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FutureMatic

FutureMatic

Titel: FutureMatic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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mittelbarem Tageslicht. »...nen Sie, er macht so was regelmäßig?«
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    Ohne Stativ, aber digital stabilisiert. »Hat das was mit den Mond-phasen zu tun?«
    Ein Zoom auf eine der Gestalten, hager und männlich wie die anderen auch. Dunkler Schal vorm Mund. Festes schwarzes Haar über hoher weißer Stirn. »Kein Hinweis darauf. Gelegenheitstäter.
    Er wartet darauf, dass sie zu ihm kommen. Dann erledigt er sie.
    Die da«, zügiger Schwenk auf das Gesicht und die nackte Brust eines Toten mit weit aufgerissenen Augen, »sind Straßenräuber.
    Der hier hatte Dancer in der Tasche.« Auf der bleichen Brust des Toten ist ein dunkles Komma, direkt unter dem Brustbein. »Dem anderen hat er die Kehle durchstochen, es aber irgendwie geschafft, nicht die Arterien zu treffen.«
    »Glaube ich gern«, wirft der Unsichtbare ein.
    »Wir haben Profile von ihm«, sagt der Mann mit dem Schal aus dem Off. Das Gesicht der Leiche legt sich über Laneys Pappwand und die melonengelbe Decke. »Wir haben ein komplettes foren-sisches und psychologisches Gutachten. Aber das ignorieren Sie.«
    »Natürlich.«
    »Sie wollen es nicht wahrhaben.« Zwei Paar Hände in Latex-handschuhen packen den Toten, drehen ihn um. Man sieht eine zweite, kleinere Wunde unter einem Schulterblatt; Blut hat sich im Körper gesammelt und ist dunkel geworden. »Er ist eine reale Gefahr, für Sie wie für alle anderen.«
    »Aber er ist interessant, nicht?«
    Die Wunde in Großaufnahme: ein kleiner, freudloser Mund.
    Das Blut ist schwarz. »Finde ich nicht.«
    »Aber Sie sind ja auch nicht interessant, oder?«
    »Nein«, und die Kamera schwenkt nach oben, Licht fängt einen vorspringenden Wangenknochen über dem schwarzen Schal ein, »soll ich auch gar nicht sein, stimmt’s?«
    Ein leiser Glockenton, als die Übertragung beendet wird. Laney wirft den Kopf zurück, das Standbild des Mannes mit dem Schal schwenkt zur Decke des Kartons, zu hell, verzerrt, und Yamasaki 77
    sieht, dass die Pappe dort mit winzigen, selbst klebenden Printouts gepflastert ist, mit Dutzenden verschiedener Bilder eines un-verbindlich-höflich dreinschauenden Mannes, der ihm eigenartig bekannt vorkommt. Yamasaki zwinkert, seine Kontaktlinsen bewegen sich, er vermisst seine Brille. Ohne sie fühlt er sich un-vollständig. »Wer war der Mann, Laney?«
    »Der Helfer«, sagt er.
    »Helfer?«
    »Schwer, heutzutage gute Helfer zu kriegen.« Laney schaltet den Projektor aus und nimmt den schweren Datenhelm ab. In der plötz-lichen Dunkelheit ist sein Gesicht nicht viel mehr als eine Kinder-zeichnung, schmutzig schwarze Augenlöcher vor einem fahlen Fleck. »Der Mann, der diesen Anruf entgegengenommen hat –«
    »Derjenige, der gesprochen hat?«
    »Dem gehört die Welt. Falls man das überhaupt von jemandem behaupten kann.«
    Yamasaki runzelt die Stirn. »Ich habe Medizin mitgebracht –«
    »Der Anruf kam von der Brücke, Yamasaki.«
    »San Francisco?«
    »Sie sind meinem anderen Mann dorthin gefolgt. Sie sind ihm gestern Abend gefolgt, aber sie haben ihn verloren. So geht es ihnen immer. Heute Morgen haben sie diese Leichen gefunden.«
    »Wem gefolgt?«
    »Dem Mann, der nicht da ist. Den ich dauernd ableiten muss.«
    »Das sind Bilder von Harwood? Von Harwood Levine?« Yamasaki hat das Gesicht erkannt, das auf den Stickern reproduziert ist.
    »Es sind seine Spione. Wahrscheinlich das Beste, was man für Geld kriegen kann, aber sie kommen nicht nah an den Mann ran, der nicht da ist.«
    »Was für einen Mann?«
    »Ich glaube, er ist jemand, den Harwood... gesammelt hat. Harwood sammelt Menschen. Interessante Menschen. Der Mann hat vielleicht für ihn gearbeitet, Aufträge für ihn ausgeführt. Er hin-78
    terlässt keine Spur, überhaupt keine. Wer ihm in die Quere kommt, verschwindet einfach. Dann löscht er sich selbst aus.«
    Yamasaki kramt die Antibiotika aus seinem Beutel. »Nehmen Sie doch die, Laney. Ihr Husten –«
    »Wo ist Rydell, Yamasaki? Er sollte jetzt dort sein. Es kommt alles zusammen.«
    »Was denn?«
    »Ich weiß es nicht«, sagt Laney und beugt sich vor, um den Beutel zu durchwühlen. Er findet einen Kaffee und aktiviert ihn, wirft ihn von einer Hand in die andere, während er sich erhitzt. Yamasaki hört das Floppen, das Zischen des Vakuums, als Laney ihn öffnet. Kaffeeduft. Laney trinkt kleine Schlucke aus der dampfenden Dose.
    »Irgendwas ist im Gange«, sagt Laney und hustet in seine Hand, schüttet heißen Milchkaffee auf Yamasakis Handgelenk.
    Yamasaki zuckt zurück. »Alles

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