Fyn - Erben des Lichts
Worten ringen. »Das sind ganz neue Töne. Du hast immer behauptet, du würdest alles tun, um der beste Soldat zu werden, den die Liga je gesehen hat.«
Er hatte recht, aber das wollte ich in diesem Moment nicht zugeben. Vielleicht hätte ich ihm sagen sollen, dass ich nur perfekt sein wollte, damit er mich liebte. Ich buhlte um seine Anerkennung. Weshalb merkte er das nie?
In Ermangelung einer Antwort biss ich mir auf die Unterlippe. »Die Glaskugel, die auf einem deiner Tische liegt: Was ist das?« Ich wechselte abrupt das Thema, denn ich konnte es nicht mehr ertragen, meine Unzulänglichkeiten unter die Nase gehalten zu bekommen.
Vater machte den Mund auf, aber kein Wort kam über seine Lippen. Seine zuvor strenge Miene löste sich in Wohlgefallen auf. Er sah mich mit einem undeutbaren Blick an. In seine Augen trat ein Funkeln, als hätte ihm jemand ein Geschenk gemacht, das er sich schon lange gewünscht hatte. Auch Arc, der die ganze Zeit still an der Wand gestanden hatte, hob zum ersten Mal den Kopf.
»Du meinst die Demoveruskugel. Hast du sie etwa berührt?« Er wirkte wie ein Kind, das am Sinjarstag um die Götterkerze tanzte und auf seine Geschenke wartete. Sein plötzlicher Stimmungswandel irritierte mich.
»Nein, ich habe sie nicht berührt«, sagte ich. »Ich konnte sie nicht anfassen, denn das Ding hat mich beinahe erblinden lassen.«
Vater schlug die Hände vors Gesicht und riss die Augen auf. »Tatsächlich? Es funktioniert tatsächlich?« Ich konnte mir zwar keinen Reim auf seine Worte machen, war aber froh, dass sein Ärger über meinen Ungehorsam verflogen zu sein schien.
»Was ist das für ein Ding? Und was bewirkt es?«
Breanor machte eine wegwerfende Handbewegung. »Zerbrich dir darüber nicht den Kopf. Es ist eine meiner genialsten Erfindungen. Ich kann und möchte dir nicht erklären, wozu ich die Demoveruskugel benötige. Es geht dich nichts an.« Plötzlich verfinsterte sich seine Miene wieder. »Du hast hier oben nichts verloren, also bin ich dir keine Erklärung schuldig.«
Ich wollte mich gerade beleidigt abwenden, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte und fürchterlich erschrak. Vater sah mich an, als hielte er mich für geistesgestört. Ich wandte mich um. Norrizz stand hinter mir. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Der Plagegeist, den außer mir niemand sehen konnte, störte mich nur selten während einer Unterhaltung, und ich hatte immer Schwierigkeiten, ihn dann zu ignorieren.
»Willst du es etwa darauf beruhen lassen?«, zischte er mir ins Ohr. Ich wollte ihm antworten, traute mich jedoch nicht, in Vaters Gegenwart mit ihm zu sprechen. Das wusste Norrizz, weshalb er die Gelegenheit nutzte, weiter auf mich einzureden. »Du hast es soeben mit waschechter Magie zu tun gehabt, die Kugel hätte dich beinahe erblinden lassen! Willst du nicht wissen, was Breanor dir verheimlicht? Bist du so ein Schlappschwanz, dass du jetzt wieder kehrtmachen und auf dein Zimmer gehen willst wie ein beleidigtes Kind? Fyn, ich bin enttäuscht von dir!«
Das Wort enttäuscht war es, das mich veranlasste, mich nochmals an Breanor zu wenden, der mich nach wie vor mit einem Blick bedachte, als hätte ich nicht alle beisammen. »Was verheimlichst du mir?«
Vater hob drohend den Zeigefinger. »Ich bin dir keinerlei Erklärung schuldig. Kümmere du dich um deinen Lernstoff und mach den König stolz. Dies ist dein letzter unbeschwerter Sommer, bevor du an die Akademie gehen wirst, genieße ihn. Und sei dir deiner Rolle nicht zu sicher, andere Eltern haben auch begabte Kinder.«
Sein letzter Satz weckte Erinnerungen. Als hätte sie mir jemand ins Ohr geflüstert, fielen mir die seltsamen Andeutungen des Bastards wieder ein.
»Weißt du, wer oder was meine Eltern waren?« Die Frage war heraus, noch ehe ich genauer über die Konsequenzen nachgedacht hatte.
»Wie bitte?« Vater spie mir die Worte förmlich entgegen. »Du wagst es, mir jetzt diese Frage zu stellen? Ich habe dir hundert Mal erklärt, dass ich dich als Säugling auf der Türschwelle zum Perlenturm gefunden habe. Du solltest mir dankbar sein, dass ich dir die Chance gewähre, in die Liga aufzusteigen! Hunderte Alven würden sich darum reißen.« Er presste den Mund zu einem schmalen Strich zusammen und ballte die Hände zu Fäusten, sagte jedoch nichts mehr. Auch ich schwieg. Alles, was ich jetzt noch hätte sagen können, hätte den Streit nur eskalieren lassen. Ich wandte mich wortlos ab und verließ das Arbeitszimmer. Arc trottete
Weitere Kostenlose Bücher