Furchtbar lieb
bringen.«
Das nun folgende, unbehagliche Schweigen dauerte so lange, dass ich etwas sagen musste.
»Ich gehe dann schlafen.« Ich drehte mich zu Matt um. »Kommst du?«
Er wirkte überrascht, und dann, als ich seine Hand nahm und ihn zu meinem Zelt zog, hocherfreut.
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Kapitel vierzehn
Kyle sah zu, wie Krissie Matt zu ihrem Zelt führte. Als Matt sich bückte, um hineinzugehen, platzierte sie ihren Fuß auf seinem Hintern und verpasste ihm einen Tritt, so dass er hineinfiel. Dann sprang sie auf ihn, ehe sie den Reißverschluss am Zelteingang auch nur zu drei Vierteln geschlossen hatte.
Kyle sah Sarah an und hob die Augenbrauen. Krissies sexuelle Aggressivität war nichts Neues. Sie war schon immer »initiativ« gewesen, wie sie es nannte, und sie konnte gute feministische Argumente dafür nennen, warum das in Ordnung ging. Aber als jemand, der Krissie sehr lange kannte und mochte, hatte er sich immer über ihre spezielle Mischung aus Promiskuität und dem Mangel an emotionaler Verbindung zu den Männern, mit denen sie schlief, gewundert. Es war nicht so, dass sie aus einer gestörten Familie kam. Eigentlich ganz im Gegenteil – ihre Eltern waren beide freundlich und sehr liebevoll.
Noch auffallender waren ihre engen Freundschaften mit Männern wie ihm und Chas, mit denen sie keine sexuelle Beziehung hatte. Sie hatte sich nie ganz eingestanden, wie sehr Chas sie liebte. Entschlossen hatte sie dafür gesorgt, dass die Beziehung zu ihm spielerisch, aber platonisch blieb. Auf Kyle wirkte das so, als ob Krissie nie eine sexuelle Beziehung mit Männern einging, die sie tatsächlich mochte.
Nachdem auch sie ihre Augenbrauen gehoben hatte, ließ Sarah ein paar längst ausstehende Lästereien ab. »Ich glaub’s einfach nicht«, sagte sie.
»Was denn?«, fragte Kyle.
»Letzte Woche vögelt sie mit einem Nachbarn und lässt ihr Baby allein in der Wohnung. Heute Abend tut sie so, als würdeRobbie nicht existieren, um sich mit einem anderen Trottel das Hirn aus dem Schädel zu bumsen.«
»Sie ist deprimiert«, sagte Kyle. Krissies anzügliches Gekicher drang aus dem Zelt.
»Wie kannst du sie noch verteidigen?«, fragte Sarah, ehe sie beleidigt zu ihrem Zelt ging.
Kyle hatte das Gefühl, Krissie beschützen zu müssen. Es fiel ihr schwer, Mutter zu sein – welcher alleinerziehenden Mutter würde das nicht schwerfallen? Sie war völlig auf sich gestellt und hatte nicht ganz vorhergesehen, wie viel Verantwortung eine Mutterschaft mit sich bringt. Außerdem war sie ein Freigeist, ein unruhiger, kreativer Geist voller Träume und Leidenschaften. Natürlich war es hart für sie.
Als er aufstand, um zum Zelt zu gehen, stellte er fest, dass etwas an ihm auch ziemlich hart geworden war. Er blickte auf seinen halb erigierten Penis und setzte sich schnell wieder hin. Das war es also, was passierte, wenn er über Krissie nachdachte. Entwickelte er etwa tiefere Gefühle für sie? Und warum starrte er verlegen den nicht verschlossenen Teil von Krissies Zelt an, wo er ein winziges Stück nackter Haut sehen konnte? Und warum hörte er nicht auf, hinzusehen? Warum robbte er, statt aufzuhören, nach Soldatenart über den Boden, zu dem geöffneten Spalt, mit inzwischen nicht mehr halb, sondern ganz abstehendem Penis, und ließ sich zwanzig Zentimeter vor dem Reißverschluss nieder, um mehr von der nackten Haut zu sehen, die sich in der Dunkelheit bewegte?
Kyle war kein Mann, der vorzeitig ejakulierte. Er war immer ziemlich stolz auf seine »Reichweite« gewesen, die mathematische Gleichung, die er und Chas entwickelt hatten und die so ging:
R = S x L
oder:
Reichweite = Gesamtzahl der Stöße x Länge des erigierten Penis.
Jedenfalls war Kyle gut. Gute Länge, gute Anzahl von Stößen pro Sitzung = gute Reichweite. (Chas hatte für sich sogar nochbessere Werte errechnet, aber Kyle vermutete, dass das etwas mit Antidepressiva zu tun hatte, die ihn vom Kommen abhielten. Einen Beweis dafür besaß er nicht.)
Aber in jener Nacht am Loch Lomond widerfuhr Kyle etwas, das ihm nicht mehr passiert war, seit er dreizehn gewesen war und einen Blick mit Annette McMillan gewechselt hatte. Er ejakulierte, nachdem er sich ganz leicht an der nackten Erde, die unter ihm lag, gerieben hatte.
Als es passierte, stieß Kyle ein überraschend lautes Keuchen aus. Prompt hörte er, wie Krissie drinnen innehielt. »Was war das?«, fragte sie.
Kyle rannte in sein Zelt, hechtete in seinen Schlafsack und hatte sich gerade an die schlafende Sarah
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