Fußballfieber
heftig zu atmen. »Was ist hier geschehen?Was ist mit Pedro? Emiliano?«
»Ich … ich weiß es nicht«, stammelte Emiliano verzagt und senkte den Kopf.
»Also, uns wurde vor ein paar Minuten am Telefon –«, versuchte es der Polizist noch einmal, wurde aber von Pancho sofort unterbrochen.
»Emiliano! Sag mir sofort, was passiert ist! Wo ist Pedro?«
Der Junge überreichte seinem Großvater schweigend den Zettel mit der verhängnisvollen Botschaft. Pancho überflog die paar Wörter – und erstarrte.
»Antonio de Mendoza!«, presste er heiser hervor. »Ich wusste es! Ich habe es von Anfang an gewusst!«
»Señor, was haben Sie da?« Der dickere der beiden Polizisten zeigte auf den Zettel. »Kann ich das bitte mal sehen?«
»Nein, können Sie nicht!«, fuhr ihn Pancho an.
Justus hatte mit seiner Befürchtung nur allzu richtig gelegen; die Situation spitzte sich nun dramatisch zu.
Während Emiliano nur niedergeschlagen herumstehen konnte und kein Wort mehr sagte, verbat sich Pancho ab sofort jede Einmischung der Polizei und schob die beiden verblüfften Gesetzeshüter rigoros von seinem Grundstück. Seinem Enkel, so der Alte, könne jetzt nur noch geholfen werden, wenn man den Geist Antonios besänftigte. Und Polizisten – er spie das Wort verächtlich aus – wären die Letzten, die er dabei brauchen könnte.
Die drei Detektive hingegen versuchten zur gleichen Zeit, den beiden Beamten so überzeugend wie möglich klar zu machen, was passiert war und warum sie gerufen wurden. Sie erzählten ihnen manchmal alle drei auf einmal, denn es musste jetzt alles sehr schnell gehen, von den mysteriösen Vorkommnissen der letzten Tage, davon, was heute beim Spiel passiert war, was sie gerade hinten beim Geräteschuppen entdeckt hatten, was sie über all das dachten Und sie stellten sich schließlich den Beamten als Detektive vor, währenddessen sie alle zusammen von Pancho Richtung Gartentor gedrängt wurden.
Die Polizisten wussten am Ende gar nicht, was sie von all dem halten sollten. Justus konnte ihnen die Gedanken förmlich von ihren Gesichtern ablesen: Lag hier womöglich einfach nur ein Dummerjungenstreich vor?, schienen sie sich zu fragen. Hatte dieser Pedro vielleicht bloß vergessen Bescheid zu sagen oder war eben mal ausgebüxt? So verrückt wie dieser Alte war, durfte das einen nicht wundern. Und diese drei Jungen. Was für eine Rolle spielten die eigentlich? Waren sie vielleicht bloß Wichtigtuer? Womöglich tickten sie auch alle nicht ganz richtig. Oder war hier am Ende wirklich ein Kind entführt worden?
Diese oder ähnliche Gedanken gingen den beiden Polizisten durch den Kopf, dessen war sich Justus sicher. Doch am Ende überwog bei ihnen die Skepsis und sie zogen sich Richtung Einsatzfahrzeug zurück.
»Hören Sie, Señor«, sagte der Dicke noch zu Pancho, obwohl der ihm gar nicht zuhörte. »Wenn der Junge bis morgen früh nicht da ist, melden Sie sich noch einmal bei uns, dann sehen wir weiter.«
»Auf Wiedersehen!« Pancho knallte hinter ihm die Gartentür zu, dass die Wassertropfen vom Zaun spritzten. Dann lief er, ohne sich noch einmal umzudrehen, Richtung Veranda. Er ging vorbei an den drei ???, die er ebenfalls keines Blickes würdigte, zog Emiliano mit sich und verschwand zusammen mit ihm im Haus.
Auch die Polizisten hielt es nun nicht länger an diesem zweifelhaften Ort bei diesen merkwürdigen Leuten. Sie lächelten den drei Jungen noch einmal verkniffen zu, setzten sich in ihren Wagen und fuhren davon.
»Na toll!« Justus rümpfte angesäuert die Nase. »So einfach kann Detektivarbeit sein.«
»Du sagst es, Erster, du sagst es.« Peter schüttelte verdattert den Kopf.
»Und jetzt? Was machen wir jetzt?« Auch Bob war reichlich durcheinander. So eine verfahrene Situation hatten sie bisher selten erlebt.
Justus überlegte kurz und meinte dann: »Ich würde mir gerne noch einmal diese Spuren da hinten ansehen. Wir müssen, denke ich, davon ausgehen, dass es Pedros Turnschuh ist, der da liegt. Und vielleicht können wir diesen Spuren ja irgendwohin folgen.«
Peter und Bob nickten. Zusammen liefen die drei ??? noch einmal hinters Haus zum Geräteschuppen und blieben vor den Hufspuren stehen.
Mittlerweile hatte die Dämmerung eingesetzt und das ohnehin schon trübe Tageslicht wurde noch fahler. Doch knapp über den Bergkuppen brachen auf einmal vereinzelte Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke und wanderten wie leuchtende Riesenfinger über die Steppe. Vielleicht auch wegen dieser
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