Furor
bekommen hat?«
Seine Freunde schüttelten den Kopf.
»Dabei leistet der doch selbst nichts mehr«, fuhr Mato fort. »Ich habe meine letzte Hausarbeit über die verschiedenen Serotonin-Rezeptoren geschrieben. Da soll er eigentlich Experte sein. Aber wusstet ihr, dass er seit Jahren nichts mehr veröffentlicht hat? Man fragt sich ernsthaft, was er hier eigentlich tut.«
»Außer langweilige Vorlesungen zu halten«, ergänzte Hobbes. »Das ist doch komisch, oder? Eigentlich veröffentlichen alle unsere Profs so oft wie möglich ihre wissenschaftlichen Ergebnisse. Ist doch auch eine Frage von Ruhm und Ehre.«
»Ich würde sagen, der Typ ist gestört. Mangelnde Sozialkompetenz. Wie ist der eigentlich an den Job hier gekommen?«, fragte Robert.
»Ob du es glaubst oder nicht, er hat zusammen mit Wallroth und meinem Vater das Institut hier gegründet. Die drei haben vorher schon zusammengearbeitet. Irgendwie haben sie dann genug Gelder von Bund und Land erhalten, um ein großes deutsches Hirnforschungszentrum aufzubauen«, erklärte Sebastian. »Vielleicht war er gut, und nun wird man ihn nicht mehr los.«
»So wird es sein«, stimmte Mato zu. »Prost.«
Mitschnitt der Sitzung des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses »Spezialkräfte« vom 9. April. Abschrift in Auszügen
Dr. Reinhard B. (SPD): Meine Damen und Herren. Ich möchte Sie zur zweiten Sitzung des parlamentarischen Untersuchungsausschusses »Spezialkräfte« begrüßen. Wie Sie wissen, ist dieser Ausschuss nach Vernehmung zweier Zeugen zu folgendem Schluss gekommen: Wir müssen davon ausgehen, dass deutsche Soldaten während der Operation »Freedom Encouragement« im Sudan an einem Massaker an einheimischen Zivilisten beteiligt waren.
Der Bundestag hat auf seiner Sitzung am 7. April deshalb beschlossen, den Auftrag des Ausschusses »Spezialkräfte«
zu erweitern. Er lautet nun: Der Ausschuss soll klären, wie es während der Operation »Freedom Encouragement« im Sudan zu einem Massaker an sudanesischen Zivilisten durch deutsche Soldaten kommen konnte. Weitere Maßnahmen, etwa das Einschalten der Bundesanwaltschaft, werden vermutlich demnächst folgen.
Der Vorfall ist so gravierend, gerade wegen der besonderen Verantwortung, der sich Deutschland angesichts seiner Geschichte bewusst ist, dass der Bundestag mit der großen Mehrheit aller Fraktionen beschlossen hat, die Ergebnisse dieses Untersuchungsausschusses vorläufig, und das möchte ich betonen, vorläufig, der Öffentlichkeit nicht zugänglich zu machen.
Darüber hinaus möchte ich Sie darüber informieren, dass die Regierung mit dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag Kontakt aufgenommen hat. Die Behörde hat auf den ausdrücklichen Wunsch der Bundesregierung ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, um dem Vorwurf der Verletzung des Artikels acht des Römischen Statutes nachzugehen. Das heißt, die Anklagebehörde wird überprüfen, ob es im Sudan zu einem Kriegsverbrechen durch deutsche Soldaten im Sinne einer Verletzung der vier Genfer Rot-Kreuz-Abkommen vom 12. August 1949 im internationalen oder nationalen bewaffneten Konflikt gekommen ist. Die Behörde hat bereits ein Experten-Team in den Sudan gesandt, das in der Provinz Ash Sharqiyah nach Spuren eines Massakers suchen wird. Die bereits gehörten Zeugen (geschwärzt) und (geschwärzt) haben den Ermittlern aus Den Haag gegenüber detaillierte Angaben zum Ort des Geschehens gemacht. Angesichts der unglaublichen Schwere des Vorfalls haben sich sowohl der Befehlshaber des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr in Potsdam, Generalleutnant Wolfgang Wagner, als auch der Befehlshaber des KSK, Brigadegeneral Friedrich Leise, bereit erklärt, Stellung zu nehmen. Ich schlage vor, wir beginnen mit der Befragung unseres ersten Zeugen. Herr Generalleutnant Wagner, stellen Sie sich bitte vor.
Zeuge: Wolfgang Wagner, Generalleutnant und Befehlshaber des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr in Potsdam-Geltow bei Berlin.
Jochen H. (Grüne): Könnten Sie bitte erklären, was das Einsatzführungskommando tut?
Dr. Heidrun F. (CDU): Sie haben wohl Ihre Hausaufgaben nicht gemacht?
Dr. Reinhard B. (SPD): Bitte schön.
Zeuge: Das Einsatzführungskommando plant die Operationen von Heer, Luftwaffe und Marine, bereitet sie vor und führt sie an. Früher wurde dieses Kommando in Deutschland als Generalstab bezeichnet. In anderen Armeen, bei unseren NATO-Partnern zum Beispiel, ist das immer noch so.
Aber wir bevorzugen die Bezeichnung
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