Fuzzy Sapiens
hierher gebracht, und neben der Frage wie ging es vor allem um eine Antwort auf das Wann, Wer und Warum.
Grego schaltete das Visifon ein und drückte die Rufnummer des Polizeichefs im Hauptquartier der gesellschaftseigenen Polizeieinheit. Dort erreichte er Captain Morgan Lansky, der in der Zeit zwischen Mitternacht bis sechs Uhr morgens die Stellung seines Chefs Steefer hielt. Sobald Lansky erkannte, wer ihn da anrief, legte er seine Zigarre weg, zog seine Uniform zu und versuchte, einen wachen und geschäftigen Eindruck zu machen.
„Ah, Mr. Grego! Stimmt etwas nicht?“
„Das will ich ja wissen, Captain. Ich habe in meiner Wohnung hier einen Fuzzy. Ich möchte wissen, wie er hierher gekommen ist.“
„Einen Fuzzy? Sind Sie sicher, Mr. Grego?“
Grego beugte sich hinunter und ergriff seinen Besucher, setzte ihn vor sich auf den Tisch. Der Fuzzy drückte einen halben Ex-Te-Drei-Kuchen an seinen Leib. Dann entdeckte er Lansky, der ihn aus der Wand heran ansah und quiekte überrascht.
„Wie ist Ihre Meinung dazu, Captain?“
Lansky wollte verdammt sein. „Wie ist er hineingekommen, Mr. Grego?“
Grego bat innerlich um Geduld. „Genau das möchte ich ja herausbekommen. Um irgendwo zu beginnen: Haben Sie eine Ahnung, wie er ins Gebäude gekommen sein könnte?“
„Jemand muß ihn hereingebracht haben“, antwortete Lansky nach einigen Sekunden. „Und zwar in einem Gleiter“, fügte er noch hinzu.
„So weit war ich auch schon. Haben Sie eine Vermutung, wann?“
Lansky wollte schon den Kopf schütteln, dann aber kam ihm ein Gedanke.
„He, Mr. Grego – die Diebereien!“
„Was für Diebereien?“
„Nun, die kleinen Diebstähle und Verwüstungen im Lagerraum der Kantine, die seit drei Tagen gemeldet werden. Jeden Morgen, wenn die Angestellten an ihren Arbeitsplatz kommen, ist es das gleiche Bild: Alles ist durchwühlt, fast alle Süßigkeiten und ähnliches sind gestohlen. Vielleicht“, fügte er hinzu, „sind es die Fuzzys gewesen, die Dr. Jimenez für Dr. Mallin gefangen hat. Vielleicht gehört dieser zu ihnen.“
„Nein, Captain. Jene Fuzzys sind alle registriert. Und Dr. Jimenez hat keine weiteren nach Mallorys Port gebracht.“
Damit war Lansky wieder dort, wo er angefangen hatte. Er versuchte es in einer anderen Richtung.
„Nun, ich werde Ihnen jemand hinaufschicken, der ihn abholt, Mr. Grego.“
„Nichts dergleichen werden Sie tun, Captain. Der Fuzzy hier stört mich nicht sehr, ich kümmere mich schon um ihn. Alles, was ich wissen möchte, ist, wie er in unser Gebäude gekommen ist. Und ich bitte, diese Untersuchung diskret durchzuführen. Berichten Sie Ihrem Chef, wenn er zum Dienst kommt.“ Dann fiel ihm noch etwas ein. „Besorgen Sie bitte eine Büchse Ex-Te-Drei, bevor Ihr Dienst vorüber ist. Lassen Sie sie gleich morgen früh in meinen Versorgungslift legen.“
Der Fuzzy war enttäuscht, als das Bild an der Wand erlosch; er fragte sich, wohin der komische Mann verschwunden war. Dann aß er sein Ex-Te-Drei auf und schien weiter nichts essen zu wollen. Kein Wunder – so eine Portion versorgte einen Menschen für vierundzwanzig Stunden.
Außerdem würde er dem Fuzzy eine Schlafstelle herrichten müssen – und eine Möglichkeit für ihn, etwas trinken zu können. Das Waschbecken in der Küche war unerreichbar hoch für ihn. Aber draußen im Garten befand sich dicht über der Erde ein Wasserhahn. Er stellte eine kleine Schale und einen Becher darunter, und der Fuzzy begriff sofort, wozu das gedacht war. Als er fröhlich quiekte, nahm Grego sich vor, sich eines dieser Hörgeräte zu besorgen, die die Navy entwickelt hatte, und die Sprache der Fuzzys zu erlernen.
Dann fiel ihm ein, daß die Fuzzys es mit ihren sanitären Gewohnheiten sehr genau nahmen. Er holte einen alten Löffel aus seiner Küche, ging damit in den Dachgarten und grub ein kleines Loch in die Erde, steckte den Löffel daneben in den Boden. Der Fuzzy wußte auch, wozu das gut war, benutzte das Loch, schaufelte es mit dem Löffel wieder zu und steckte ihn wieder in die Erde.
Morgen würde Grego sich darum kümmern, daß er eine richtige kleine Schaufel erhielt, außerdem eine richtige Schlaf- und Wasserstelle, und …
Plötzlich fiel ihm auf, daß er anscheinend schon davon ausging, daß der Fuzzy auf Dauer bei ihm bleiben wollte. Und auch, daß er einen Fuzzy haben wollte, der bei ihm wohnte. Jawohl, entschied er sich. Ein Fuzzy machte Spaß, und Spaß war etwas, wovon er viel mehr gebrauchen konnte.
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