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Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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gut gemeinter Rat sein, dich als zukünftiger Vertreter der Gesetze an ebendiese zu halten, denn deine Eskapaden fallen auch auf unseren König zurück.« Er sprach ruhig und ließ sich von mir anscheinend nicht einschüchtern.
    Ich beugte mich weiter zu ihm hinab. »Wirst du schweigen?« Aus der Nähe betrachtet wurde ich mir zum ersten Mal der grauen Strähnen in seinem Haar und der Falten in seinem Gesicht gewahr. Ich schätzte ihn auf einen Mann mittleren Alters, aber so genau vermochte ich das nicht zu sagen. Er war ein Halbalve – Mutter Mensch, Vater Alve. Jeder wusste, dass er der illegitime Neffe von König Castios war, aber niemand sprach es aus, erst recht nicht in seiner Gegenwart. Ich wusste nicht einmal, ob er Kenntnis davon hatte, dass ihn alle nur Bastard nannten, sogar die Mitglieder der Weißen Liga. König Castios gewährte seinem Neffen Asyl innerhalb der Palastmauern, offiziell hatte er ihn als Hausmeister eingestellt. Der eigentliche Grund war vermutlich der, seine Existenz vor der Bevölkerung geheim zu halten, denn Yeshard war ein Schandfleck im Stammbaum des Königs.
    »Du meinst, ob ich deinem Vater gegenüber Schweigen bewahren werde?«, fragte er. »Mir ist nicht daran gelegen, dich zu verpfeifen. Bastarde müssen doch zusammenhalten.« Er grinste hämisch. Seine Worte erschreckten mich, weshalb ich ihm nicht sofort eine Antwort gab.
    Vermutlich deutete er meine Schweigsamkeit als persönlichen Triumph, denn er trat noch einmal nach. »Du hast mich schon verstanden. Glaubst du immer noch, nur weil du alvisches Blut hast, wärest du automatisch adlig?« Yeshards Blick verfinsterte sich und er senkte die Stimme. »Ich beneide dich wirklich nicht. Zumindest weiß ich, welcher Rasse meine Mutter angehörte.« Er verzog das Gesicht zu einem grimmigen Lächeln und starrte mich an, als wartete er auf eine Reaktion. Doch diesen Gefallen tat ich ihm nicht. Er redete wirr, um mich zu verunsichern. In Gegenwart anderer Palastbewohner mimte Yeshard den gutmütigen, etwas verschrobenen netten Mann, der Treppengeländer reparierte. Doch nun war ich mir sicher, dass er seine Augen und Ohren stets überall hatte und mehr wusste, als er zugab. Kannte er meine Geheimnisse? Ich erwischte mich dabei, wie ich in Gedanken alle Situationen durchging, in denen ich mit Norrizz gesprochen oder meine Gabe angewendet hatte, doch ich war mir sicher, dass ich vorsichtig genug gewesen war. Wortlos wandte ich mich ab und stieg die Treppe zu meinem Zimmer hinauf.
    Als ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, bemerkte ich, dass Norrizz mir nicht gefolgt war. Obwohl ich seine Gegenwart mittlerweile akzeptierte – ich konnte ihn ohnehin nicht daran hindern – atmete ich erleichtert auf. An manchen Tagen war ich froh, wenn ich einmal wirklich allein sein konnte.
    Ich legte meinen Beutel mit den Errungenschaften vom Schrottplatz auf das Bett. Mein Herz setzte für einen Schlag aus, als mein Blick zuerst auf meinen Schreibtisch und dann auf das geöffnete Fenster fiel. Der Wind hatte Papiere und haarfeine Drahtstücke im gesamten Raum verteilt. Der Schock schlug schnell in Wut um. Ich stieß ein Knurren aus und stürzte zum Fenster, das ich mit solch großer Wucht schloss, dass es in der Verankerung wackelte. Dabei erzeugte ich einen weiteren Windstoß, der auch den Rest meines filigranen Geflechts aus Draht vom Tisch wehte. Ich schrie meinen Zorn hinaus und trat gegen die zerstörten Reste des Modells, bis nicht mehr zu erkennen war, was es darstellte. Es hätte die detailgetreue Nachbildung eines Förderturms werden sollen, nun war es nur noch ein Haufen verbogener Drähte. Ich hätte das Modell reparieren können, wenn ich in meiner Wut nicht darauf herumgetrampelt wäre, doch die Verärgerung über meine Dummheit zwang mich manchmal Dinge zu tun, für die ich mich im Anschluss noch mehr hasste. Weshalb war ich nur so ein Hornochse? Ich hatte das Fenster nicht geschlossen, bevor ich mein Zimmer verließ. Ein unverzeihlicher Fehler! Mir stiegen Tränen in die Augen, als ich die kläglichen Überreste meines Projekts betrachtete. Ich raffte den Schrott zusammen, schnitt mich daran, stieß einen erneuten Wutschrei aus und beförderte das Zeug mit Wucht in den Mülleimer. Chaos und Unordnung trieben mich in den Wahnsinn. Ich konnte es nicht ertragen, Fehler zu machen. Wenn ich schlampig oder unkonzentriert war, malte ich mir vor meinem geistigen Auge aus, wie Vater mich dafür tadelte. Es versetzte mir ein ums andere Mal

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