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Gabriel oder das Versprechen

Gabriel oder das Versprechen

Titel: Gabriel oder das Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Voosen
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Düsseldorf
lief, habe ich ihn einmal aufgesucht, um mich über diese
Geschäftsidee zu informieren. Er war sehr auskunftsfreudig und
meinte am Ende unseres Gesprächs sogar, ich solle doch mal darüber
nachdenken, gegebenenfalls in Wuppertal eine Filiale seines
Instituts ›6-6-6‹ zu eröffnen. Das würde mein unternehmerisches
Risiko minimieren.«
    »Und? Kam das für Sie in
Betracht?«
    »Ehrlich gesagt, nein! Mir war die
Werbung für seine Speed-Date-Partys und auch das Ambiente seines
Veranstaltungsraumes etwas zu - wie soll ich sagen - zu erotisch
aufgemotzt.«
    »Sie meinen zu
sexistisch?«
    »Exakt!«
    »Das heißt, Ihre Idee ist eher die
langfristig angelegte Verbindung von Teilnehmern, denen Sie bei
sich die Gelegenheit des ersten Kennenlernens geben
wollen.«
    »Richtig. Das macht den Unterschied.
Wenn Sie so wollen, ist es eine Frage der Seriosität. Und genau das
macht mir großes Kopfzerbrechen. Wenn ich mir vorstelle, dass einer
unserer Kunden ein Psychopath ist, der die Plattform, die ich
biete, so schändlich missbraucht…«
    »Das steht ja alles noch nicht fest.
Aber wir müssen es einkalkulieren.«
    »Es ist aber doch mehr als
wahrscheinlich, denn wer außer einem meiner Kunden sollte ein
Interesse daran haben, bei mir
einzubrechen, um meine Karteikarten zu entwenden? Und
offensichtlich hat er es ja ausschließlich auf die Karten
abgesehen. Wenn er die Kassette mit dem Wechselgeld gestohlen
hätte, könnte ich hinsichtlich der Karten ja noch an einen Zufall
glauben … Aber so muss ich das schon als ganz gezielte Aktion
ansehen. Und dann kommt meiner Meinung nach nur einer meiner Kunden
in Frage.« Vera hatte sich richtig in Rage geredet und ihr war
anzumerken, wie sehr sie die ganze Angelegenheit
mitnahm.
    »Es stimmt schon, was Sie sagen,
Frau Corts, aber wir müssen auch in Erwägung ziehen, dass sich
irgendein Spinner die Karten angeeignet hat, aus welchem Grund auch
immer«, versuchte Fassbinder beschwichtigend auf Vera einzuwirken.
»Wollen wir uns jetzt die Fotos ansehen?«
    Damit wandte er sich der Mappe zu,
die er bereits zuvor auf den Tisch gelegt hatte. Er ging die
einzelnen Bilder mit Vera und Carlo durch. Auf den Umstand, dass
Bruno Lagier und Marcus Zeitz damals in Düsseldorf und jetzt
kürzlich in Wuppertal gemeinsam ein Speed-Dating besucht hatten,
wies er besonders hin. Vera konnte sich nur schwach erinnern, aber
Carlo umso deutlicher, weil die Beiden - mit viel Sitzfleisch
ausgestattet - bis gegen Mitternacht noch im Bistro an der Bar
gesessen hatten, während Vera schon in ihrem Büro verschwunden war,
um die Karteikarten auszuwerten.
    »Sehen Sie«, meinte Carlo, »dieses
Bild hier - und er wies auf das Foto über den Daten von Marcus
Zeitz - wurde bei uns an der Bar gemacht! Die Beiden haben ihr
Wiedersehen gefeiert und das Bild mit Selbstauslöser von einem der
Bistrotische aus aufgenommen. Im Hintergrund bin ich sogar noch,
wenn auch etwas verschwommen, zu erkennen.«
    Fassbinder hatte sich beim ersten
Durchblättern schon gewundert, wieso von Marcus Zeitz kein Passfoto
in der Akte war. Offensichtlich keins zur Hand, hatte er sich
gedacht, und dann festgestellt, dass auch Christina Göhrs den
Ermittlern nur ein privates Foto ausgehändigt hatte. »Waren nur
noch die beiden Männer bis zum Schluss im Bistro? Keine
Frau?«
    »Nein, nur noch die Beiden. Die
Anderen waren längst gegangen. Ich bin dann auch kurz nach ihnen
abgehauen. Vera war noch im Büro und hat das Bistro
abgeschlossen.«
    »Ja, stimmt, ich erinnere mich.
Meistens ist Carlo der Letzte. Aber ich hatte am nächsten Morgen
noch was zu erledigen. Deshalb habe ich die Auswertung noch fertig
gemacht und bin dann gegen halb eins aufgebrochen.« Sie gingen noch
die anderen Fotos durch. Aber ohne Ergebnis. Bei allen Teilnehmern,
deren Fotos sich in der Mappe befanden, war Vera und Carlo nichts
Besonderes aufgefallen, das im Gedächtnis haften geblieben wäre.
Fassbinder klappte die Mappe zu und legte sie zu den anderen
Unterlagen auf seinen Schreibtisch. Veras Blick folgte automatisch
der Bewegung seiner Hand. »Moment mal«, stieß sie aufgeregt hervor.
Auf einem Aktenstapel lag ein Foto von einer Frau, die sie kannte.
»Was ist? Was haben Sie?«
    »Was hat es mit diesem Foto auf
sich?«
    »Das ist Maren Trautmann, das erste
Opfer!«
    »Die Ermordete von vorletztem
Sonntag?«
    »Ja. Wieso? Kennen Sie
sie?«
    »Hier Carlo, sieh dir das Foto an«,
stammelte sie das Bild ergreifend und fuchtelte damit unter

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