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Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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fügt sich das Puzzle zusammen.«
    Er riss seinen Arm hoch, und ein blauer Blitz schoss aus seiner Handfläche hervor, der mich an der Brust traf und einige Schritte zurücktaumeln ließ. Entweder hatte er nicht all seine Kraft in den Stoß gelegt oder seine Macht war seit dem Unfall eingeschränkt. Jedenfalls reichte die Energie nicht einmal aus, um mich von den Beinen zu reißen. Lächelnd griff ich nach meiner Armbrust und schritt aufrecht an Myrius vorbei, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Mir war die Lust auf Schießübungen vergangen.
    »Du bist ein Bastard und weißt nicht einmal, aus welcher Gosse du stammst«, rief der Meistermagier mir hinterher, doch ich wandte mich nicht mehr nach ihm um.

Kapitel 9
    Anschuldigungen

    Egal, wie sehr ich auch versuchte, mir die Vorstellung schmackhaft zu machen, es wollte sich einfach kein Bedürfnis nach einem Leben als Schoßhündchen des Königs einstellen. Ein weiteres Problem hatte sich im Gegenteil noch dazugesellt. Myrius’ Anblick erinnerte mich an meine Verfehlungen an der Akademie, und seine Feindseligkeit mir gegenüber half nicht gerade dabei, mit diesem düsteren Kapitel meiner Vergangenheit abzuschließen. Stärker als zuvor schüttelte mich die Verzweiflung. Ich war ernsthaft geneigt, König Castios persönlich darum zu bitten, mich meiner Pflichten zu entbinden. Hatten sich bislang Ehrgeiz und Missmut als gleichwertige Partner duelliert, schien alles darauf hinzudeuten, dass mein Missmut der bessere Kämpfer war.
    Ich stapfte die Treppe im Perlenturm hinauf. Alle Regeln der Höflichkeit missachtend, grüßte ich nicht einmal die anderen Soldaten, sondern warf ihnen nur böse Blicke zu. In diesem Moment machte ich sie alle verantwortlich für meine missliche Lage, ich hegte einen unbändigen Hass auf die ganze Welt. Ich musste ausgesehen haben wie ein wahnsinniger Terrorist, als ich mit meiner riesigen Armbrust die Treppe hinaufstampfte, grimmig vor mich hin starrend und bereit, jedem den Kopf abzureißen, der es wagte, mich anzusprechen. Zum Glück erreichte ich mein Zimmer ohne Zwischenfälle. In mir reifte der Gedanke, meine wenigen Habseligkeiten zu packen und den Perlenturm für immer zu verlassen, auch wenn ich mich fortan für meine Hasenherzigkeit hassen würde. Schlimmer konnte es kaum noch werden. Mein Selbstwertgefühl befand sich seit jeher auf einem Tiefpunkt. Alle Versuche, mich durch Ehrgeiz und Strebsamkeit gebraucht und gemocht zu fühlen, waren stets im Nirgendwo versandet.
    Zurück in meinem Zimmer legte ich die Armbrust auf den Tisch. Ich bückte mich, um den Schraubendreher vom Boden aufzuheben, der zuvor auf der Tischplatte gelegen hatte. Er musste hinuntergefallen sein. Noch hegte ich keinen Verdacht, doch als ich bemerkte, dass mein lederner Werkzeugkoffer nicht mehr dort stand, wo ich ihn zurückgelassen hatte, durchfuhr mich ein Schreck. Er war verschwunden! Ich starrte wie gebannt auf die Stelle, an der er sich hätte befinden müssen, als läge der Fehler an meiner mangelnden Sehkraft. Panik durchflutete meine Eingeweide wie eiskaltes Wasser. Jemand musste hier gewesen sein – in meinem Zimmer! Die Räumlichkeiten zu den Privatgemächern der Soldaten konnten nicht abgeschlossen werden, denn Vertrauen zählte zu den Grundpfeilern, auf denen die Gemeinschaft der Liga fußte. Plötzlich verspürte ich Ekel. Wenn der Eindringling etwas anderes als meinen Koffer berührt hatte, würde ich Stunden damit verbringen müssen, hier zu putzen. Dann erinnerte ich mich an mein Vorhaben, dem Perlenturm den Rücken zu kehren. Was interessierten mich die Bakterien, die andere hier hinterlassen hatten? Ich würde in diesem Bett sowieso nicht mehr schlafen.
    Ich unterdrückte den Drang, mein Zimmer unverzüglich zu reinigen und ermahnte mich zur Ruhe. Sicherlich gab es eine logische Erklärung für das Fehlen des Koffers. Vielleicht hatte sich jemand ein Werkzeug leihen wollen. Ich dachte an Arc oder Vater. Allmählich verlangsamte sich mein Herzschlag wieder. Dennoch fand ich keine Ruhe. Ich verließ mein Zimmer und lief die Treppe hinunter, zwei Stufen auf einmal nehmend. Im Erdgeschoss traf ich auf Yeshard. Er flickte eine Rohrleitung. Alle anderen Turmbewohner waren entweder in ihren Privatgemächern verschwunden oder mit ihren eigenen Arbeiten beschäftigt.
    »Yeshard, hast du meinen Werkzeugkoffer genommen?« Mein Tonfall war alles andere als freundlich. Schon kam ich mir albern vor, weil ich wegen eines Hammers und ein paar Schrauben

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