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FutureMatic

FutureMatic

Titel: FutureMatic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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Terrasse raus, hinten an Barbaras Haus vorbei, in den Van und ab durch die Mitte.«
    »Nein«, sagte Chevette. »Wir wecken alle und schalten die Außenbeleuchtung ein. Was kann er schon tun?«
    »Ich weiß nicht, was er tun kann. Aber er kann jederzeit wiederkommen. Er weiß jetzt, dass du hier bist. Du kannst nicht bleiben.«
    »Ich bin nicht sicher, ob er mir wirklich was tun würde, Tessa.«
    »Willst du mit ihm zusammen sein?«
    »Nein.«
    »Hast du ihn hierher eingeladen?«
    »Nein.«
    »Willst du ihn sehen?«
    Zögern. »Nein.«
    »Dann hol deine Tasche.« Tessa zwängte sich mit der Reisetasche voran an ihr vorbei. »Jetzt gleich«, sagte sie über die Schulter hinweg, während sie die Treppe runter ging.
    Chevette machte den Mund auf, um etwas zu sagen, und wieder 51
    zu. Sie drehte sich um, tastete sich durch den Flur zur Tür ihres Zimmers. Es war eine ehemalige Kammer, aber größer als manche Häuser auf der Brücke. Eine Milchglaskuppel in der Decke leuchtete auf, wenn man die Tür öffnete. Jemand hatte ein dickes Stück Schaumstoff so zurechtgeschnitten, dass es in der Mitte des schmalen, fensterlosen Raumes zwischen ein aufwendiges Schuhregal aus einem hellen tropischen Hartholz und eine Fußleiste aus demselben Material passte. Chevette hatte nie etwas aus Holz Gefertigtes gesehen, was derart gut verarbeitet war. So wie das ganze Haus unter dem WG-Haus-Dreck, und sie hatte sich gefragt, was hier früher wohl für Leute gewohnt hatten und wie es für sie gewesen war, als sie wegziehen mussten. Wer sie auch gewesen sein mochten, nach dem Regal zu urteilen, hatten sie mehr Schuhe gehabt, als Chevette in ihrem ganzen Leben besessen hatte.
    Ihr Tornister stand am Ende des schmalen Schaumstoffbettes.
    Noch gepackt, wie Tessa gesagt hatte. Aber offen. Daneben die Netztasche mit ihren Toiletten-und Schminksachen. Oben drü-
    ber hing Skinners alte Motorradjacke breitschultrig und selbstbe-wusst auf einem schicken Holzbügel. Das einstige Schwarz war der Abnutzung und dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen, und nun war das Pferdeleder fast grau. Älter als sie, hatte er gesagt.
    Neue schwarze Jeans waren daneben über die Stange drapiert.
    Die nahm sie herunter und wrögelte die Füße aus den Fahrrad-schuhen. Zog die Jeans über die Shorts. Ein schwarzes Sweatshirt aus dem offenen Maul des Tornisters. Der Geruch von sauberer Baumwolle, als sie es sich über den Kopf zog; sie hatte bei Carson alles gewaschen, als sie beschlossen hatte, ihn zu verlassen. Sie hockte sich ans Fußende des Schaumstoffs und schnürte hohe Stiefel mit ausgeprägten Profilsohlen zu. Keine Socken. Stand auf und nahm Skinners Jacke vom Bügel. Sie war schwer, als hätte sie das Gewicht von Pferden gespeichert. Chevette fühlte sich sicherer darin. Sie dachte daran, wie sie in San Francisco immer damit rum gefahren war, trotz des Gewichts. Eine Art Rüstung.
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    »Komm schon.« Tessas leise Stimme aus dem Wohnzimmer.
    An dem Tag, als sie sich kennen gelernt hatten, war Tessa mit einem anderen Mädchen – einer Südafrikanerin – zu Carson gekommen, um ihn über seine Arbeit bei Real One zu interviewen.
    Irgendwie hatte es gefunkt; Chevette hatte das Lächeln der mageren Blondine erwidert, deren Züge alle ein bisschen zu groß für ihr Gesicht waren; die trotzdem toll aussah und lachte und so clever war.
    Zu clever, dachte Chevette, während sie die Netztasche in den Tornister stopfte, denn jetzt stand sie im Begriff, mit ihr nach San Francisco zu fahren, und sie war nicht sicher, ob das so eine gute Idee war.
    » Beeil dich.«
    Sie bückte sich, um die Schnallen am Tornister zu schließen.
    Hängte ihn sich über die Schulter. Sah die Fahrradschuhe. Keine Zeit mehr. Ging hinaus und zog die Tür der Kammer hinter sich zu.
    Tessa war im Wohnzimmer, wo sie sich vergewisserte, dass der Alarm an der Schiebetür deaktiviert war.
    Iain grunzte und schlug nach etwas in einem Traum.
    Tessa zog eine der Türen gerade so weit auf, dass sie hinaus konnten; der Rahmen scharrte in der rostigen Schiene. Chevette fühlte die kalte Meeresluft. Tessa ging hinaus und langte noch einmal herein, um ihre Reisetasche zu holen.
    Chevette ging ebenfalls raus. Ihr Tornister schlug klappernd gegen den Rahmen. Etwas streifte ihre Haare, und Tessa streckte die Hand aus und schnappte sich Gottes kleines Spielzeug. Sie reichte den aufgeblasenen Träger Chevette, die ihn an einem der Propellerkäfige packte; er fühlte sich schwerelos und sperrig und so leicht an,

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