Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition)
ich noch eine Chance… Dann gäbe es überhaupt noch eine Chance. Alles andere wäre wie ein Stich ins Herz.
Als ich in die Auffahrt fuhr, sah ich, dass sich im Wohnzimmer etwas bewegte. Sie war also da, das war schon mal ein gutes Zeichen. Als ich den Schlüssel in die Haustür steckte, hörte ich ihre Stimme, wie sie redete. Das kannte ich schon von ihr, immer wenn sie Sorgen hatte, redete sie mit sich selbst. Oder mit den Leuten im Fernseher oder mit Kuscheltieren… Das war ihre Art die Dinge zu reflektieren. Immerhin setzte sie sich damit auseinander, das war besser, als wenn sie ihn und ihre Beziehung schon aufgegeben hätte.
Doch als ich die Tür öffnete und die Hand schon an der Zwischentür vom Flur ins Wohnzimmer hatte, hörte ich eine zweite Stimme. Zuerst dachte ich, es wäre der Fernseher, aber Fynia antwortete direkt auf die zweite, übrigens männliche Stimme. Dann erkannte ich, dass sie über mich sprachen. Und Fynia klang nicht verweint.
Zorn schoss in mir auf. Was bildete die sich eigentlich ein? Hatte sie mich so schnell durch einen anderen ersetzt? Wer war der Typ? Wenn es dieser Allan war, dann…
Ich stieß die Zwischentür grob auf und erzielte genau die Reaktion die ich mir erhofft und gleichzeitig gefürchtet hatte: Fynia schreckte hoch und wich ein Stück von dem rothaarigen, blassen Typen zurück. Sie sah mich aus großen Augen an. Angst lag darin. Vielleicht auch Schuld?
"Jasper… was machst du hier?", fragte sie mit zitternder Stimme.
"Das könnte ich dich genau so fragen. Was MACHST du hier?", ich konnte die Wut in mir nur schwer zügeln. In dem Moment, wo sie mit der Antwort zögerte, hätte ich am liebsten das ganze Zimmer zu Kleinholz verarbeitet. Wie konnte sie mir das antun?
"Ich tue nichts, ich habe mich dreckig gemacht und…"
"So nennt man das also heute? Ich will gar nicht wissen, bei was für Spielchen du dich dreckig gemacht hast! Unglaublich! Unglaublich!! Keine 24 Stunden sind vergangen und du hast nicht gezögert! Und dann diese Pappnase! Dieses Weichei! Und? Wie ist er so? Küsst er gut? Oder wart ihr schon weiter?", empörte ich mich. Ich wusste, irgendwo im hintersten Winkel meines Herzens, dass ich ungerecht war.
"Spinnst du?", fragte Fynia nur. Tränen liefen über ihre Wangen. Allan rutsche unruhig auf dem Sofa hin und her.
"Ob ich spinne? Mensch Fynia, ich habe dir vertraut! Verdammte Scheiße und du tauscht mich tatsächlich gegen diesen Buben ein!" Ich baute mich zu voller Größe auf.
"Ich tausche dich nicht ein…", schluchzte sie, "und vertraut hast du mir nie…"
"Natürlich, natürlich habe ich das! Du Miststück, wie konntest du nur?" Es war schwer meine eigenen Tränen zurückzuhalten, aber ich schaffte es. Statt zu weinen, schwoll der Zorn in mir noch mehr an. Aber ich konnte mich beherrschen. Zu gewissen Teilen zumindest. Die Möbel blieben heil.
"Wenn das deine Entscheidung ist, wenn das deine Wahl ist. Wenn du lieber auf diese verschissene Vision hörst, als auf dein Herz… Dann war es das mit uns. Ich brauche keine Freundin, die bei der nächstbesten Gelegenheit mein Herz herausreißt und darauf mit einem anderen Salsa tanzt!" Ich hatte mich während der ganzen Zeit nicht bewegt.
"Jasper… nein… lass mich doch bitte erklären… Ich verspreche dir, dieses Mal verschweige ich dir nichts… Ich werde dir alles… ALLES erzählen…" Sie schluchzte so markerschütternd, dass mir das Herz zerbrochen wäre, wenn es nicht schon in Scherben gelegen hätte.
"Vergiss es Fynia. James hat dich verteidigt, aber es hat keinen Sinn. Nichts kann das mehr in Ordnung bringen, nie wieder, okay? Es ist aus…" Ich sah meiner Ex-Freundin tief in die Augen, in der Hoffnung, dass ich dort den Schmerz sehen könnte, den ich empfand, doch sie waren einfach nur leer.
Ich wünschte ich hätte sehen können, wie in ihr etwas zerbricht, so wie es in mir zerbrochen war. Doch als ich nichts weiter erkennen konnte, wandte ich meinen Blick kurz zu der blassen Puppe neben ihr, holte all mein innerstes nach oben und spuckte es ihm vor die Füße. Ich bemühte mich nicht mal die Tür zu schließen, sondern ging einfach zu meinem Wagen.
Als ich die Autotür schloss, wurde alles in mir ausgelöscht. Ich fühlte mich so leer, wie Fynias Augen dreinblickten. Alles war vorbei. ALLES! Ich schlug mit beiden Händen auf das Lenkrad, traf dabei die Hupe, die mit ihrem inbrünstigen Aufschrei meiner Wut Ausdruck verlieh.
Wir waren doch das perfekte Paar gewesen, wie
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