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FutureMatic

FutureMatic

Titel: FutureMatic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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segelte durch 48
    die Tür in die Garage zurück. Chevette folgte ihm, nahm ein Handtuch von einem in den Türpfosten geklopften Nagel und machte die Tür hinter sich zu. Sie hätte sie schließen sollen, bevor sie auf den Trainer gestiegen war, hatte es aber vergessen. Gottes kleines Spielzeug konnte keine Türen öffnen.
    Das Handtuch musste mal gewaschen werden. Es war ein bisschen steif, stank aber nicht. Sie wischte sich damit den Schweiß aus den Achselhöhlen und von der Brust. Sie holte den Ballon ein, tauchte unter ihm durch und betrat die Küche.
    Spürte, wie Kakerlaken in Deckung huschten. Jede ebene Fläche außer dem Fußboden stand voll mit ungespültem Geschirr, Leergut und Teilen von Aufzeichnungsgeräten. Am Tag vor dem Brand hatten sie eine Party gefeiert, und bisher hatte noch niemand aufgeräumt.
    Kein Licht, aber ein paar Kontrolllämpchen und das metho-dische Flackern, als das Sicherheitssystem von einer externen Nachtsichtkamera zur nächsten schaltete. »4:32« stand in der Ecke des Bildschirms. Sie hatten etwa die Hälfte der Sicherheits-einrichtungen abgeschaltet, weil den ganzen Tag über ein reges Kommen und Gehen herrschte und immer jemand da war.
    Das Surren des Trägers, als Tessa ihn hinter ihr heranfuhr.
    »Was ist?« fragte Chevette.
    »Sieh dir die Auffahrt an.«
    Chevette ging näher an den Bildschirm heran.
    Die Terrasse, die über den Sand hinausragte...
    Der freie Raum zwischen Haus und Nebenhaus...
    Die Auffahrt. Mit Carsons Wagen drin.
    »Scheiße«, sagte Chevette, als der Lexus erst dem Blick zwischen die Häuser auf der anderen Seite, dann dem Bild einer Kamera unter der Terrasse wich.
    »Steht schon seit drei Uhr vierundzwanzig da.«
    Die Terrasse...
    »Wie hat er mich gefunden?«
    Der Raum zwischen den Häusern...
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    »Websuche vermutlich. Bildvergleich. Jemand hat Bilder von der Party hoch geladen. Auf einigen warst du drauf.«
    Der Lexus in der Auffahrt. Niemand drin.
    »Wo ist er?«
    Der Raum zwischen den Häusern...
    Unter der Terrasse...
    »Keine Ahnung«, sagte Tessa.
    »Wo bist du?«
    Wieder die Terrasse. Wenn man sich das länger anschaute, sah man schon Dinge, die gar nicht da waren. Sie blickte zum Chaos auf dem Küchentresen hinüber und sah ein dreißig Zentimeter langes Schlachtermesser in den Überresten eines Schokoladen-kuchens liegen, die Klinge von Dunklem verklumpt.
    »Oben«, sagte Tessa. »Am besten, du kommst rauf.«
    Chevette fror auf einmal in ihrer kurzen Radlerhose und dem T-Shirt. Erschauerte. Verließ die Küche und ging ins Wohnzimmer. Vordämmerung grau vor den Glaswänden. Iain, der Engländer, lag ausgestreckt und leise schnarchend auf einem langen Le-dersofa; über seinem Brustbein blinkte ein rotes LED an seinem Motion-Capture-Anzug. Chevette hatte immer den Eindruck, dass Iains untere Gesichtshälfte ein bisschen unscharf war; unregelmäßige Zähne, verschiedene Farben, als wäre er leicht gepixelt.
    Verrückt, sagte Tessa. Und er wechselte nie den Anzug, in dem er jetzt schlief; trug ihn so eng wie ein Korsett.
    Er murmelte im Schlaf und drehte ihr den Rücken zu, als sie vorbeiging.
    Sie blieb stehen, das Gesicht ein paar Zentimeter vom Glas entfernt, und spürte die Kälte, die davon ausstrahlte. Nichts auf der Terrasse, nur ein geisterhaft weißer Stuhl, leere Bierdosen. Wo steckte er?
    Die Treppe zum ersten Stock war eine Spirale; keilförmige, sehr dicke Holzstücke führten von einem Eisenschaft auswärts.
    Die ging sie nun hinauf, und die in ihre Schuhsohlen eingesetz-ten Kohlefaser-Pedalclips klickten bei jedem Schritt.
    50
    Tessa wartete am Kopfende der Treppe, ein schlanker blonder Schatten in einer unförmigen, bauschigen Jacke, die bei Tageslicht einen warmen Orangeton hatte, wie Chevette wusste. »Der Van steht nebenan«, sagte sie. »Fahren wir los.«
    »Wohin?«
    »Die Küste rauf. Ich hab mein Stipendium gekriegt. Ich war noch auf und hab mit Mom gesprochen und es ihr erzählt, als dein Freund gekommen ist.«
    »Vielleicht will er nur reden«, sagte Chevette. Sie hatte Tessa er-zählt, dass er sie damals geschlagen hatte. Jetzt bereute sie es fast.
    »Aber darauf willst du’s doch wohl nicht ankommen lassen, oder? Wir sind weg, okay? Klar? Ich hab schon gepackt.« Sie stieß mit der Hüfte gegen das gewölbte Rechteck einer Reisetasche, die sie sich über die Schulter gehängt hatte.
    »Ich aber nicht«, sagte Chevette.
    »Du hast noch gar nicht abgepackt, erinnerst du dich?« Das stimmte. »Wir gehen über die

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