nicht ins Gefängnis gehen müssen, weil ich nicht gestanden hätte oder nicht gefasst worden wäre, und dann würde ich ganz allein mit der Schuld weiterleben müssen, in einem dunklen, rauchgefüllten Raum, mit gespenstisch leerem Blick und zerzaustem Haar.
    »AAAAHH!«
    Sarahs Schrei ließ uns beide durch die Luft segeln. Als wir uns wieder aufgerappelt hatten, lachte sie so heftig, dass wir sienur zum Schweigen bringen konnten, indem wir sie in den See warfen. Als sie mit wütendem Gesicht wieder auftauchte, wussten wir, dass wir zu weit gegangen waren. Kyle wurde nervös, und er streckte seine Hand aus, um ihr herauszuhelfen. Sarah ergriff sie, und dann zog sie ihn mit aller Kraft ins Wasser.
    Ach, zum Teufel, dachte ich und sprang auch hinein. Was sprach gegen ein eiskaltes Bad mit viel Gekicher und Geplansche?
    Wir planschten immer noch, als Matt kam. Für die Jahreszeit war es ein ungewöhnlich milder Abend, aber es war nicht mild genug, um fast nichts anzuhaben. Genau das war es, was Matt anhatte. Er hatte sein gelbes T-Shirt ausgezogen, auf dem in schwarzen Kursivbuchstaben »Ich bin nicht schwul!« stand, und ging jetzt die Pier entlang, bis er auf unserer Höhe war. Lächelnd stand er über mir. Dann sprang er ins Wasser.
    Früher an diesem Tag hatte ich mir ein Versprechen gegeben: Ich musste versuchen, anständig zu sein. Nie wieder durfte ich mit einem Mann gleich bei der ersten Verabredung schlafen. Aber als Matt auf mich zuschwamm und meinen Kopf spielerisch unter Wasser drückte, kam ich zu dem Schluss, dass Ferien und zufällig vorbeikommende Matts eine Ausnahme bildeten.
    Wir trockneten unsere Kleider am Feuer und tranken Bier. Sarah und Kyle kuschelten sich im Schein des Feuers aneinander und wirkten so entspannt und verliebt, dass ich sie kaum wiedererkannte.
    Es war schön, sie so zu sehen, aber nach ungefähr fünf Minuten fing ich an, Sarah lang und bedeutungsvoll anzustarren. Sie schien das aber nicht zu bemerken. Ich wurde allmählich etwas ärgerlich, dass sie so lange herumhingen und plapperten, und als Sarah dann noch fragte, wie es Robbie gehe, wäre ich fast gestorben. Warum wollte sie mir den Spaß verderben, wenn Matt und ich allem Anschein nach gut zusammenpassten?
    Zu meiner Beschämung muss ich sagen, dass ich Sarahs Robbie-Kommentar gegenüber Matt mit den Wortenerklärte: »Das ist mein Wellensittich. Meine Mutter musste ihn zum Tierarzt

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