Furchtbar lieb
geschmiegt, als Krissie einen Sekundenbruchteil später von draußen fragte: »Habt ihr etwas gehört?«
»Nein«, sagte Kyle schläfrig, während Sarah sich neben ihm bewegte.
»Ich dachte, jemand sei vor meinem Zelt.«
»Nicht wir.«
»Dann ist ja gut. Tut mir leid. Schlaft schön! Danke für den fantastischen Tag!«
»Wovon redet sie?«, fragte Sarah schläfrig.
»Keine Ahnung.«
Eine Pause.
»Tut mir leid«, sagte Sarah.
»Mir auch.«
»Ich liebe dich.«
»Ich dich auch.«
Sarah küsste Kyle, aber der drehte sich zur Seite.
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Kapitel fünfzehn
Nach der schmerzhaften Erfahrung mit Marco war ich fest entschlossen, das Zusammensein mit Matt zu genießen, aber es passierte schon wieder. Der Schmerz war fürchterlich, als wir uns vereinigten, und Bilder von Blut und Geschrei und nicht abgestoßenen Plazenten überschlugen sich in mir. Dann hörte ich ein Keuchen, als ob jemand draußen vor dem Zelt wäre. Ich hielt mitten im laufenden Verfahren inne, zog mein Oberteil an und ging hinaus, aber da war niemand. Ich fragte Kyle und Sarah, aber sie wussten von nichts. Offenbar war ich wirklich verrückt. Ich war nicht nur eine depressive Alkoholikerin mit plötzlichen Erinnerungsschüben, ich war auch paranoid.
Ich kehrte zu Matt zurück und sagte ihm, dass ich betrunken und verwirrt sei, und dass ich nicht mehr mit ihm schlafen wolle. Ich sagte ihm außerdem, dass ich keinen Wellensittich hätte. Ich hätte einen kleinen Jungen namens Robbie.
»Das macht doch nichts«, sagte er. »Komm her und lass es raus … lass alles raus.«
Das tat ich denn auch. Ich weinte an seiner Brust.
Und dann ließ er alles raus. Machte seinen Reißverschluss auf, nahm meine Hand und klatschte sein klebriges Fleisch hinein.
»Du meine Güte!« Ich zog meine Hand zurück und wollte aufstehen, aber er zog mich zu sich hinunter und legte sich auf mich, wobei er meinen Nacken und meine Stirn mit pelziger, trockener Zunge küsste.
»Nein!«, sagte ich etwas lauter, aber er machte weiter.
»Matt! Hör auf!«, kreischte ich.
Ich versuchte, seinem Brustkorb einen Stoß zu verpassen,aber er schien das nicht zu spüren. Alles, was er zu spüren schien, war zwischen meinen Beinen, und dort wollte ich ihn nicht haben. Ich wollte ihn dort weghaben.
Ehe ich von Panik überrollt wurde, fiel Matt auf mich drauf, und als ich ihn zur Seite schob, geriet Kyle in mein Blickfeld. Er beugte sich über uns.
Kyle schleifte Matt die ganze Strecke zum See und drückte sein Gesicht ins Wasser. Ich folgte ihm, überrascht von Kyles Wut und Stärke, und sah zu, wie er Matts Kopf runterdrückte. Erst war ich zu benommen, um irgendetwas zu unternehmen, aber nach ein paar Sekunden wurde mir klar, dass ich einschreiten musste, da Matt sonst ertrinken würde.
»Hör auf!«, sagte ich, aber er hörte nicht auf.
»HÖR AUF!« Ich packte Kyle bei den Schultern und schüttelte ihn, und endlich nahm er Blickkontakt zu mir auf.
»Lass ihn los«, sagte ich.
Kaum hatte Kyle ihn ins Wasser fallen lassen, rappelte Matt sich auf und rannte davon. Er muss sofort seine Sachen gepackt haben, denn am nächsten Morgen war sein Zelt verschwunden und wir sahen ihn während des ganzen nächsten Tages nicht auf dem Weg.
Danach saß ich mit Kyle am Ufer. Wir sprachen nicht miteinander, sondern saßen einfach da und starrten auf das Wasser, und dann stand Kyle leise auf und ging zurück in sein Zelt. Ich weiß nicht, wie sie das gemacht hat, aber Sarah schlief die ganze Zeit.
Als Kyle gegangen war, saß ich am See und dachte scharf nach. Ich hatte ihn darum gebeten, oder? Ich war hackedicht gewesen und hatte ihn buchstäblich in mein Zelt gezerrt. Was hätte er denken sollen?
Ich beobachtete, wie sich die gewaltige Wassermasse des Sees im Wind bewegte. Es sah furchteinflößend und unergründlich aus. Dasselbe empfand ich im Hinblick auf mein Leben: Es war dunkel und kalt, und ich hatte mich darin verloren.
***
Am nächsten Tag erwachte Sarah ausgeruht und jugendfrisch, während Kyle und ich müde, verkatert und mürrisch aus unseren Zelten wankten. Wir frühstückten gebackene Bohnen und tranken Kaffee dazu. Dann bauten wir unsere Zelte ab. Kyle und Sarah waren kein gutes Team beim Zeltabbauen. Als es ans Zusammenfalten ging, bewegte sich Sarah erst ständig nach links statt nach rechts, und dann nach rechts statt nach links. Sie war völlig nutzlos. Nach verschiedenen Anläufen, das Zelt so klein zusammenzufalten, dass es in die winzige Zelthülle passte,
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