Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition)
Date, in der Hoffnung, er sei noch nicht gegangen. Nervös blickte ich mich immer und immer wieder um und erspähte ihn schließlich auf einer Bank.
Ich trat noch heftiger in die Pedale, unvorsichtig, wie immer und hielt auf ihn zu. Erst im letzten Moment zog ich die Bremsen und kam lässig schlitternd vor ihm zu stehen.
Er zuckte nicht zusammen, wirkte aber dennoch überrascht und, was mich sehr freute, durchaus beeindruckt.
Ich konnte seine Augen nicht erkennen, da er eine große Sonnenbrille trug, aber ich spürte seinen Blick förmlich an mir auf und ab wandern. Dann verzog sich sein Mund zu einem wohlwollenden Lächeln.
„Da bist du ja.“
„Ja, boa tut mir so leid! Ich… ähm… ich…“ Ha! Ich hatte keine Ausrede… Peinlich, peinlich…
„Du wusstest nicht, was du anziehen solltest. Mich beeindrucken oder eher lässig?“, antwortete er wohlwissend, dass er recht hatte.
Ja, lässig sah er aus, als er mit der linken Hand seine Sonnenbrille abnahm und sein Blick fragend zu mir durchdrang. Wie gestern hatte er eine Augenbraue hochgezogen.
„Ähhhh…“, stammelte ich nur und war wie gefangen von ihm. Auch er hatte sich herausgeputzt. Jedenfalls dachte ich das, ich wusste ja nicht, wie er sich sonst so anzog. Nach Jaspers Vorliebe für außergewöhnlich vornehme Kleidung, wunderte mich nichts mehr.
Alex hatte ein weißes T-Shirt mit dem Universitätslogo auf der Brust an. Darüber trug er ein einfaches, aber elegantes schwarzes Sportsakko, das ihm um die Schultern spielte, als sei es maßgeschneidert. Dazu hatte er eine neue, modische Jeans an, die draufgängerische aufgeschürfte und abgewetzte Stellen zeigte. Dass sie neu war, erkannte ich an dem Preisschild, dass seitlich an Alex Hüfte hervor lugte und er anscheinend vergessen hatte.
„Also, mich beeindrucken musst du nicht, das bin ich schon.“ Er lächelte auf diese selbstsichere ich-weiß-dass-ich-sexy-bin-Art.
„Ach was, ich habe seit Ewigkeiten auf die Gelegenheit gewartet, das alte Zeug mal wieder aus dem Schrank zu holen.“, antwortete ich betont nüchtern und winkte ab. Das stimmte sogar, ich zog mich selten so gewählt an.
„Na da sind wir ja schon zwei.“ Er hielt sich die Hand, die nicht die Sonnenbrille trug, über die Augen, um sie von der Sonne abzuschirmen und betrachtete mich noch mal genau. Dann stand er auf und streckte sich, wobei er übrigens verboten gut aussah!
„Ja, deine neue Hose hat bestimmt Ewigkeiten auf diesen Augenblick gewartet.“, grinste ich und griff nach dem Preisschildchen, das sich, als er sich reckte, verführerisch in meine Richtung drängte.
„Was…?“ Alex sah verblüfft dabei zu, wie ich geschickt das Bändchen von der Hose löste und den Preis betrachtete.
„Ein Date mit mir ist dir also fünfundzwanzig Euro wert?“ Ich grinste und reichte ihm das Schildchen. Ohne Worte nahm er es entgegen und starrte mich an.
„Okay, erwischt.“, gab er dann zu, schien etwas verlegen, aber noch lange nicht verunsichert zu sein.
„Na dann, ein Eis der Herr?“, fragte ich, ermutigt durch den für mich nicht allzu peinlichen Start.
„Gerne.“ Für einen Moment hatte ich das Gefühl er wolle, dass ich mich unterharkte, aber ich verwarf den Gedanken schnell. Zu altmodisch. Außerdem musste ich mein Rad ja schieben.
Die Eisdiele, natürlich ein Italiener, war super! Ich hatte hier schon öfter Eis gegessen und immer das Selbe: Spaghettieis ohne Sahne. Alex bestellte eine große Waffel mit fünf Kugeln.
Er wählte einerseits Klassiker wie Vanille und Schokolade, aber auch so exotisches Zeug wie Papaya, Rocher und Schlumpfeis. Ja, Schlumpfeis!
„Das sieht ekelig aus.“, kommentierte ich seine Eistüte.
„Das habe ich als Kind immer gegessen.“, verteidigte er sich.
„Du bist ein seltsamer Kerl!“
„Du aber auch! Also Frau.“, fügte er schulterzuckend hinzu.
Wir setzten uns zusammen auf die Wiese, nahe dem parkinternen Springbrunnen.
„Na wenigstens nicht langweilig.“, meinte ich und begann mein Eis zu löffeln.
„Das stimmt. Aber wieso bin ich seltsam? Nur wegen dem Eis?“, harkte Alex nach.
Heute wirkte er wiederum anders als gestern. Während er gestern eindeutig in seinem Element und Herr der Lage war, waren wir heute… gleichberechtigter. Er wirkte lockerer, nicht so oberlehrerhaft.
„Naja, du promovierst an der Fakultät für Anthropologie und Soziologie. Ja ich habe dich gestern gegoogelt.“, fügte ich hinzu, als er mich fragend ansah, „dein Thema:
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