Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition)
Jemand hat meine Vision verändert und vielleicht noch mehr. Ich will wissen, warum.“ In meinem Kopf zeichnete sich in dem Moment das Bild, welches mir Allan bei unserem ersten Treffen gezeigt hatte. Ich selbst war darauf zu sehen.
Vor diesen wenigen Tagen, die mir eine Ewigkeit weit zurückliegend vorkamen, dachte ich, dass ich das unmöglich sein konnte. So schrecklich und verbittert und böse, wie das Bild mich zeigte, wollte ich niemals sein. Nun fühlte ich mich dieser Zeichnung wesentlich ähnlicher.
„W-wenn was kaputtgegangen ist… dann war das ein V-versehen, wirklich…“, stotterte Allan. Ich konnte nicht erkennen, ob er die Wahrheit sagte oder nicht. Es war mir auch fast schon egal, nur Maxs tiefe Bassstimme hielt mich davon ab Allan anzuschreien.
„Nein, die Zufälle häufen sich zu sehr, sag mir, was du wirklich wolltest. Sag mir, wieso du meine Vision verändert hast? Wegen deiner Mutter? Was hat sie gesehen?!“, forderte ich zu wissen. Mir war, als läge der Schlüssel für dieses Geheimnis in dieser Zeichnung.
„Ich.. ich weiß es doch nicht… sie… sie ist tot, schon vergessen? Fynia… Ich schwöre dir, ich habe damit nichts zu tun. Ich höre zum ersten Mal, dass eine Vision verändert wurde.“ Seine Stimme klang höher als normal und er sah verzweifelt aus. Aber ich glaubte ihm nicht.
Lange war ich mir nicht mehr so sicher gewesen. Ich hatte keine Zweifel daran, dass er der Schuldige war, dass er Schuld an alledem war, was mir passierte. Dass er der Grund und Auslöser war für die ganze Geschichte…
„Du hast den Sendemast umgebaut. Ich kann das blaue Licht sehen, Allan. Das Licht führt die Schafe hierher, damit sie sterben können. Kannst du es auch sehen? Was ist deine Familiengabe, Allan? Wieso hasst du die Schafe so?“ Ich wollte Antworten, jetzt!
Bam, bam, bam. Mein Herzschlag hatte sich an die Musik abgepasst. Sie hämmerten beide viel zu schnell und stark, ließen mein Blut rauschen. Nur die wohl gewählten Worte des Sängers konnten mich festhalten.
„Ich… ich kenne kein blaues Licht… Und Schafe sind einfach… komische Tiere… Ich weiß auch nicht.“ Er zuckte mit den Schultern, als wolle er lässig wirken, aber seine angespannte Stimme klang angsterfüllt.
„Wieso willst du die Seelen der Schafe vernichten, Allan?“ Mein Blick taxierte ihn, schien ihn förmlich festzuhalten. Er schien nicht mehr in der Lage sich auch nur einen Millimeter zu bewegen.
Wum, wum, wum. Ich hörte das Rauschen meines Blutes in meinen Ohren. Spürte, wie es mein Gehirn flutete und es zu Höchstleistungen antrieb.
„Ich ähm… Fynia… ich weiß nicht, wovon du sprichst, wirklich… Was soll ich denn sagen? Wenn irgendwas kaputt ist, dann hilf mir es zu reparieren.“ Seine Stimme klang fast flehend. Ein bisschen wie ein Kind, das bei den Eltern lügt und versucht glaubwürdig zu klingen.
„Lügner…“ Ich ließ das R rollen, wollte böse klingen, ihn einschüchtern und so vielleicht zur Wahrheit treiben.
„Nein ich… ich lüge n-nicht… Fynia… Bitte glaub mir… i-ich habe s-sogar versucht… versucht den Mast zu r-reparieren.“ Er schien neuen Mut zu fassen und ich stutzte. Das erste Mal, seit ich hier hergekommen war, zauderte ich. Hatte ich ihm Unrecht getan?
„Erzähl mehr.“, forderte ich, wie in einem Verhör.
„Als wir darüber gesprochen hatten… w-weißt du noch?“ Ich nickte, „i-ich habe mich danach an das P-Problem gesetzt und g-glaube, eine Antwort g-gefunden zu h-haben. Ich kann ihn heile machen… Es dauert ein bisschen und ich brauche ein Gewitter dazu…“
Ich starrte ihn an. Was sollte ich sagen? Ein kühles Lüftchen streifte mein erhitztes Gesicht und jagte mir einen eisigen Schauer über den Rücken.
„Gestern gab es ein Gewitter.“
„J-ja, schon. Aber ich w-wollte eigentlich e-erst mit d-dir sprechen…“ Er wurde wieder rot und starrte zu Boden.
„Wieso?“
„I-ich weiß a-auch nicht…“ Er wirkte so kümmerlich, wie ein Wurm der in einer Pfütze zu ersaufen schien.
„Beweise es mir.“, forderte ich mit fester Stimme.
„Das g-geht nicht so e-einfach… Okay… pass auf…“ Er schien allen Mut zusammen zu nehmen und sah mir direkt in die Augen, „ich schreibe dir eine SMS. Es muss gewittern dafür, dann kannst du kommen und es mit eigenen Augen sehen. Okay?“ Seine Stimme klang ungewohnt kräftig, fast schon selbstsicher. Das verunsicherte mich. Lief ich direkt in eine Falle?
„Gut.“,
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