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Gabe des Blutes

Gabe des Blutes

Titel: Gabe des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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wahrnehmbar. Es entging Mystique nicht, dass er jetzt näher bei ihr stand als je zuvor.
    »Chayne.«
    »Eine unbekannte Gruppe nähert sich Jeth«, erklärte er ihr sogleich. Er legte den Kopf schräg und lauschte innerlich der Stimme des Rudels. »Reule lässt im Augenblick nur Vorsicht walten. Es gab keine offenen Drohungen. Es ist eine fremde Karawane, so groß, dass sie den Bauernhöfen außerhalb der Stadtgrenzen Probleme machen könnten, falls sie das vorhaben sollten.«
    »Verstehe. Ich danke Euch, Schattenmann.«
    Mystique atmete tief durch, um ihre Nerven zu beruhigen. Reule würde mit der Situation fertig werden. Und wenn ihre Fähigkeiten als Heilerin gefragt wären, wäre sie vorbereitet. Vorerst würde sie bleiben, wo sie war.
    Im Moment konnte sie nur versuchen, sich keine Sorgen um Reule zu machen.
    Reule stand auf dem zentralen Punkt der hohen Mauer von Jeth und beobachtete die Karawane, die sich stetig dem Haupttor näherte. Es war klar, dass Jeth das Ziel der Reisenden war. Sehr zur Bestürzung seiner fremdenfeindlichen Wachen hatte Reule alle Soldaten hinter die Mauern zurückbeordert. Er wollte gegenüber den Fremden nicht die Muskeln spielen lassen, falls es nicht nötig war. Das war nicht der Weg, andere dazu zu bringen, ihre Meinung über die Sánge zu ändern.
    Allerdings blieb das äußere Fallgitter geschlossen.
    Freundlich sein, nicht dumm.
    Saber rief dem Anführer der Karawane einen Gruß zu, während Reule sich still verhielt und ihn seine Arbeit tun ließ.
    »Hallo!«
    Der Ruf erschallte, und die Karawane blieb stehen. Reule verengte die Augen, während er beobachtete, wie Saber mit dem vordersten Reiter sprach. Es gab rund acht Schlitten, drei davon für eine Person, die schnell waren und für große Entfernungen gedacht. Und es waren alles Männer. Dass keine Frauen dabei waren, bedeutete, dass das hier kein Zufall war.
    Diese Leute waren nicht vom Schneesturm überrascht worden. Sie waren offenbar sogar darauf vorbereitet gewesen. Alle trugen dicke Pelze. Reisedecken schützten die Fahrer und auch die Mitreisenden. Auch die Pferde hatten ein dichtes Fell und waren kräftig gebaut, eine Rasse, die stark genug war, um Schlitten meilenweit durch tiefen Schnee zu ziehen.
    Reule ließ Saber nicht aus den Augen, während der mit dem Anführer sprach.
    »Seid gegrüßt und willkommen in Jeth«, sagte Saber ruhig von seiner sicheren Position ungefähr anderthalb Meter über dem Kopf des Mannes auf dem Pferderücken aus.
    »Seid ebenfalls gegrüßt«, erwiderte der Reiter. »Mein Gefolge würde die Reise gern in Eurer Stadt unterbrechen.«
    »Zuerst wüssten wir gern, wer Ihr seid und woher Ihr kommt, mein Freund«, sagte Saber gelassen. »Wir bekommen selten Besuch an diesem unwirtlichen Ort.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, pflichtete der Reiter bei. »Wir sind Yesu. Wir stammen aus einer Provinz hoch im Norden.«
    »Im Norden gibt es nichts als hohe Berge«, bemerkte Saber.
    »Ja! Das stimmt«, erwiderte der Reiter. »Die Yesu sind ein Bergvolk.«
    Das überraschte Reule. Er hatte noch nie von einer Zivilisation in den Bergen hinter der Stadt gehört. Sie waren unpassierbar. Die Tatsache, dass diese Leute aus Richtung des Taleingangs kamen anstatt von den nördlichen Gebieten her, war Beweis genug dafür. Sie mussten aus einem weiter entfernten, besser zugänglichen Gebiet stammen.
    »Wir wussten nicht, dass es Bergstämme gibt, und wir leben seit über sechzig Jahren in diesem Tal«, teilte Saber dem Fremden mit.
    Der Anführer der Yesu lachte, und der Klang hallte durch die Luft. »Die Yesu verlassen ihre Bergheimat kaum«, sagte er. »Aber wir haben von Euch und Eurer Stadt gehört. Wir freuen uns, dass Euer Stamm in dieser rauen Umgebung überlebt hat. Es spricht für Eure Spezies.«
    Saber reagierte spontan. »Ihr wisst, dass das hier eine Sánge-Stadt ist, oder? Es gibt nicht viele, die freiwillig die Gesellschaft von Sánge suchen.«
    »Die Welt ist groß und sehr verschiedenartig, da sollte man Bräuche anderer Kulturen nicht einfach ablehnen. Ihr werdet feststellen, dass meine Leute toleranter sind als die meisten. Wir wollen Euch nichts Böses.«
    Reule wusste, dass der Mann die Wahrheit sagte. Und Saber wusste es auch.
    »Dürfte ich erfahren, mit wem ich spreche?«, rief Reule von der Mauer hinab.
    »Lothas, Zweiter Befehlshaber unseres großen Herrschers Derrik, oberster König aller Yesu-Stämme. Und Ihr?«
    »Primus Reule, Führer der Stadt und Provinz von Jeth.«
    Der

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