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Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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Schmerz, der mir zuerst in die Augen und dann in den Rest des Körpers fuhr, war mit nichts zu vergleichen, was ich bis dahin erlebt hatte. Es fühlte sich an wie Eiswasser, das durch meine Eingeweide floss. Ich sprang zurück und wäre dabei beinahe gegen einen der Tische gestoßen.
    Mein Blick verschleierte sich, helle Punkte tanzten vor meinen Augen. War ich blind? Tränen flossen mir die Wangen hinab wie ein Wasserfall. Mein Körper bebte. Erst mehrere Minuten später war ich wieder in der Lage, meine Umgebung wahrzunehmen. Ich saß auf meinem Hinterteil, den Körper nach hinten gelehnt und auf die Hände gestützt. Das Licht der Kugel war erloschen, das Zwielicht des Laternenscheins aus dem Hof erfüllte wieder den Raum. Doch die wohltuende Dunkelheit hielt nicht lange an, weil durch den Spalt der angelehnten Tür vom Flur aus ein heller Lichtschein hereindrang. Ich hörte, wie jemand den Raum betrat. Nur Sekunden später wurde es hell, denn der Störenfried drehte den Hebel der Gaslampe neben der Tür auf. Ich war zu benebelt vom Schmerz, als dass ich mir der Tragweite der Ereignisse bewusst werden konnte. Erst, als ich Vaters donnernde Stimme vernahm, kehrten meine Lebensgeister zurück.
    »Fynrizz! Was hast du hier verloren?« Er bellte mir die Worte förmlich entgegen.
    Ich wandte den Kopf und blickte direkt in seine vor Zorn funkelnden Augen. Er kam mit großen Schritten auf mich zu. Schnell rappelte ich mich auf. Ich wollte nicht vor ihm auf dem Boden sitzen wie ein kleines Kind. Leider zitterten meine Knie und ein Schwindelanfall brachte mich ins Wanken. Ich versuchte, Breanor mit festem Blick in die Augen zu sehen. Leugnen war sinnlos, er hatte mich erwischt. Wut kochte in mir hoch. Ich hasste mich für meine Unvorsichtigkeit. Weshalb nur konnte ich nie etwas richtig machen? Ich fuhr mir durch die Haare und bemühte mich, einen gelassenen Eindruck zu machen.
    »Wie bist du hereingekommen?« Breanor stieß ein wütendes Knurren aus und ballte die Hände zu Fäusten. Ich wusste, dass er mich nicht schlagen würde. Schon seit fast drei Jahren hatte ich keine Prügel mehr bezogen. Vielleicht lag es daran, dass ich ihn mittlerweile um eine Kopflänge überragte.
    Erst jetzt bemerkte ich, dass Arc hinter ihm stand. Er blickte betreten zu Boden, eine Geste, die für einen Technoiden äußerst ungewöhnlich war. Ich seufzte. »Ich habe dir doch schon hundert Mal gesagt, dass du mir nicht hinterhergehen sollst«, sagte ich an Arc gewandt. In dem Moment, als ich ihn hinter Vater erblickt hatte, wusste ich, dass er es war, der mich unwissentlich verraten hatte. Der Technoid klebte meist an meinen Fersen, das wusste auch Breanor. Vermutlich hatte Arc ihn geradewegs hierher geführt.
    Vater drehte ruckartig den Kopf nach hinten, um zu sehen, mit wem ich gesprochen hatte. Dann wandte er sich wieder an mich. »Bist du eigentlich total irre?« Auf seiner Stirn pochte eine Ader. »Arc ist eine Maschine, und du sprichst mit ihm wie ein Schwachsinniger!« Er verlor selten die Fassung. Seine Worte trafen mich hart, auch wenn ich es mir nicht anmerken ließ. Für gewöhnlich war Breanor ein kühler und berechnender Mensch, der selten Gefühle zeigte. Ein Schwall heißen Bluts schoss mir in den Kopf. Weder schämte ich mich noch hatte ich Angst vor ihm, aber die Wut darüber, dass ich ihn erneut enttäuscht hatte, war beinahe unerträglich. Ich hasste mich so sehr.
    Breanor deutete meine Schweigsamkeit anscheinend als Geständnis, allerdings nicht als Entschuldigung. »Hast du nichts zu sagen? Was hattest du hier zu suchen? Ich habe dir eine Frage gestellt!« Er machte einen Schritt auf mich zu und hob drohend die Hand, als wollte er mich schlagen, nahm sie jedoch wieder herunter. »Ich habe gute Gründe, dir zu verbieten, hierher zu kommen«, fuhr er fort. Er griff sich in den Bart und kratzte sein Kinn. »Du akzeptierst keine Regeln, du sprichst entweder mit einer Maschine oder mit dir selbst, du schneidest dir mit einem Rasiermesser in die Unterarme. Kannst du mir bitte erklären, was ich tun muss, damit du endlich normal wirst? Demnächst sollst du an die Akademie der Weißen Liga gehen und eine Ausbildung zum Krieger absolvieren. Du wirst uns alle blamieren!«
    Trotz stieg in mir auf wie eine heiße Blase, die schließlich platzte. »Ich habe nie darum gebeten, in den Dienst des Königs zu treten«, schoss es aus mir heraus.
    Breanor riss die Augen auf und sah mich einen Augenblick lang verwundert an, als müsste er nach

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